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Drittbester Play-off-Scorer der Eisbären: Bei Marcel Noebels ist die Leichtigkeit zurück
In der Hauptrunde lief es nicht wirklich rund für den Stürmer. In den Play-offs wirkt er wie befreit und hat bereits vier Punkte beigetragen. Er ist Sinnbild für die Qualitäten der Berliner in K.-o.-Spielen.
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Marcel Brandt kochte innerlich, als er vor dem Mikrofon von Magentasport die 2:4-Heimniederlage seiner Straubing Tigers gegen die Eisbären analysieren sollte. Der Fakt, dass sein Team in der Viertelfinalserie nun 0:2 hinten liegt, war nur das eine.
Der Straubinger Profi kam nicht über die Situation hinweg, dass seinem Team ein Treffer nach rund zehn Minuten verwehrt worden war; es war wahrlich eine umstrittene Entscheidung. „Wenn man im ersten Drittel beschissen wird, natürlich schlägt das dann auf die mentale Stärke“, sagte er angefressen.
Man kann sich nur ausmalen, wie sehr diese Szene nach dem Spiel noch in den Köpfen der Tigers präsent war. Und wohl dafür sorgte, dass der eine oder andere eher zurückblickte als nach vorne. Am Freitagabend steht in der Friedrichshainer Arena (19.30 Uhr) ja bereits das dritte Spiel dieser beiden Teams an.
Die Eisbären haben es perfektioniert, Spiele schnell abzuhaken
Aber gerade in den Play-offs gilt es mehr denn je, Vergangenes auf die Seite zu schieben – so schwer das fallen mag. „Es wird auch jedem Eishockeyspieler eingebläut, dass es in den Play-offs eigentlich egal ist, wie man gewinnt oder wie man verliert, sondern dass das nächste Spiel wartet“, sagte Eisbären-Stürmer Leo Pföderl jüngst in einem Interview mit dem Tagesspiegel.
Es ist die große Stärke der Eisbären seit Jahren, dass sie diesen mentalen Verdrängungswettbewerb perfektioniert haben. Eine Hauptrunde ist mit der Schlusssirene des 52. Spieltages erledigt. Obwohl diese erste Saisonphase auch in diesem Jahr durchaus viel Erfreuliches zu bieten hatte, geht es ausschließlich darum, sich weiterzuentwickeln.
Ein Sinnbild dieses Prozesses ist Marcel Noebels. Schon in den vergangenen Jahren war der Stürmer – insofern er nicht verletzt war – in seiner besten Verfassung, wenn es ans Eingemachte ging.
Allerdings hatte er eine extrem schwierige Hauptrunde hinter sich. 31 Punkte aus 45 Spielen sind der rein statistische Wert. Aber es war offensichtlich – aus welchen Gründen auch immer -, dass seine Auftritte auf dem Eis gehemmter wirkten als sonst. Einige Spiele hatte er aus persönlichen Gründen auch verpasst.
Florian Busch liegt nur noch zwei Punkte vor Marcel Noebels
Im ersten Viertelfinalspiel gegen Straubing startete er als Art Mentor in einer Reihe mit den Jungstürmern Maxim Schäfer (17) und Eric Hördler (20). Für seine Rolle wurde er von Trainer Serge Aubin anschließend auch explizit gelobt. „Er ist ein sehr intelligenter Spieler, er hat sie sehr gut unterstützt und hat viele gute Entscheidungen getroffen.“
Wir hatten die richtige Antwort und sind ganz cool geblieben in den Situationen, wo wir mussten, und haben zum richtigen Zeitpunkt zugeschlagen.
Marcel Noebels über das 4:2 in Straubing
Allerdings ist das natürlich nicht die Rolle, die seinem Selbstverständnis entspricht. Und hatte bereits gute Argumente gesammelt, offensiv eine andere Verantwortung zu übernehmen.
Nachdem er bereits bei besagtem ersten Aufeinandertreffen getroffen hatte, legte er am Mittwochabend mit zwei Vorbereitungen und einem weiteren Treffer nach. Mit seinen Scorerpunkten 68 bis 70 ist er nun drittbester Play-off-Scorer der Eisbären. Florian Busch, der inzwischen Golfplätze pflegt, ist nur zwei Punkte entfernt.
Das Powerplay gehört ohnehin zu Noebels‘ Spezialitäten, aber auch bei gleicher Stärke auf dem Eis war er häufig beteiligt, wenn es gefährlich wurde vor dem Straubinger Tor. Und obwohl er nach so vielen Toren und Assists weiß, wie sich solche Glücksgefühle auswirken, ist dem 33 Jahre alten Routinier anzumerken, wie sehr er diesen Moment genießt.
„Wir hatten die richtige Antwort und sind ganz cool geblieben in den Situationen, wo wir mussten, und haben zum richtigen Zeitpunkt zugeschlagen“, sagte er anschließend auf Magentasport. Es fasst die bisherige Serie gut zusammen. Und er selbst hat daran einen entscheidenden Anteil.
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