
© Sport Berlin 24 e.V./Abteilung American Football
Boom durch Olympia: Flag Football etabliert sich zunehmend in Berlin
Die kontaktlose Variante des American Football erfährt immer mehr Zuspruch, auch in Berlin. Weil auf harte Tacklings verzichtet wird, ist der Sport für alle Altersklassen und Fitnesslevel geeignet.
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Sie schlagen blitzschnelle Haken, reißen sich flatternde Bänder (Fahnen) vom Gürtel und feiern den Touchdown: Flag Football hat sich nicht nur in Berlin etabliert, sondern boomt regelrecht. „In vielen Vereinen werden Teams gegründet. So auch bei uns“ sagt Conny Klatt, Teambetreuerin bei den Kobra-Teams und seit kurzem als Trainerin im Jugend Flag aktiv.
Flag Football ist die kontaktlose Variante des American Football. Klatt erklärt es so: „Teams von je fünf Spielern spielen auf einem Kleinfeld um Raumgewinn und Touchdowns. Statt des Tacklings (zu Boden bringen des Ballträgers) werden Flaggen gezogen, die an einem Gürtel um die Hüfte getragen werden. Ist die Fahne weg, ist der Spielzug beendet.“
Flag Football ist in Klatts Augen ein sehr dynamischer, schneller und oft auch punktreicher Sport. „Die Spielzeit ist deutlich kürzer als beim Tackle, weshalb der Spielbetrieb üblicherweise im Turniermodus organisiert ist.“
Berlin holt beim Flag Football auf
Schaut man in die Historie, finden sich Anfänge des Flag Football im Zweiten Weltkrieg. US-Soldaten spielten eine Variante namens „Touch and Tail“, um fit und verletzungsfrei zu bleiben. Nach dem Krieg verbreitete sich diese Form in US-Universitäten und in Stadtparks. In Berlin tauchte Flag Football mit den Bears im Jahr 1978 auf.
Dass beim Flag Football auf harte Körperkontakte verzichtet wird, macht den Sport nicht nur sicherer, sondern auch attraktiver für Menschen aller Altersklassen und Fitnesslevel. Die Spiele sind zwar schnell, verlangen aber auch taktisches Verständnis und fördern vor allem das Zusammenspiel im Team.
Der Berliner Flag Football hat sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt, ist allerdings noch nicht da, wo er gern wäre. „Im Vergleich zu anderen Regionen Deutschlands ist Berlin noch nicht auf dem gleichen Level. Der Kern der Flag Football Bewegung liegt in Mittel- und Süddeutschland sowie auch NRW. Dort gibt es langjährige Erfahrung und auch viele Nationalspieler*innen werden von dort entsendet“, berichtet Klatt.
Aber Berlin holt auf. Mehrere traditionsreiche American-Football-Vereine der Stadt haben bereits eigene Flag-Teams aufgebaut, die sowohl im Erwachsenen- als auch im Jugendbereich Erfolge feiern. „Unsere Erwachsenen (Seniors) sind im zweiten Jahr im Spielbetrieb und seit 2025 spielen wir auch mit zwei Jugendteams“, sagt Klatt.
Wichtige Verbindung nach Nordamerika
Die Berlin Thunder Ligthnings und die Lichtenberg Lions zählen zu den erfolgreichen Flag-Teams der Hauptstadt. Die Lions spielen aktuell sogar in der ersten Bundesliga. Die Berlin Bullets aus Marzahn, die Kobras, die Berlin Adler und die Spandau Bulldogs bieten leistungsorientiertes Training und regelmäßige Spielpraxis für alle Altersklassen an.
Wir als Kobras sind in der Region das Aushängeschild dafür, dass Frauen und Football zusammengehört
Conny Klatt, Teambetreuerin bei den Kobras
Prägend für den Flag Football ist nach wie vor auch die Verbindung zur NFL (National Football League in den USA). Die NFL initiiert seit 2022 ein großflächig angelegtes Flag-Football-Programm in Deutschland, das bereits mehr als 350 Schulen erreicht und über 40.000 Kinder im Alter von 10 bis 14 Jahren angesprochen hat. Mit diesem Programm werden Lehrkräfte geschult, das Equipment wird gestellt und regionale Turniere, darunter die U12-und U14-Endspiele in Berlin (24. Juni ab 9 Uhr im Stade Napoléon im Wedding ), werden organisiert.
Dass Flag Football auch für jüngere Spieler*innen interessant ist, gefällt auch Klatt. Bei den Kobras sind die Jüngsten sechs Jahre alt. Ein weiterer Punkt, der für den Sport spricht: sein inklusiver Aspekt. „Wir als Kobras sind in der Region das Aushängeschild dafür, dass Frauen und Football zusammengehört“, erzählt Klatt. „Wir wollen natürlich nun auch Mädchen und Frauen für Flag Football begeistern.“
Vielleicht profitiert Flag Football in Berlin ja vom weltweiten Boom. Die Sportart wird 2028 erstmals olympisch – ein Meilenstein, der der Berliner Szene sicher Rückenwind verleiht. Klatt sagt, dass die Motivation, hier in der Stadt etwas aufzubauen, bei allen sehr groß ist.
Und ja: Der olympische Gedanke passt gut zur Philosophie des Spiels: Fairness, Respekt und Vielfalt. All das findet sich auf Berliner Sportplätzen wieder, wenn Jugendliche, Frauen und Männer gemeinsam auf dem Feld stehen, um mit Geschwindigkeit und Geschick Flaggen statt Gegner zu „tacklen“.
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