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Marcel Reif

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Marcel Reifs Kolumne: Die Bundesliga hat Geld für die Zukunft

Ist die Wachablösung im europäischen Spitzenfußball schon vollzogen? Unser Kolumnist Marcel Reif sieht sie weniger auf dem Platz als vielmehr auf der Bank.

Die Wachablösung, ist sie vollzogen? Hoffentlich kommt jetzt keiner daher wie einst Franz Beckenbauer und behauptet dass der deutsche Fußball auf Jahrzehnte hinaus unschlagbar sei. Das ist er nicht, und Real Madrid wird alles tun, um zu korrigieren, was Borussia Dortmund ihnen angetan hat. Wie der FC Barcelona alles dransetzen wird, um die Demütigung durch den FC Bayern zum Unfall der Geschichte umzudeuten. Und sie haben die Möglichkeiten dazu, sprich: das Geld. Aber bei den Finanzen ist die eigentliche Wachablösung zu finden. Und die hat schon lange stattgefunden. Die Mannschaften der Bundesliga haben sich längst auf die Begrenzungen des Finanzplans der Uefa eingestellt, allen voran die Bayern und die Dortmunder. Die Klubs in Spanien, Italien, England agieren weiter so, als müsse Geld nur gedruckt werden, um es auszugeben, die Bayern, die Dortmunder haben es. Nicht nur virtuell, sondern real.

Damit haben sie Spieler aufgebaut, die sportlich gleichwertig sind mit den großen Stars der Welt, nein, das ist so nicht richtig, sie sind nicht nur gleichwertig, sie sind große Stars der Welt. Und sie haben einen nicht unerheblichen Vorteil. Mag Zlatan Ibrahimovic in Paris mehr Geld anhäufen, als er in drei Leben ausgeben kann, er macht dies vor einem Zuschauerschnitt von vielleicht 4000. Und wenn er, wie zu hören ist, für noch mehr Geld, also für fünf, sechs Leben, zu Juventus Turin wechselt, dann scheffelt er das Geld vor vielleicht 6000 Zuschauern. Und das in maroden Stadien. Die Bundesliga hat hervorragende Stadien, die sind voll besetzt, und das Geld, das die Bundesligisten zahlen können, allen voran Bayern Münchern München und Borussia Dortmund, reicht auch für zwei Leben. Wozu das führt? Führen kann? Javier Martinez hat es bei Bayern vorgemacht, Trainer Pep Guardiola hat nachgezogen. Die Bundesliga ist attraktiv geworden. Mario Götze hat es erkannt, Robert Lewandowski erkennt es wohl auch, wenn sie sich verbessern wollen – und dabei geht es nicht ums Geld –, dann müssen sie nicht nach Italien oder Spanien wechseln. Die besten Klubs der Welt lassen sich in Deutschland finden.

Wenn im Wembley-Stadion der Fußball nach Hause kommt mit zwei deutschen Mannschaften im Champions-League-Finale, ist das nur Ausdruck dieser längst vollzogenen Wachablösung. Ich weiß nicht, wie der aktuelle Messi sich verhalten wird, aber die künftigen Messis der Welt werden in ihren Überlegungen, wo sie ihr Geld verdienen wollen, wo sie ihr Können zeigen wollen, die Bundesliga nicht mehr wegen des schlechten Wetters in Deutschland ignorieren. Das Geld, um im Winter ordentlich einzuheizen, verdienen sie dort auch.

Die Bundesliga steht nicht mehr in der zweiten Reihe, sie geht voran. Aber, um noch einmal gegen Beckenbauers damaligen Größenwahn anzugehen, mögen alle Stars in der Bundesliga kicken, unschlagbar wird der deutsche Vereinsfußball dadurch auch nicht. Es reicht, dass er den Beweis fürs Erste untereinander antritt.
Marcel Reif ist Chefkommentator bei Sky.

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