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Ciao Capitano. In Florenz nahmen zehntausende Fans Abschied vom verstorbenen Nationalspieler Davide Astori.

© Alessandra Tarantino/AP/dpa

Nach Tod von Davide Astori: Der italienische Fußball ist in Trauer vereint

Der italienische Fußball nimmt den Betrieb nach dem Tod von Davide Astori wieder auf. Selbst Florenz muss am Sonntag spielen.

Es geht weiter. Es muss weitergehen. Irgendwie. Eine Woche nach dem tragischen Tod von Davide Astori hat die italienische Serie A ihren Betrieb wieder aufgenommen. Es wird also wieder Fußball gespielt, schon am Freitag in Rom, am Samstag in Verona und am Sonntag auch in Florenz.

Von Normalität ist der Calcio aber noch weit entfernt. Im sonst so fußballverrückten Italien herrscht eine ungewohnte, eine bedrückte Stimmung. Es sollte eine der spektakulärsten Wochen der bisherigen Saison werden. Das Mailänder Derby, Juve in der Champions League, Lazio und Milan in der Europa League: interessierte plötzlich kaum noch.

Fußball ist eben doch nicht das Wichtigste der Welt. Offenbar braucht es Schicksalsschläge wie den Tod Astoris, um den oft zerstrittenen Sport daran zu erinnern. Zumindest in der Trauer ist Italiens Fußball, nein, ist Italien vereint. „Heute existieren keine Farben, nur tiefer Schmerz“, schrieb Juventus Turin auf Twitter. Selbst die politischen Parteien ließen ihren populistischen Streit am Wahltag für einige Stunden ruhen.

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Es ist nicht das erste Mal, dass Italiens Fußball durch einen Todesfall erschüttert wird. 1977 starb Perugias Renato Curi durch einen Herzinfarkt im Spiel. 2012 brach Livornos Piermario Morosini auf dem Rasen tot zusammen. Nun hat ein Nationalspieler sein Leben im Alter von nur 31 Jahren verloren und hinterlässt seine Partnerin sowie eine zweijährige Tochter.

Davide Astori war kein schillernder Star, sondern ein ehrlicher Arbeiter mit einem feinen linken Fuß. Einer, der sich aus der Jugend des AC Mailand über mehrere Stationen in der Provinz durchgebissen hat. Bis in die Squadra Azzurra. In Cagliari gelang ihm der Durchbruch, beim AC Florenz machten sie ihn zum Kapitän. Beide Mannschaften wollen das Trikot mit seiner Nummer 13 nicht mehr vergeben. Am vergangenen Montag hätte er bei der Fiorentina einen neuen Vertrag unterschreiben sollen. Seine Karriere wollte er in der Toskana beenden. Doch einen Tag vor dem Termin mit den Klubverantwortlichen, wenige Stunden vor dem Auswärtsspiel in Udine, wurde er leblos in seinem Hotelzimmer aufgefunden. Sein Herz habe im Schlaf immer langsamer geschlagen, bis es ganz aufhörte, hieß es nach der ersten Obduktion. Anhaltspunkte für Fremdverschulden gibt es nicht.

Die Spieler des AC Florenz werden von einem Psychologen betreut

Viele aktuelle und ehemalige Mitspieler reagierten geschockt. Daniele De Rossi verharrte mehr als eine Stunde lang vor dem Sarg, als dieser im Trainingszentrum des italienischen Verbandes in Florenz aufgebahrt wurde. Giorgio Chiellini konnte die Tränen während der Schweigeminute vor dem Champions-League-Spiel bei Tottenham kaum zurückhalten. Am Donnerstag nahmen in Florenz zehntausende Menschen Abschied. Als der Sarg aus der Santa-Croce-Basilika getragen wurde, glich der Vorplatz einem Meer aus lilafarbenen Schals und Trikots mit der Nummer 13. Die Fans begleiteten den Trauerzug mit „Un capitano, c’è solo un capitano“-Sprechchören. Die gesamte Mannschaft des AC Florenz war ebenso anwesend wie viele Weggefährten aus der Nationalmannschaft.

Gerade für seine Kollegen ist es ein schwerer Weg zurück zur Normalität. Mit Schweigeminuten und Trauerflor wird Astori am Wochenende in den Stadien gedacht. Nach der Absage aller Spiele am vergangenen Sonntag lässt der enge Spielplan keine weiteren Pausen zu, selbst für die Fiorentina.

Die Mannschaft des AC Florenz wird deutlich mehr Zeit brauchen als diese paar Tage, um den Tod ihres Kapitäns zu verarbeiten. Am Dienstag trafen sich die Spieler erstmals wieder auf dem Trainingsplatz und werden seitdem von einem Psychologen betreut. Der Fall Robert Enke, nach dessen Tod Hannover 96 zwölf Spiele nicht gewinnen konnte, zeigt, wie schwer die Rückbesinnung auf den Fußball sein kann. Schon am Sonntag spielt die Fiorentina im heimischen Artemio Franchi, das zuletzt eher einem Mausoleum als einem Stadion glich. Es muss weitergehen. Irgendwie. Auch ohne die Nummer 13. Julian Graeber

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