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Unter russischer Führung. Das chinesische Eishockeyteam strebt nach einer Medaille.

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Trainer darf weiter an Paralympics teilnehmen: Ein Russe bleibt Medaillenkandidat

Ein Trainer aus Russland coacht das chinesische Para-Eishockeyteam. Er ist von dem Paralympics-Ausschluss seiner Landsleute nicht betroffen.

An dieser Stelle berichtete das Team der Paralympics Zeitung, ein Projekt von Tagesspiegel und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Alle Texte zu den Spielen rund um Peking finden Sie hier. Aktuelles finden Sie auf den Social Media Kanälen der Paralympics Zeitung auf Twitter, Instagram und Facebook.

Am Sonntag verließen die Mannschaften von Russland und Belarus das Paralympische Dorf und traten die Heimreise an. Der Ausschluss der NPC's aus Russland und Belarus vom Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) war kurz vor der Eröffnungsfeier als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg entschieden worden – auf das Drängen vieler Teilnehmerstaaten hin. Trotz dieser Entscheidung ist es jedoch möglich, dass Landsleute von ihnen dennoch auf den Siegerpodesten der Paralympics in Peking stehen und Medaillen und Prestige mit nach Hause nehmen.

Russische Trainerinnen und Trainer oder Betreuerinnen und Betreuer, die für andere nationale Komitees an den Spielen teilnehmen, gelten als so genannte Neutral Paralympic Officials, laufen also unter neutraler Flagge und werden nicht sanktioniert. Das teilte der paralympische Weltverband auf Tagesspiegel-Anfrage mit. Diese Entscheidung sei bereits am Mittwoch gefallen, der Ausschluss der NPCs aus Belarus und Russland am Donnerstag habe darauf keinen Einfluss gehabt.

Deshalb ist beispielsweise auch Nikolai Sharshukov noch in Peking. Er ist der Nationaltrainer des chinesischen Para-Eishockey-Teams. Schon lange betreut er Mannschaften, auch in Russland. Seit einigen Jahren ist er Übungsleiter des chinesischen Nationalteams. Und das durchaus erfolgreich. Bei den Paralympics hat er sein Team schon jetzt souverän in die K.-o.-Phase geführt. In den bisherigen Spielen gegen Paralympics-Neuling Slowakei und Tschechien war das chinesische Team haushoch überlegen. 

Russland will Paralympics-Ersatz austragen

In den vergangenen Jahren hat China viel investiert, um bei den Winterspielen im eigenen Land erfolgreich abzuschneiden. Dafür wurde auch Personal aus dem Ausland rekrutiert – auch Nationaltrainer Sharshukov. Dass er nun das chinesische Team zu einer Medaille führen soll und nicht von den Spielen ausgeschlossen wird, ist angesichts der weltpolitischen Lage und der Nähe Chinas zu Russland brisant. Zumindest ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich mit Offiziellen wie Sharshukov auch russische Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Liste der Medaillengewinnerinnen und -gewinner eintragen werden.

Dass auch die ausgeschlossenen Athletinnen und Athleten an Medaillen kommen, verkündete der stellvertretende Ministerpräsident Russlands, Dmitri Tschernyschenko am Sonntag. Sein Land werde eine Ersatzveranstaltung zu den Paralympics organisieren. Er habe bereits das Sportministerium und das Finanzministerium mit der Planung betraut, zitiert ihn die russische Nachrichtenagentur Tass.

An der Entscheidung des IPC übte das Russische Paralympische Komitee heftige Kritik und warf dem Weltverband Doppelmoral vor. Aus Kreisen des RPC hieß es: „Diese Entscheidung ist politisch motiviert“. Sie widerspreche allen Postulaten der paralympischen Bewegung, zitiert die dpa.

Lennart Glaser

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