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Enttäuschung überall. Trainer Bo Svensson und sein Team taumeln in die Winterpause.

© IMAGO/Marco Steinbrenner

„Das werden keine guten Feiertage“: Der 1. FC Union Berlin taumelt mit vielen Zweifeln in die Winterpause

Der 1. FC Union Berlin geht als Tabellenzwölfter in die Pause, doch das täuscht. Nach neun Spielen ohne Sieg herrscht Krisenstimmung und selbst Trainer Svensson ist nicht mehr unumstritten.

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Weihnachten ist die Zeit der Wünsche, doch viele Fans des 1. FC Union Berlin hatten ihr wichtigstes Anliegen schon im vergangenen Sommer formuliert: Endlich mal eine langweilige Saison im Mittelfeld der Tabelle, ohne Höhenflug, aber auch ohne Angst.

Blickt man nur auf das Tableau der Fußball-Bundesliga, könnte man meinen, der Weihnachtsmann habe zuverlässig wie immer geliefert. Die Berliner beenden das Kalenderjahr als Zwölfter, standen nie auf einem Abstiegsplatz und haben nach 15 Spielen sieben Punkte mehr geholt als in der vergangenen Saison.

Doch diese Zahlen erzählen nur einen kleinen Teil der Geschichte. Denn emotional befindet sich der Klub momentan klar auf Abstiegskurs. Union hat zuletzt vor zwei Monaten gewonnen und das 1:4 bei Werder Bremen am Samstag war das neunte Pflichtspiel in Serie ohne Sieg.

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Nach Abpfiff redete ein Ultra minutenlang auf die Mannschaft ein. Nervosität, Unzufriedenheit, Verunsicherung – ein besinnlicher Jahresausklang sieht anders aus. „Das werden keine guten Feiertage“, sagte Benedict Hollerbach nach der schwachen Leistung in Bremen.

Wir müssen uns erst einmal sammeln und die Eindrücke sacken lassen.

Sportdirektor Horst Heldt über die prekäre Lage

Der Abwärtstrend nimmt langsam bedenkliche Züge an. Der Feuerzeugwurf im Spiel gegen Bochum vor einer Woche war der unrühmliche Tiefpunkt, doch auch die sportlichen Leistungen geben seit Wochen kaum Anlass für Optimismus. Zu Anfang der Negativserie fehlte Union nur offensiv der Esprit, mit etwas Glück wären Siege gegen Eintracht Frankfurt oder auch beim VfB Stuttgart möglich gewesen.

Doch auf der Suche nach Durchschlagskraft und eigenen Toren ist dem Team die Stabilität abhandengekommen. „Wir tun uns schwer, die Balance zwischen Defensive und Offensive zu finden. Heute haben wir die Tore zu einfach bekommen“, sagte Bo Svensson über die ungewohnt schwache Defensivarbeit seines Teams. Vor dem Spieltag war Union noch die Mannschaft mit den zweitwenigsten Gegentoren der Liga.

Dass mit dem gelbgesperrten Abwehrchef Kevin Vogt und Frederik Rönnow, der sich im Training eine Ellbogenverletzung zugezogen hatte, zwei Stützen der Hintermannschaft fehlten, war zwar eine Schwächung, aber keine Entschuldigung für die schweren Fehler vor den Bremer Treffern. Vier Tore hatten die Berliner zuletzt am 32. Spieltag der Vorsaison beim 3:4 gegen Bochum kassiert, das den Verein an den Rande des Abstiegs brachte.

Der gute Saisonstart mit dem ordentlichen Punktepolster sorgt zwar dafür, dass in Köpenick noch keine Panik ausbricht, die Gesichter werden aber immer ernster. In der Fanszene tauchen langsam erste Forderungen nach einem Trainerwechsel auf und auch die sportlich Verantwortlichen wirken immer besorgter. Svensson bemüht Woche für Woche dieselben Durchhalteparolen und Horst Heldt äußert sich zunehmend kritischer.

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Pflichtspiele in Folge ist Union mittlerweile sieglos

Der Sportdirektor sagte in Bremen zwar, dass Svensson „insgesamt großes Vertrauen genießt“, vermied aber ein klares Bekenntnis zum Trainer. „Wir haben jetzt kurz Weihnachten, da müssen wir uns erst einmal sammeln und die Eindrücke sacken lassen. Wir haben eine Tendenz, die nicht gut und zufriedenstellend ist“, sagte Heldt.

Ein Trainerwechsel ist dennoch unwahrscheinlich, Veränderungen wird es aber geben – und zwar im Kader. Die bisherige Hinrunde hat schonungslos aufgedeckt, dass die Offensive zu schwach besetzt ist. Jordan ist nach seiner Rückkehr aus Mönchengladbach noch torlos, die Sommerzugänge Ivan Prtajin und Andrej Ilic spielen keine Rolle, Tim Skarke ist bemüht, aber ebenfalls kein Knipser. Im Sturmzentrum braucht Union dringend Verstärkung.

„Wir werden versuchen, die Winterpause zu nutzen“, sagte Heldt. Das gilt sowohl auf dem Transfermarkt, als auch in der Arbeit mit der Mannschaft. Die Spieler haben sich nach der Rückkehr aus Bremen in den kurzen Urlaub verabschiedet, das Weihnachtssingen am Montag (19 Uhr) wird ohne sie stattfinden.

Am 2. Januar starten die Berliner dann um 10.30 Uhr mit einer öffentlichen Trainingseinheit in die Vorbereitung. „Die Pause kommt ganz gut für uns, um frische Energie zu tanken“, sagte Svensson. Das allein wird in der aktuellen Lage aber nicht reichen.

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