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Ein reguläres Fußballspiel wie hier das Berliner Pokalfinale dürfte in der Hauptstadt wohl erst im September stattfinden.

© imago/Sebastian Wells

Normales Training wieder erlaubt: Berliner Amateurfußballer drängen auf Liga-Neustart

Die Berliner Amateurvereine dürfen wieder normal trainieren. Doch der Liga-Start steht zum Unmut der Klubs wohl noch in recht weiter Ferne.

Vor ein paar Tagen noch standen die Fußballer des Berlin-Ligisten SV Empor Berlin im Jahnsportpark und spielten sich zum x-ten Mal den Ball über eine Schnur. Fußballtennis stand auf dem Programm. Mal wieder. Es gibt kaum eine Spielform, die im Amateurfußball in den vergangenen Wochen häufiger ausgeübt wurde als Fußballtennis. Die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus geht hierbei gegen Null. Aber nach ein paar Wochen geht auch die Lust darauf gegen Null. Das bemerkte auch Nils Kohlschmidt, der Trainer des SV Empor. „Wir freuen uns alle, dass es nächste Woche wieder losgeht mit normalem Training“, sagt er deshalb.

Kohlschmidt und dem SV Empor geht es wie wohl allen anderen Berliner Amateurvereinen, die seit Monaten gar nicht beziehungsweise nur sehr eingeschränkt ihrem Sport nachgehen durften. Doch das ist nun vorbei. Die Berliner Senatsverwaltung für Inneres und Sport teilte am Montag mit, dass bei Kontaktsportarten und damit auch beim Amateurfußball „ab sofort voller Trainingsbetrieb erlaubt“ sei. Schluss also mit Fußballtennis.

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Für Kevin Langner, den Geschäftsführer des Berliner Fußball-Verbandes (BFV), war die Senatsentscheidung „ein Schritt in die richtige Richtung“. Schon seit Wochen hatten der BFV und seine ihm untergliederten fast 400 Vereine gefordert, dass der Berliner Amateurfußball dem bundesweiten Trend folgen und wieder „normal“ spielen solle. Mit Groll blickten die Amateurkicker der Hauptstadt über die Stadtgrenzen nach Brandenburg, wo schon Ende Juni Mannschaftstraining ohne Abstandsregeln im Freien erlaubt war und wenig später die ersten Testspiele stattfanden.

Abstandsregeln wurden in Berliner Vereinen mitunter ignoriert

Bei so manchem Verein schlug der Groll in Ungehorsam um. Abstandsregeln wurden ignoriert, weil mitunter nur wenige Kilometer entfernt ganz normal Fußball gespielt wurde. Hinzu kam, dass bereits einige Berliner Amateurvereine Testspiele in Brandenburg austrugen respektive austragen. Erlaubt ist das. Man sieht schon: Die Berliner waren in fußballerischer Hinsicht ein gallisches Dorf mit sehr eigenen Regeln. „Föderalismus in allen Ehren“, sagt Empor-Trainer Kohlschmidt, „aber im Fußball hätten Berlin und Brandenburg schon besser zusammenarbeiten können.“

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Kohlschmidt hofft nun, dass es für seine Mannschaft Mitte bis Ende August mit dem ersten Spieltag in der Berlin- Liga wieder losgeht. Doch daraus wird wohl nichts werden. „Leider haben wir noch keine Klarheit darüber, wann es wieder Testspiele geben wird und wann die neue Saison starten wird“, sagte BFV-Geschäftsführer Langner am Dienstag dem Tagesspiegel. Wie die Nachrichtenagentur dpa vermeldete, wird der Neustart im Berliner Amateurfußball wohl erst Mitte September erfolgen. Demnach will der Berliner Senat erst die Infektionszahlen nach der Urlaubsphase abwarten. Dies hätte wiederum zur Folge, dass der Berliner Pokalsieger als Teilnehmer am DFB- Pokal nicht rechtzeitig ermittelt werden kann.

Basis des Sports drängt auf schnelle Wiederaufnahme des Ligabetriebs

Ist der Berliner Senat nun ein Spielverderber oder agiert er angesichts der Coronavirus-Pandemie umsichtig und vernünftig? Die Meinungen hierzu gehen auseinander. Die Basis des Sports drängt auf eine schnelle Wiederaufnahme des regulären Wettbewerbsbetriebs und verweist immer wieder auf den Profifußball, bei dem es in Deutschland bereits Mitte Mai weiterging. Doch der Profifußball hat ganz andere (vor allen Dingen finanzielle) Mittel, um die Maßnahmen zum Infektionsschutz zu gewährleisten als der Sport in der Breite.

Um die Sportstätten in der Hauptstadt, das zeigt sich besonders in diesen Zeiten, steht es nicht zum Besten. Viele Anlagen sind veraltet, die sanitären Einrichtungen teilweise in sehr schlechtem Zustand. Das Hauptproblem in Berlin wie bundesweit ist aber der immer größer werdende Mangel an ehrenamtlichen Mitarbeitern in den Vereinen. Die werden allerdings dringend für den Infektionsschutz benötigt. „Es bedarf einer Kraftanstrengung der ehrenamtlichen Helfer, sich an die neue Realität in der Pandemie zu gewöhnen“, sagt Langner.

Insofern dürfte der Berliner Amateurfußball froh sein, wenn er noch ein bisschen mehr Zeit für den Neustart bekommt. Aber wie zu hören ist, sind die Berliner Vereine eifrig dabei, neue Testspiele zu organisieren. Selbstverständlich in Brandenburg.

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