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Kleiner Kreis. Die Auswahl an erfahrenen Nationalspielern ist überschaubar im deutschen Team.

© dpa

Confed-Cup in Russland: Deutschland erwartet gegen Australien einen harten Auftakt

Die veränderte deutsche Mannschaft startet am Montag in den Confed-Cup. Gegen Australien rechnet das DFB-Team mit einem ekligen Spiel.

Joachim Löw macht beim Confed Cup alles anders - auch vor dem ersten Ernstfall für sein Experiment mit vielen unerfahrenen WM-Probanden gegen Australien. Der Bundestrainer tritt in Russland lieber mit einer hungrigen Mannschaft an als mit müden Fußball-Weltmeistern wie Toni Kroos oder Sami Khedira.

Kurz vor dem Turnierauftakt am Montag (17.00 Uhr, live im ZDF) spendierte er seinen 21 Akteuren sogar noch einen freien Nachmittag am Schwarzen Meer, den einige in Sotschi zur Erkundung der Strandpromenade nutzten. Das Abschlusstraining schließlich verlegte Löw kurzfristig aus dem Olympiastadion auf den Platz nebenan, um am Sonntagabend zur Anstoßzeit trainieren zu können und nicht zu dem vom Weltverband Fifa vorgegebenen späteren Termin in der WM-Arena.

Der inzwischen allmächtig wirkende Bundestrainer zieht ein Jahr vor der großen WM-Titelmission in Russland seine Vorstellungen konsequent durch. Dabei weiß der 57-Jährige, dass Deutschland als Weltmeister gegen Außenseiter Australien im Fokus steht. „Es ist die Weltbühne des Fußballs jetzt in diesem Sommer. Die ganzen Kontinente gucken auch auf dieses Turnier“, sagte Löw im Interview mit der ARD.

Löws Personalauswahl ärgert auch die Fifa

Joachim Löw stellt dennoch Erkenntnisse über Ergebnisse. „Ich glaube schon, dass wir wichtige Erfahrungen sammeln“, sagte Löw. Seine radikale Personalauswahl ärgert aber nicht nur die russischen Gastgeber und die Fifa, auch in der Heimat sind die Fans gespalten.

In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov heißen 42 Prozent der an Fußball interessierten Deutschen Löws Confed-Cup-Kurs nicht gut. Nur 19 Prozent unterstützen diesen voll und ganz. Geringe 13 Prozent der 2050 Befragten schätzen die Chancen auf den Titelgewinn bei dem Vorbereitungsturnier als sehr gut ein. 48 Prozent sehen nur geringe bis sehr geringe Siegaussichten.

Ungewissheit herrscht auch im DFB-Tross, obwohl sich in den zwei Wochen des Zusammenseins eine gewisse Euphorie aufgebaut hat und der Teamgeist ausgeprägt ist, wie alle betonen. „Wir haben eine gute Harmonie und freuen uns, dass es endlich losgeht“, sagte der Gladbacher Lars Stindl. Die Vorrunde gegen Australien, Chile und Kamerun bewertet aber niemand als Selbstläufer. „Unsere Gruppe wird nicht einfach“, erklärte Abwehrspieler Antonio Rüdiger. Er spüre, dass der Weltmeister ohne seine erste Besetzung nicht als großer Favorit angesehen wird. „Ich denke, dass uns einige unterschätzen werden, das kann ein Vorteil für uns sein“, erklärte Rüdiger.

Leipzigs Timo Werner erwartet „ein ekliges Spiel“. Die Australier mit dem Stuttgarter Torwart Mitch Langerak und Neu-Herthaner Mathew Leckie werden versuchen, „uns mit großer Physis und Härte zu bekämpfen“, glaubt er.

Das Halbfinale ist das klare Ziel

Löw hat versucht, mit seinem Team in der Kürze der Vorbereitungszeit einige Automatismen zu erarbeiten. Im Training übte er oft mit einer Dreierkette. Das Angriffsspiel wurde auch auf Mittelstürmer Wagner zugeschnitten. „Jetzt kann man natürlich auch wieder mehr mit Flanken in den Sechzehner agieren. Das hatten wir vorher nicht immer so. Wir haben vieles über Kombinationen am Boden gemacht“, erklärte Löw.

Wagner, aber auch Talente wie Leon Goretzka, Timo Werner oder Niklas Süle will Löw in Russland als Druckmacher für die pausierenden Nationalspieler entwickeln. „Man spürt, dass die Spieler an ihre Chance glauben“, sagte Teammanager Oliver Bierhoff. Im Tor darf sich zum Auftakt Bernd Leno beweisen. In Russland geht es auch um die Nummer zwei hinter dem fehlenden Stammkeeper Manuel Neuer.

Der für einen Halbfinaleinzug fest eingeplante Sieg gegen Australien sollte aber machbar sein. „Klar“, antwortete auch Löw im ZDF. Er erinnerte aber an die spielerischen Fortschritte des Kontrahenten. „Australien ist eine eingespielte Mannschaft. Ihr Fußball kommt ein bisschen aus dem Rugby, aus dem Australian Football. Sie lieben es, ganz körperbetont zu spielen.“ Löw warnt: Australien sei ein Gegner, der „schwer zu bespielen“ sei.

Der Gewinner der Asienmeisterschaft wird den Weltmeister aber kaum unterschätzen. Denn die besseren Erfahrungen bei Turnieren hat das DFB-Team gemacht. 2005 gab es zum Auftakt des Confed Cups in Deutschland einen 4:3-Sieg. 2010 zum WM-Start in Südafrika siegte die deutsche Mannschaft 4:0. Es waren wichtige Initialzündungen in den Karrieren späterer Weltmeister wie Schweinsteiger, Podolski und Mertesacker 2005 oder Müller, Kroos, Khedira und Özil fünf Jahre später. Löw erinnerte seine Spieler in Sotschi noch einmal explizit an die Anfänge dieser Akteure, die zu „Weltstars geworden“ seien. Nachmachen lautet die Botschaft an Goretzka, Werner und alle anderen. (dpa)

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