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Heißer Tanz. Im November 2001 traf Teamchef Rudi Völler (l.) in den Play-offs zur WM in Japan und Südkorea auf die Ukraine mit ihrem Stürmerstar Andrej Schewtschenko.

© imago/Kolvenbach

Die Tücken der Play-offs: Diesen Umweg sollte das DFB-Team lieber vermeiden

Die deutsche Nationalmannschaft liegt in der WM-Qualifikation momentan nur auf Platz drei, hat aber zumindest die Teilnahme an den Play-offs sicher.

Stand:

Vor einem Monat hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) erste konkrete Informationen zur Vorbereitung auf die im kommenden Jahr anstehende Weltmeisterschaft in Nordamerika verkündet. Der Verband informierte per Pressemitteilung, dass Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung der DFB GmbH & Co. KG in einer gemeinsamen Sitzung Gegner und Stadien für zwei Heimspiele der deutschen Nationalmannschaft im kommenden Jahr festgelegt hätten.

Demnach trifft das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann am 30. März in Stuttgart auf die Elfenbeinküste und am 31. Mai in Mainz auf Finnland. Einen womöglich nicht unwesentlichen Hinweis versteckte der DFB gewissermaßen im Kleingedruckten. Denn Gegner, Spielorte und Termine gälten nur „im Falle der erfolgreichen direkten Qualifikation“ für die WM in Mexiko, Kanada und den USA.

Nach derzeitigem Stand heißt das: Zumindest das Spiel gegen die Elfenbeinküste steht auf der Kippe. Denn nach dem ersten Doppelspieltag in der WM-Qualifikation liegen die Deutschen in ihrer Gruppe nur auf Platz drei: hinter der Slowakei und – aufgrund der weniger erzielten Tore – auch hinter Nordirland. Bliebe es dabei, müsste die Nationalmannschaft Ende März in den Play-offs antreten, um sich einen der sechzehn europäischen WM-Plätze zu sichern.

Natürlich besteht zum jetzigen Zeitpunkt noch kein Grund zur Panik. Zum einen haben die Deutschen noch alles in eigener Hand. Im November empfangen sie den aktuellen Tabellenführer Slowakei, der dem DFB-Team im September eine historische Niederlage zugefügt hat, zum abschließenden Gruppenspiel in Leipzig.

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Mal brauchte Deutschland die Play-offs zur Qualifikation zur WM – das war 2001

Zum anderen hat die Nationalmannschaft noch nie die Teilnahme an einer WM-Endrunde verpasst – zumindest dann nicht, wenn sie an der Qualifikation teilgenommen hat. Das eine oder andere Mal war es recht knapp. 1989 zum Beispiel, als erst das Tor von Thomas Häßler zum 2:1 gegen Wales im finalen Qualifikationsspiel den Weg nach Italien und damit zum Titelgewinn 1990 ebnete.

Vor der WM 2002 musste die Nationalmannschaft zum bisher einzigen Mal den Umweg über die Play-offs nehmen. Gegner war damals die Ukraine. Einem 1:1 im Hinspiel folgte ein souveräner 4:1-Erfolg im Dortmunder Westfalenstadion. Alle Ängste und Sorgen, die auch den damaligen Teamchef Rudi Völler erfasst hatten, erwiesen sich letztlich als übertrieben.

Entsetzen im Blick. Gegen die Slowakei kassierte die Nationalmannschaft im September ihre erste Auswärtsniederlage überhaupt in der WM-Qualifikation.

© dpa/Christian Charisius

Als Blaupause für eine mögliche Play-off-Teilnahme im kommenden März ist dieses Duell jedoch nur bedingt geeignet. Denn das Format wird diesmal ein komplett anderes sein. Eines, in dem der Zufall sehr wahrscheinlich eine deutlich größere Rolle spielen wird.

Sechzehn europäische Teams werden im kommenden Frühjahr die letzten vier WM-Plätze ausspielen. Es sind die zwölf Gruppenzweiten der Qualifikationsgruppen sowie die vier bestplatzierten Gruppensieger der Nations-League-Saison 2024/25, die noch nicht für die Endrunde qualifiziert sind.

Zweimal hieße es: alles oder nichts

Einer dieser Gruppensieger ist die deutsche Nationalmannschaft, die einen Play-off-Platz dadurch in jedem Fall sicher hat – selbst wenn sie auch am Ende der WM-Qualifikation nur den dritten (oder sogar den vierten) Platz belegen sollte.

Folgende Teams sind derzeit Zweiter ihrer Qualifikationsgruppe und wären demnach potenzielle Gegner der Deutschen in den Play-offs: Nordirland, der Kosovo, Schottland, Island, Georgien, Armenien, Polen, Österreich, Italien, Belgien, Albanien und Tschechien.

In einigen Gruppen ist natürlich noch längst nichts entschieden. Nach aktuellem Stand könnte die Türkei zum Beispiel noch Georgien verdrängen, statt Schottland auch Dänemark als Gruppenzweiter in die Play-offs kommen und statt Polen die Niederlande.

Die besten Gruppensieger der Nations League, die derzeit weder auf Platz eins oder zwei ihrer Qualifikationsgruppe liegen, sind – neben Deutschland – Wales, Schweden und Rumänien. Aber auch das kann sich natürlich noch verschieben.

Die Tücke der Play-offs liegt für das DFB-Team weniger in den potenziellen Gegnern als im Format. Die sechzehn Mannschaften werden in vier Vierergruppen unterteilt. Aus jeder Gruppe schafft es nur ein Team zur WM.

Dazu sind zwei Siege nötig: zunächst im Halbfinale, dann im Endspiel gegen den anderen Halbfinalsieger der jeweiligen Vierergruppe. Einen möglichen Ausrutscher kann man in einem Rückspiel also nicht mehr gut machen. Zweimal hieße es: Alles oder nichts.

Angesichts der Stärke der Gegner Luxemburg (Nummer 96 der Weltrangliste), Nordirland (72) und Slowakei (42) ist die WM-Qualifikation über die Gruppenphase vermutlich nicht nur der leichtere Weg für die deutsche Nationalmannschaft. Es ist trotz des verpatzten Starts auch immer noch die deutlich wahrscheinlichere Variante.

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