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Neuzugang Lazar Jovanovic (l.) kann viel am Ball und will das am liebsten schon im Pokal gegen Braunschweig zeigen. 

© imago/Jan Huebner/IMAGO/Michael Taeger

Pokalsieger hadert mit Saisonstart: Der VfB Stuttgart ist noch zu nett

Das Spiel des VfB Stuttgart ist hübsch anzusehen. Doch allzu oft springt nichts dabei heraus. Im DFB-Pokal gegen Braunschweig hoffen die Schwaben auf neue Impulse.

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Von dem früheren VfB-Manager Rolf Rüssmann stammt das knallige Zitat, dass – wenn man schon nicht als Sieger vom Platz gehe – „wir ihnen wenigstens den Rasen kaputttreten“. Am Samstag verlor der VfB Stuttgart sein Spiel beim 1. FC Union mit 1:2. Der Rasen im Stadion An der Alten Försterei aber war in bestem Zustand. Und die paar wenigen Dellen und Löcher stammten mutmaßlich von den Grätschen der Kicker aus Köpenick.

Das erste Tor der Unioner sei aus dem Nichts gefallen, beschwerte sich Stuttgarts Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt. Von einem gebrauchten Nachmittag sprach VfB-Trainer Sebastian Hoeneß. Es habe vor allem an Effizienz gefehlt. „Die Statistiken sprechen eine deutliche Sprache“, sagte er. Und tatsächlich drückten diese aus, dass der VfB Stuttgart dieses Spiel niemals hätte verlieren dürfen.

Es liegt an den spannenden, aber auch gemeinen Eigenheiten des Fußballs, dass er es trotzdem tat. Und nun, am Dienstag, steht die Mannschaft von Hoeneß schon wieder vor einer kniffligen Aufgabe: In der ersten Pokalrunde muss der VfB bei Eintracht Braunschweig ran. „Wir sind der Titelverteidiger und das wollen wir natürlich so lange wie möglich bleiben“, sagte Hoeneß.

Man kann sich sicher sein, dass die Heimmannschaft aus Braunschweig keine Probleme damit haben wird, den eigenen Rasen kaputtzutreten. Ein forsches, feuriges Auftreten – das haben die vergangenen Monate gezeigt – behagt den feinen Fußballern des VfB nicht besonders. Es hat sich schon lange herumgesprochen, wie man den Schwaben wehtun kann: Die Stuttgarter kommen lassen, ihnen mit gesunder Härte begegnen und hoffen, dass sie ihre Chancen liegen lassen.

Der VfB Stuttgart steht wenige Wochen nach dem Saisonstart (wenn man das verlorene Supercup-Spiel gegen den FC Bayern dazuzählen möchte) schon unter Druck. Dabei gibt es so manchen namhaften Experten, der den Stuttgartern – mindestens – den direkten Einzug in die Champions League zutraut. Manche Menschen mit Fußballexpertise glauben sogar, dass die Stuttgarter bald dauerhaft zur Spitzengruppe im deutschen Fußball gehören könnten.

Zur Untermauerung dieser These wurde zuletzt häufig der Angreifer Nick Woltemade genannt. Der 23-Jährige gilt als eines der größten deutschen Talente im Angriff, weshalb der FC Bayern bereit war, viel Geld für ihn zu zahlen. Doch die Stuttgarter verzichteten (bislang!) auf die Gaben des Bundesliga-Krösus, weil ihnen der sportliche Wert Woltemades wichtiger ist als dessen monetärer.

Auf der anderen Seite ist die Prognose, der VfB könne bald dauerhaft oben mitspielen, gewagt. Der Pokalsieg in der vergangenen Saison übertünchte eine eher mittelmäßige Spielzeit. In der Bundesliga sprang nur Platz neun heraus, in der Champions League war für das Team trotz machbarer Aufgaben nach der Vorrunde Schluss.

Wollte man das Spiel der Stuttgarter unter Hoeneß in der vergangenen Saison mit einem Wort beschreiben, wäre wohl am treffendsten: nett! Das Passspiel, die Stafetten und die kleinen Gedankenblitze von Spielern wie Deniz Undav – all das ist hübsch anzuschauen. Doch nett taugt im Fußball nicht als Attribut für Erfolg. Eher das Gegenteil ist der Fall.

Hinzu kommt, dass der VfB seine Mannschaft bis auf den schmerzlichen Weggang des Kreativspielers Enzo Millot zwar zusammenhalten konnte. Gleichzeitig fiel zum Saisonstart auf, dass keiner der Neuzugänge einen Platz in der Startelf fand. Das Spiel der Stuttgarter wirkte über weite Phasen – wohlmeinend – abgeklärt. Weniger wohlmeinend konnte man es auch pomadig oder arrogant nennen. Die Würze, das Feuer – all das vermissen die Fans.

Am Dienstag gegen Braunschweig dürfte es notgedrungen Veränderungen im Team der Stuttgarter geben. Der hochtalentierte Finn Jeltsch wird für Innenverteidiger Luca Jaquez auflaufen, der sich gegen Union die Nase brach. Die beiden anderen Innenverteidiger Jeff Chabot und Ameen Al-Dakhil fallen wegen muskulärer Probleme aus. So wird auch Ramon Hendriks ins Team rücken. Und Neuzugang Tiago Tomas könnte nach seinem wunderschönen Tor ebenfalls starten. Neue Impulse für ein nettes, aber bislang zahnloses Team. Das könnte ein Erfolgsrezept sein.

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