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Bayern-Trainer Julian Nagelsmann sah schon während des Spiels die Gelbe Karte nach Kritik am Schiedsrichter.

© dpa/Federico Gambarini

Update

Julian Nagelsmann tobt in der Mixed Zone: Die Bayern verlieren 2:3 bei Borussia Mönchengladbach

Der Angstgegner hat wieder zugeschlagen. Borussia Mönchengladbach siegt gegen den FC Bayern, der am Sonntag die Tabellenführung an den 1. FC Union Berlin verlieren kann.

Julian Nagelsmann stapfte mit festem Schritt durch den Kabinengang im Borussia-Park. Dass der Trainer des FC Bayern München nach der 2:3 (1:1)-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach schlechte Laune hatte, war nicht zu übersehen. Vor allem war es nicht zu überhören. „Will der mich verarschen, oder was?“, rief Nagelsmann durch den Gang.

Wen genau er meinte, sagte er nicht. Aber es reichte ein Blick auf die Fernseher unter der Decke. Dort wurde gerade die Szene seziert, die für Nagelsmann offenbar die entscheidende in diesem Spiel gewesen war: ein Laufduell zwischen Alassane Plea und Dayot Upamecano in der achten Minute, das mit einem Sturz des Gladbacher Stürmers und einem Platzverweis für Münchens Innenverteidiger Upamecano endete. 

Nagelsmann war unterwegs in die Kabine des Schiedsrichters. Doch die Unterredung mit Tobias Welz fiel spärlich aus. Handgestoppte anderthalb Minuten später kehrte der Trainer der Bayern zurück. „Mein Gott! Mein Gott!“ stöhnte er und gebrauchte noch ein paar Worte („weichgespültes Pack“), von denen er später sagte, man möge sie bitte nicht auf die Goldwaage legen. Es sei nicht alles richtig, was er in der Hitze des Gefechts von sich gebe.

Der Platzverweis erhitzte die Gemüter

Auf seinem Instagram-Account entschuldigte sich Nagelsmann bei Welz und seinem Team: „Da bin ich leider eindeutig zu weit gegangen“, schrieb er. Inhaltlich wollte Bayerns Trainer von seiner Kritik an der Entscheidung allerdings nichts zurücknehmen. „Da kann mir keiner erzählen, dass das eine Rote Karte ist“, sagte er. Gladbachs Sportdirektor Roland Virkus hingegen fand den Platzverweis unstrittig.

Wie auch immer. Für die Bayern war es das dritte Auswärtsspiel hintereinander, das sie zum Teil in Unterzahl hatten bestreiten müssen. Doch während sie in Wolfsburg mit 4:2 und in der Champions League in Paris mit 1:0 gewonnen hatten, kassierten sie nach zuvor 13 ungeschlagenen Spielen ihre zweite Saisonniederlage. 

Es könnte eine mit Folgen werden: Sollte der 1. FC Union am Sonntag gegen den Tabellenletzten Schalke gewinnen, würde er die Bayern von der Spitze stoßen und kommende Woche als Tabellenführer zum Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga nach München fahren. 

„Die Rote Karte hat uns in die Karten gespielt“, sagte Gladbachs Kapitän Lars Stindl. Bis zum Platzverweise waren die Bayern durchaus druckvoll zu Werke gegangen. Nagelsmann wollte sogar „mit den besten Start in diesem Jahr“ gesehen haben, „wir müssen 2:0 führen“.

Doch die Gladbacher sind der erklärte Angstgegner des Rekordmeisters. Auch am Samstag blickten die Münchner dem Schrecken früh ins Gesicht. Dem Platzverweis gegen Upamecano folgte fast umgehend das 0:1.

13
Spiele hatten die Bayern zuvor nicht verloren.

Statt den Ball bei einem Freistoß in die Mitte zu flanken, passte Nationalspieler Jonas Hofmann in den Rückraum zum frei stehenden Stindl. Aus 17 Metern setzte Borussias Kapitän den Ball hart neben den Pfosten ins Tor.

Yann Sommer, der diese Variante eigentlich noch hätte kennen müssen, war machtlos. Der Schweizer, im Januar von Gladbach nach München gewechselt, war vor dem Anpfiff offiziell verabschiedet worden – und von den Borussen-Fans so gefeiert worden wie noch kein Bayern-Spieler vor ihm.

Auch im weiteren Verlauf des Nachmittags blieb die Stimmung blendend, obwohl die Bayern natürlich nicht aufstecken, nur weil sei mit einem Mann weniger spielten und in Rückstand lagen. „Bayern München ist Bayern München“, sagte Borussias Trainer Daniel Farke. 

Torwart Yann Sommer wurde offiziell verabschiedet

Heißt: Die Münchner verfügen über ausreichend individuelle Qualität, um auch eine numerische Unterlegenheit zu kompensieren: die Schnelligkeit von Alphonso Davies zum Beispiel. Zehn Minuten vor der Pause lief der Kanadier seinem Gegenspieler Stefan Lainer einfach davon. Nach seiner Hereingabe wuchtete Eric-Maxim Choupo-Moting den Ball zum Ausgleich unter die Latte.

Und die Bayern schienen sich mit dem Unentschieden nicht zufriedenzugeben. Nagelsmann brachte zur zweiten Hälfte Jamal Musiala und Leroy Sané. Die Bayern wurde nun dominanter, doch mitten hinein in diese Phase, zehn Minuten nach der Pause, ging Gladbach erneut in Führung, als Hofmann nach guter Vorarbeit des starken Plea mit seinem achten Saisontreffer das 2:1 erzielte.

Spannend blieb es trotzdem, und das bis zur buchstäblich letzten Sekunde – weil der eingewechselte Mathys Til dem scheinbar beruhigenden 3:1 der Gladbacher durch seinen französischen Landsmann Marcus Thuram in der Nachspielzeit noch das 2:3 folgen ließ. „Ich war im Laufe des Spiels schon ein bisschen besorgt“, sagte Daniel Farke. Selbst ganz am Ende noch.

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