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Thema

Extremismus in Brandenburg

In der Landeszentrale für politische Bildung schrillen die Alarmglocken: Obwohl es zu ihrem Auftrag gehört, den Rechtsextremismus zu bekämpfen, muss sie möglicherweise rechtsextreme Aktivitäten fördern. Der Hintergrund: Die 1999 mit fünf Abgeordneten in den Landtag eingezogene rechtsextremistische DVU hat nach dem Vorbild von SPD, CDU und PDS eine "Kommunalpolitische Vereinigung demokratisches Brandenburg" gegründet.

Unbekannte haben auf dem Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers Sachsenhausen in Falkensee (Havelland) gewütet. Die Täter beschmierten die Außenwände einer Häftlingsbaracke und eine Lageplankarte mit teilweise nicht leserlichen Schriftzügen in mehreren Farben, wie eine Polizeisprecherin am Dienstag in Oranienburg mitteilte.

Die Eberswalder Polizeipräsidentin Uta Leichsenring ist mit dem Preis der Lutherstädte "Das unerschrockene Wort" ausgezeichnet worden. Damit werde ihr Engagement für Toleranz und gegen Rechtsextremismus gewürdigt, sagte der frühere Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Joachim Gauck, bei der Preisverleihung am Samstag in Erfurt.

Mehr als achteinhalb Jahre nach einem Brandanschlag von Rechtsextremisten ist am Sonnabend die Jüdische Baracke 39 in der Gedenkstätte Sachsenhausen als Museum eröffnet worden. Zu sehen ist eine Dauerausstellung zum Alltag der Häftlinge in dem Konzentrationslager der Nationalsozialisten bei Berlin.

Die Politik habe zu wenig getan gegen den Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern - darauf einigten sich am Donnerstagabend die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion in Berlin, zu der die Berliner SPD eingeladen hatte. Schlimmer noch: Sie habe die Gefahr, die von Gewalttätern mit rechtsextremem Gedankengut ausgeht, nicht einmal früh genug registriert.

Elf rechte Vorfälle allein in einer Woche - die Auflistung der kleinen Polizeimeldungen, die in den vergangenen sieben Tagen eingingen, zeigt erneut, in welchem Ausmaß Teile der Brandenburger Jugend von Fremdenhass und Nazikult infiziert sind. Das betrifft aber auch Angehörige der Polizei.

Von Frank Jansen

Rechte Jugendliche haben am Donnerstagabend in Hennigsdorf (Kreis Oberhavel) eine türkische Familie attackiert. Zunächst sei der zehnjährige Sohn auf einem Spielplatz von einer fünfköpfigen Gruppe mit Steinen beworfen worden, berichtete die Polizei am Freitag.

Johannes Mario Simmel (76), weltweit erfolgreicher Unterhaltungsschriftsteller, hat mit seinem jüngsten Band "Die Bienen sind verrückt geworden" eine Kontroverse mit Brandenburgs Ausländerbeauftragter Almuth Berger ausgelöst. Simmel, der sich seit Jahrzehnten gegen Rassismus engagiert, nahm Berger zugeschriebene Zitate inzwischen zurück.

Nach dem Brandanschlag auf eine vietnamesische Familie in Belzig (Kreis Potsdam-Mittelmark) ist ein 17-Jähriger wegen versuchten Mordes zu viereinhalb Jahren Jugendhaft verurteilt worden. Den 19 Jahre alten Mitangeklagten sprach das Potsdamer Landgericht am Freitag der Beihilfe schuldig und verhängte gegen ihn eine zweijährige Jugendstrafe.

Nach einer ausländerfeindlichen Beleidigung ist ein 17-jähriger Jugendlicher in Oranienburg festgenommen worden. Er hatte nach Polizeiangaben einen 21 Jahre alten Afrikaner mit deutscher Staatsbürgerschaft mit den Worten "Neger, der hier nicht hergehört" beschimpft.

Erstmals unterstützt jetzt die Bundesregierung kleine Initiativen in den neuen Bundesländern, die sich gegen den Rechtsextremismus unter Jugendlichen wenden: im Rahmen des neuen Aktionsprogramms "Jugend für Toleranz und Demokratie - gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus". Familienministerin Christine Bergmann (SPD) stellte es am Dienstag in Berlin vor.

Trotz starker Zunahme rechtsextremer Gewalt in Brandenburg ist die Zahl der vorläufigen Festnahmen rückläufig. Wie Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) in Potsdam mitteilte, wurden im vergangenen Jahr 230 Tatverdächtige vorläufig festgenommen, weil ihnen rechtsextreme und fremdenfeindliche Straftaten zur Last gelegt wurden.

Der Polizei ist ein Schlag gegen die rechte Szene im brandenburgischen Landkreis Oberhavel gelungen. Bei vier mutmaßlichen Rechtsextremisten aus Gransee und Zehdenick wurde am Dienstag bei Hausdurchsuchungen Waffen und Propagandamaterial sichergestellt, teilte die Polizei in Oranienburg mit.

Überwiegend positiv klingt das Echo auf den Vorschlag des Gubener Bürgermeisters Gottfried Hain (SPD), um den Gedenkstein für den zu Tode gehetzten Farid Guendoul solle sich täglich jeweils ein Bürger kümmern. "Es wäre gut, wenn sich viele Leute anbieten, nach dem Mahnmal zu schauen", sagte Brandenburgs Ausländerbeauftragte, Almuth Berger.

Von Frank Jansen

Die Polizei hat gestern am späten Abend in Potsdam und Umgebung etwa 20 Wohnungen von militanten Rechtsextremisten durchsucht. Gefunden wurden Schreckschusswaffen, Messer, CDs und Musikkassetten von Skinhead-Bands und rechten Liedermachern sowie Propagandamaterial.

Von Frank Jansen

Am liebsten möchte man sich Ohren und Augen zuhalten: Der Dauerstreit um den Gedenkstein für den zu Tode gehetzten Farid Guendoul ist schon lange unerträglich - und wird doch jeden Monat noch absurder. Anstatt mit Wort und Tat das kleine Mahnmal im Gubener Plattenbauviertel Obersprucke gegen eine feindselige Umgebung zu verteidigen, debattieren Demokraten über Rückzug und Aufgabe.

Von Frank Jansen

Tausende Schüler haben am Donnerstag in Potsdam ein deutliches Zeichen gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus gesetzt. Nach Polizeischätzungen nahmen mehr als 4000 Jugendliche aus allen Schulen der Stadt an einem Gang zum jüdischen Friedhof teil, der von der Voltaire-Gesamtschule initiiert worden war.

Die Polizei in Schwedt ermittelt gegen 14 mutmaßliche Angehörige der rechten Szene wegen versuchten Landfriedensbruchs. Die Gruppe habe sich am Sonntagabend vor dem Haus eines 18-Jährigen in Berkholz bei Schwedt (Kreis Uckermark) versammelt und ihn unter Androhung von Schlägen aufgefordert, mit seinen Freunden zur Bushaltestelle zu kommen, berichtete die Polizei.

Cottbuser Bürger wollen am heutigen Sonntag ab 11 Uhr gegen rechtsextremistische Ausschreitungen in ihrer Stadt demonstrieren. Zu der Aktion, die mit einem Gottesdienst in der Oberkirche um 10 Uhr beginnt, haben das Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit, die evangelische Kirche und die Initiative Cottbuser Aufbruch aufgerufen.

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