
© Lydia Hesse/Tagesspiegel
„Es reichen ein paar Kugeln und ein Schweinchen“: Das macht den Boulesport in Berlin so beliebt
Boule prägt das Berliner Freizeitangebot. Ein Berliner Boule-Spieler erzählt, was den Sport so leicht zugänglich macht und wo in Berlin, der Sport auch auf Liganiveau gespielt wird.
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Kaum wärmen die ersten Sonnenstrahlen den Boden und die Menschen, sieht man sie wieder: Boule-Spielerinnen und Spieler, die ihre Kugeln galant oder mit Schmackes werfen. Boule, insbesondere die Variante Pétanque, erfreut sich in Berlin großer Beliebtheit und prägt das städtische Freizeitangebot. Das Kugelspiel kommt aus Südfrankreich, wobei sein Ursprung wohl Aufzeichnungen zufolge in der Antike liegt.
In Berlin hat der Sport Ende der 60er Jahre Fuß gefasst, damals auf dem Kiesweg, der zum Schloss Charlottenburg führte und auch heute noch als Spielfläche genutzt wird. Die wohl bekannteste Anlage der Stadt ist das das Boulodrôme Jean-René Montel in Berlin-Tegel. Ursprünglich von den französischen Alliierten genutzt, ist es mit über 8.200 Quadratmetern Deutschlands größtes Boule-Spielgelände. Dort spielt auch Eric Bourgeois. Er ist zweiter Vorsitzender des Club Bouliste de Berlin, der 1967 von den französischen Truppen gegründet wurde und in dem die deutsch-französische Freundschaft bis heute fest verankert ist.
Für Bourgeois ist das Wunderbare am Boule bzw. am Pétanque, dass „dieser Sport fast überall ausgeübt werden kann“. Und dass man mit der Familie, mit Freunden oder mit Petanque-Fans spielen kann.
Und es stimmt: Boule ist ein Sport für alle. Aber nicht nur das: Boule ist auch ein Leistungssport. „Ein oder zwei Runden Boule zu spielen ist nicht schwer, aber den ganzen Tag konzentriert zu spielen, acht oder neun Stunden lang, den ganzen Tag hin und her zu laufen und zwischen acht und zwölf Kilometern zurückzulegen, im Stehen oder in der Hocke zu spielen, je nach Entfernung, das ist körperlich anstrengend“, so Bourgeois.
Wer in Berlin nicht nur hobbymäßig spielen will, sondern eine organisierte Vereinsstruktur bevorzugt, für den sind etablierte Clubs wie der Club Bouliste de Berlin oder der 1. Boule Club Kreuzberg eine gute Anlaufstelle. Berlin ist im Landes-Pétanque-Verband Berlin (LPVB) organisiert, der den Ligabetrieb in der Region koordiniert. Die beiden Vereine nehmen regelmäßig an den Berliner Meisterschaften und anderen regionalen Turnieren teil. Der Club Bouliste de Berlin stieg 2008 sogar in die Bundesliga auf, musste jedoch nach einer Saison wieder absteigen.
Bourgeois erzählt, dass bei ihnen neue Boule-Spieler immer willkommen sind. Übrigens auch im Winter, denn der Club verfügt über eine Halle, die bei kalten Temperaturen beheizt werden kann. „Ein Boule-Spieler berät gerne einen Anfänger“, fügt er hinzu. Ambitionierten Spielern rät er, jung anzufangen. Und für alle anderen, die höher hinauswollen, gilt auch beim Boule: „Ansonsten muss man viel trainieren und an seiner Technik arbeiten, wie in jedem Hochleistungssport“, so Bourgeois.
Ein kostengünstiger Sport
Um zu starten, braucht man auch nicht viel. Auch das macht das Boule-Spiel so zugänglich. Oder wie Bourgeois sagt: „Es reichen ein paar Kugeln und ein ‘Schweinchen’. Das ist der große Vorteil von Pétanque: Es ist ein kostengünstiger Sport.“ Auch die Regeln sind leicht, klar und einfach: Gespielt wird in zwei Mannschaften. Das können drei gegen drei sein, zwei gegen zwei oder auch ein sogenanntes Tête-à-Tête, wo jeweils nur ein Spieler gegen einen anderen antritt, dafür aber jeder Spieler drei Kugeln hat. Dann wird ausgelost, welche Mannschaft das Spiel beginnt.
Ein sogenannter Wurfkreis wird gezeichnet und schon geht es los. Ziel ist, die eigene Kugel so dicht wie möglich an die kleine Holzkugel, das Cochonnet – auf Deutsch „Schweinchen“ – zu platzieren. Dafür gibt es bestimmte Wurftechniken, mit denen man gern auch mal die gegnerische Kugel wegschiebt. „Manchmal läuft das Spiel sehr gut, alles funktioniert, die Stimmung ist bei beiden Mannschaften gut, man genießt das Spiel. Manchmal funktioniert es gar nicht, was manche ärgert, aber das gehört zum Spiel“, sagt Bourgeois.
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