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Frankfurt setzte sich mit drei Toren gegen Leipzig durch.

© imago/Beautiful Sports/IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Gawlik

Endlich Spannung an der Tabellenspitze: Wie sich Eintracht Frankfurt zur Herbstmeisterschaft spielte

Nach dem jahrelangen Zweikampf an der Tabellenspitze der Frauenfußball-Bundesliga steht diese Saison Eintracht Frankfurt zum Hinserien-Abschluss auf Platz Eins. Das verspricht einen spannenden Titelkampf.

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Ob zum Abschluss der Hinserie oder ganz am Ende der Saison – der Blick auf die Tabellenspitze in der Frauenfußball-Bundesliga war in den letzten Jahren mit wenig bis gar keinen Überraschungen verbunden.

So ist es mittlerweile 13 Jahre her, dass es mit Turbine Potsdam in der Spielzeit 2011/12 einen deutschen Meister gab, der nicht aus München oder Wolfsburg kommt. Danach entwickelte sich eine bayrisch-niedersächsische Dominanz, bei der meist schon vor Saisonbeginn klar war, dass die Meisterschaft normalerweise in den zwei direkten Duellen entschieden wird.

Umso mehr lechzten die Fans der Liga zuletzt nach Abwechslung im Meisterschaftskampf und scheinen in dieser Saison endlich auf ihre Kosten zu kommen. Mit dem Überraschungsteam aus Leverkusen und Eintracht Frankfurt, die sich am Montag mit einem 3:0-Sieg über Leipzig sogar zur Herbstmeisterschaft spielten, stehen aktuell zwei weitere Vereine neben den bekannten Großmächten FCB und VfL ganz oben im Tableau. Mit Frankfurt, Bayern und Leverkusen haben dabei gleich drei Klubs 26 Zähler auf dem Konto. Direkt dahinter folgt der VfL Wolfsburg, der mit 25 Punkten den vierten Platz belegt.

Wie schnell sich die Platzierungen ändern können, musste der VfL am letzten Spieltag selbst schmerzlich erfahren. Dabei befand sich das Team von Tommy Stroot vor dem Wochenende noch voll auf Kurs Herbstmeisterschaft.

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Gegentore kassierte Frankfurt in der bisherigen Liga-Saison

Und so sehen wir aktuell besonders in der obersten Tabellenregion die wohl spannendste Bundesliga-Saison aller Zeiten, bei der die Frankfurterinnen den Patzer von Wolfsburg nutzten und damit das erste Mal seit elf Jahren zum Hinserien-Abschluss von ganz oben grüßen.

Zu verdanken haben sie das in dem denkbar knappen Titelrennen unter anderem ihrer starken Tordifferenz, die besser ist als die der punktgleichen Münchenerinnen und Leverkusenerinnen. Mit 35 geschossenen Toren und nur fünf Gegentreffern stellt die Eintracht sowohl die beste Offensive als auch die beste Defensive der Liga.

Insbesondere die nur wenig zugelassenen Treffer lassen die Konkurrenz im Abwehrverhalten mit jeweils neun (Wolfsburg) und zehn Gegentoren (Leverkusen und München) weniger sattelfest erscheinen. Bei den Bayern überrascht das, galt das Team von Trainer Alexander Straus in der letzten Saison mit nur acht Gegentreffern in der gesamten Saison doch als nahezu unüberwindbar.

Insbesondere Laura Freigang tat sich hervor, wie hier beim Pokalspiel gegen Union.

© imago/HMB-Media/IMAGO/Uwe Koch

Weiter vorne sorgen bei Frankfurt währenddessen vor allem Laura Freigang und Nicole Anyomi regelmäßig für Gefahr. Mit zehn Toren nach elf Spieltagen führt Freigang die Torjägerinnen-Liste an. Anyomi wiederum ist mit sechs Toren und sieben Assists zurzeit die beste Scorerin der Liga.

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Beide Spielerinnen stehen ein Stück weit für den Frankfurter Weg. Während sie ihr Potenzial in den letzten Jahren oft nur aufblitzen ließen, haben die Offensivkräfte diese Saison den nächsten Schritt gemacht und zeigen konstant sehr gute Leistungen.

Neuverpflichtungen als entscheidendes Puzzleteil

Verlassen können sie sich dabei ebenfalls auf eine gewisse Eingespieltheit. Freigang steht seit 2020, Anyomi seit 2021 bei den Hessen unter Vertrag und auch weitere Schlüsselspielerinnen, wie Sara Doorsoun und Tanja Pawollek sowie Trainer Niko Arnautis sind bereits seit mehreren Jahren im Verein. Von genau dieser Kontinuität profitiert Frankfurt nun, die stetige Entwicklung zahlt sich aus.

Hinzu kommt, dass der ohnehin schon gute Kader im vergangenen Transfersommer durch kluge Neuverpflichtungen gezielt verstärkt wurde. Speziell die Mittelfeldspielerin Elisa Senß, die im Sommer aus Leverkusen nach Frankfurt kam, entwickelte sich zu einem entscheidenden Puzzleteil im Eintracht-System.

Wolfsburg scheitert oft an eigener Chancenverwertung

Der VfL musste im Sommer hingegen den Abgang von Top-Torjägerin Ewa Pajor hinnehmen. Dass eine Spielerin von dieser Qualität nicht eins zu eins ersetzt werden kann, war klar und so geht den Wolfsburgerinnen in dieser Saison tatsächlich immer wieder die letzte Konsequenz vor dem Tor abhanden.

Besonders die Kaltschnäuzigkeit fehlte zuletzt mehrfach, sodass das Team die vielen herausgespielten Chancen nur ungenügend nutzte. Bezeichnend dafür war unter anderem das Pokal-Achtelfinale gegen Mainz. Trotz des letztlich deutlichen 4:1-Sieges, verzweifelte der VfL bis zum erlösenden Ausgleichstreffer in der 82. Minute immer wieder an der eigenen Chancenverwertung.

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Tore schoss Laura Freigang in der bisherigen Liga-Spielzeit

Durch die erstklassige Aufstellung der Frankfurterinnen in der Breite gelingt es dem Team von Trainer Arnautis wiederum auch entsprechend auf Ausfälle, wie den von Barbara Dunst, zu reagieren. Die Österreicherin zog sich während der Länderspielpause einen Kreuzbandriss zu und wird wohl für den Rest der Saison ausfallen.

Das bittere Champions-League-Qualifikationsaus kommt der Eintracht deshalb fast gelegen. Im Unterschied zu Bayern und Wolfsburg muss sich der Verein nämlich nicht mit der Dreifachbelastung beschäftigen und kann seinen vollen Fokus auf die nationalen Wettbewerbe legen.

Gerade zum Ende der Saison kann die nötige Frische zum entscheidenden Faktor werden. Ganz besonders, wenn Frankfurt sich nicht nur mit der Herbstmeisterschaft zufriedengeben, sondern auch nach 22 Spieltagen noch ganz oben stehen will.

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