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An Albas Center Christ Koumadje ist unter dem Korb kein Vorbeikommen, auch nicht für den früheren NBA-Profi Derrick Williams.

© IMAGO/Tilo Wiedensohler

„Es war ein magischer Abend“: Alba Berlin lässt die Euroleague staunen

Gegen Panathinaikos Athen gewinnt Alba Berlin so hoch wie noch nie zuvor in der Euroleague. Mit drei Siegen aus den ersten drei Spielen widerlegt der Deutsche Meister viele Prognosen.

Israel Gonzalez ist ein sehr besonnener Redner. Nach überzeugenden Siegen lobt er seine Spieler, gerät aber ganz selten ins Schwärmen und hat stets einen Blick auf das, was in den folgenden Tagen auf sein Team zukommt. Normalerweise. Das rauschhafte 94:65 gegen Panathinaikos Athen am Mittwochabend in der MB Arena lockte aber auch den sonst so zurückhaltenden Trainer von Alba Berlin aus der Reserve. „Wir haben heute unglaublichen Basketball gespielt“, sagte Gonzalez. „Es war ein magischer Abend.“

Mit 29 Punkten Vorsprung stellten die Berliner einen neuen Vereinsrekord auf, nie zuvor hatten sie in der Euroleague so hoch gewonnen. Mit drei Punkten mehr hätte sich Alba in Europas höchstem Wettbewerb sogar erstmals an die Tabellenspitze gesetzt. Doch das trübte die Freude keinesfalls. „Dass wir mit 3:0 in diese Euroleague-Saison starten, ist einfach ein Traum!“, sagte Flügelspieler Louis Olinde. Manager Marco Baldi, der in den Sozialen Netzwerken sonst maximal ein stiller Beobachter ist, setzte den ersten Tweet seit mehr als einem Jahr ab: Ein Foto der jubelnden Alba-Bank war betitelt mit „Joy“, Freude.

Auch wenn die Berliner in der vergangenen Saison ihre bisher beste Bilanz in der Euroleague verzeichnen konnten und die Play-offs nur um zwei Siege verpassten, wurden sie von den meisten internationalen Experten eher tief in den unteren Tabellenregionen verortet. Spektakuläre Neuverpflichtungen machen halt mehr Eindruck als Kontinuität.

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Doch das eine sind die Prognosen, die Wahrheit liegt auf dem Parkett – und dort ist Alba mit Baskonia Vitoria die große Überraschung der ersten Saisonwochen. War der Auftaktsieg gegen ein neu formiertes Team von Partizan Belgrad noch halbwegs erwartbar gewesen, taugte der Erfolg beim Titelanwärter in Mailand bereits als Sensation.

Dass Alba ohne die vier verletzten Leistungsträger Maodo Lo, Jaleen Smith, Johannes Thiemann sowie Marcus Eriksson und nur zwei Tage nach einem schweren Pokalspiel Panathinaikos derart aus der Halle fegt, unterstreicht die fantastische Form der Berliner. Aus dem Kollektiv ragten am Mittwoch mal wieder Spielmacher Tamir Blatt (15 Punkte, sieben Assists) und Kapitän Luke Sikma (16 Punkte, 15 Rebounds, sechs Assists) heraus.

Bei noch 31 ausstehenden Hauptrundenspielen wäre es verfrüht, Alba nun in den Kreis der Euroleague-Favoriten aufzunehmen – und zu diesen wird die Mannschaft in dieser Saison mit ziemlicher Sicherheit auch nicht aufschließen. Denn Selbstvertrauen, Teamgeist und Spielphilosophie können individuelle – und finanzielle – Unterschiede nur bis zu einem bestimmten Grad kompensieren. Es werden auch andere Tage kommen, mal wird die Kraft fehlen, mal der Gegner zu stark sein, die Ergebnisse werden sich einpendeln.

Dass Alba zum ersten Mal die Play-offs erreichen könnte, ist nach den ersten Eindrücken dieser Saison aber keinesfalls Träumerei, sondern eine realistische Option. Zumindest aktuell haben die Berliner dem großen Rivalen Bayern München – gestartet mit drei Niederlagen aus den ersten drei Spielen – den Rang als bestes deutsches Team in der Euroleague eindeutig abgelaufen. Das Timing ist perfekt, schließlich hat Alba nur noch für diese Saison eine Wildcard und hofft auf einen dauerhaften Startplatz in der Euroleague, eine sogenannte A-Lizenz.

Viel Zeit, sich über den Rekordsieg gegen Panathinaikos zu freuen, haben die Berliner Basketballer allerdings nicht. Schon an diesem Freitag steht der nächste Härtetest an. Bei Titelverteidiger Anadolu Istanbul im Sinan Erdem Spor Salonu haben die Berliner in sieben Versuchen noch nie gewonnen. Doch aktuell ist ihnen alles zuzutrauen.

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