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Herthas neue Mitte. Stefan Leitl zwischen Torwarttrainer Andreas Menger (links) und Co-Trainer Armin Reutershahn.

© imago/Matthias Koch/IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch

Das Debüt als Trainer von Hertha BSC: Stefan Leitl kündigt moderate Änderungen an

Gegen seinen Ex-Klub Nürnberg bestreitet Stefan Leitl sein erstes Spiel als Trainer von Hertha BSC. Es geht um mehr Klarheit sowohl vor dem eigenen als auch vor dem gegnerischen Tor.

Stand:

Die Vermutung, dass die Fans des 1. FC Nürnberg von dem jüngst vollzogenen Trainerwechsel bei Hertha BSC nicht gerade erfreut gewesen sind, ist nicht allzu gewagt. Mit Sicherheit hätten es ihnen ganz gut gefallen, wenn sie ihren Ex-Trainer Cristian Fiél an diesem Freitag beim Spiel ihrer Mannschaft in Berlin noch einmal ausgiebig hätten verhöhnen können.

Fiél war im Sommer wegen der vermeintlich besseren Perspektive aus Nürnberg zu Hertha gewechselt. Doch sein Plan ist nicht aufgegangen. Nach zwei Dritteln der Saison liegt der Club in der Tabelle neun Punkte und fünf Plätze vor den Berlinern.

Seit Sonntag ist das Kapitel Fiél bei Hertha daher beendet. Wenn die Nürnberger an diesem Freitag (18.30 Uhr, Sky) im Olympiastadion antreten, dann wird der Berliner Fußball-Zweitligist nicht mehr von einem früheren Trainer, sondern von einem früheren Spieler des Clubs trainiert. Stefan Leitl, Fiéls Nachfolger, hatte in Nürnberg seine erfolgreichste Zeit als Profi. Mit dem FCN stieg er 2001 in die Bundesliga auf, für den FCN hat er auch seine einzigen fünf Erstligaspiele bestritten.

„Ich verspüre große Vorfreude“, sagte Herthas neuer Trainer am Tag vor seinem Debüt. Aber das liegt wohl weniger an seinem Rendezvous mit der eigenen Vergangenheit, sondern eher an der neuen Aufgabe, die er am Dienstag angetreten hat. Viel Zeit blieb seitdem nicht, um sich mit den Gegebenheiten bei Hertha vertraut zu machen, den Kader kennenzulernen und sein Team auf das Spiel vorzubereiten.

Hertha hat zuletzt viermal nacheinander verloren. Da das Team jedoch in drei dieser vier Spiele wenigstens phasenweise seine Qualität erkennen ließ, muss Leitl zumindest nicht komplett bei null anfangen. Radikale Maßnahmen sind erst einmal nicht zu erwarten. Am Kader, so kündigte der neue Trainer an, werde er nicht viel verändern. „In der Mannschaft ist alles, was man braucht, um erfolgreich zu sein“, hat Leitl schon bei seiner Vorstellung Anfang der Woche gesagt.

Für den 1. FC Nürnberg, Herthas Gegner an diesem Freitag, hat Stefan Leitl (links) seine einzigen Spiele in der Fußball-Bundesliga bestritten.

© imago/Kicker/Liedel

Nur drei Trainingseinheiten hat der neue Trainer mit seinem Team absolviert. Er habe versucht, „ein Gefühl für die Jungs zu bekommen“ und der Mannschaft ein paar neue Impulse zu geben, berichtete Leitl. „Aber es soll auch nicht zu viel werden. Die Jungs sollen nicht verkopfen. Sie sollen frei sein, klar sein.“

Leitl steht als Trainer für eine klare Philosophie und eine gut lesbare Handschrift. Als er Ende Dezember, etwas überraschend bei Hannover 96 entlassen wurde, stellte seine Mannschaft die beste Defensive der Zweiten Liga.

Nürnberg ist in blendender Form

Um mehr Stabilität wird es auch bei Hertha gehen. Die Mannschaft hat schon die ganze Saison über zu viele und zu einfache Gegentore kassiert. Im Training schickte Leitl seine Spieler daher in viele Gegenpressingmomente, „um Aggressivität reinzubekommen“.

Das wird auch gegen den 1. FC Nürnberg wichtig sein, der aktuell klar im Aufwind ist. Während Hertha vier der fünf Rückrundenspiele verloren hat, hat der Club vier der fünf Spiele gewonnen. Als sehr diszipliniert und sehr gut in den Umschaltmomenten beschreibt Leitl das Team von Trainer Miroslav Klose. „Man sieht, dass ein klarer Plan dahintersteckt“, sagte er. Im Spiel am Freitag werde es daher auf eine gute Restverteidigung und ein gutes Gegenpressing ankommen.

Viel Ballbesitz, wie unter Cristian Fiél, ist auch weiterhin das Ziel. „Das können die“, sagt Nürnbergs Trainer Miroslav Klose. Wie das dann im Einzelnen aussehen wird, welche taktische Grundordnung Leitl wählen wird, das ist noch offen. Systematisch verschwimme im Spiel ohnehin vieles, erklärte der 47-Jährige. „Wichtig sind mir Prinzipien. Die Systematik ist dann nicht ganz so wichtig.“

In seiner Zeit bei Hannover 96 wechselte er zwischen verschiedenen Systemen, spielte mal mit einer Dreierkette hinten, mal mit einer Viererkette. Auffällig war, dass er den Sturm in dieser Saison häufig, nämlich in 13 der 17 Spiele, mit zwei zentralen Angreifern besetzt hat. „Wir sind auf vieles vorbereitet“, sagt Klose.

Zumindest die Variante mit zwei Stürmern ist bei Hertha auszuschließen. Bisher war es schon schwer genug, einen verlässlichen Mittelstürmer zu finden. Leitl sprach von drei Kandidaten, die für den Posten infrage kommen (Derry Scherhant gehört also offenbar nicht mehr dazu) – und davon, diese Kandidaten in die nötige Abschlussposition zu bringen. „Ich bin überzeugt, dass wir Stürmer haben, die treffen können“, sagte Stefan Leitl. „Und treffen werden.“

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