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Gleich zappelt der Ball im Netz: Deutschlands Torhüter Kevin Trapp kann nur hinterherschauen.

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Update

Fußball-Länderspiel: Deutsche Nationalmannschaft enttäuscht bei Niederlage gegen Brasilien

Berlin ist nicht Belo Horizonte: Deutschland unterliegt im Testspiel gegen Brasilien. Kaum jemand kann überzeugen in der DFB-Elf.

Kurz vor dem Halbzeitpfiff liefen die Spieler im kanariengelben Trikot alle vor dem Tor der deutschen Nationalmannschaft zusammen. Gabriel Jesus hatte im Nachsetzen gerade das erste Tor für Brasilien erzielt. Die Ausgelassenheit der Südamerikaner in diesem Moment im abendlichen Berliner Olympiastadion war verständlich. Denn es war der erste und letztlich siegbringende Treffer gegen eine Mannschaft, die die vielleicht stolzeste Fußballnation vor aller Welt in ihrem WM-Sommer vor fast vier Jahren so schwer gedemütigt hatte.
Die Schmach, wie viele Brasilianer das 1:7 im Halbfinale in Belo Horizonte noch heute empfinden, werden sie nicht vergessen machen können, aber ein Erfolg im Land des Weltmeisters wird die Wunden verheilen lassen und bei der Auferstehung zu einer neuen Fußballmacht behilflich sein. Letztlich war ihr 1:0 (1:0)-Sieg vor knapp 73000 Zuschauern in Berlin nicht unverdient. Für das WM-Turnier im Sommer in Russland wird mit Brasilien wieder zu rechnen sein.

Am Dienstagabend wurde die Mannschaft des Weltmeisters von einem Berliner aufs Feld des Olympiastadions geführt. Der 29 Jahre alte Charlottenburger Jerome Boateng vom FC Bayern München trug in seinem 70. Länderspiel die Kapitänsbinde. Trotz der besonderen Vorgeschichte des Duells ließ Bundestrainer Joachim Löw sich nicht davon abhalten, sein Personal im Vergleich zum Länderspiel vor vier Tagen gegen Spanien (1:1) kräftig durchzumischen. Neu in der Anfangsformation waren Torwart Kevin Trapp, Antonio Rüdiger, Ilkay Gündogan, Leon Goretzka, Leroy Sané, Mario Gomez und als einziger Herthaner Marvin Plattenhardt.

Das hatte durchaus Folgen. Man merkte den Akteuren an, dass sie in dieser Zusammenstellung wenig erprobt sind. Die ersten Spielzüge waren etwas breiig und ohne großes Risiko vorgetragen. Die Brasilianer, bei denen der verletzte Weltstar Neymar fehlte, agierte sehr kontrolliert, ja fast schon ein wenig übervorsichtig.

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Nach einer Viertelstunde verließ Löw seinen Stehplatz an der Seitenlinie, er nahm auf der Bank Platz, seine Mannschaft kam langsam ins Rollen. Bei der ersten Gelegenheit traf Gündogan den guten Pass von Julian Draxler nicht voll. In der Folgezeit konnte sich die deutsche Mannschaft immer mal wieder dem brasilianischen Tor gefährlich nähern, sie hatte sich eine leichte Feldüberlegenheit erspielt. Allein es fehlte bei den Chancen für Gomez und Kimmich der konsequente Abschluss.

Ungewöhnlich viele Ballverluste bei den Deutschen

Von den Brasilianern war erst in der Schlussphase der ersten Halbzeit etwas mehr Mut zu sehen. Unter ihrem Trainer Tite, der seit 2016 im Amt ist, spielen sie vergleichsweise beherrscht, gleichwohl verfügen sie auch ohne Neymar über eine fantastische Offensive, die jederzeit zuschlagen kann. Nach einem unnötigen Ballverlust im deutschen Mittelfeld kam nach einem raschen Gegenstoß Gabriel Jesus ein erstes Mal zum Torabschluss, doch der Mann von Manchester City verzog. Nur wenige Minuten später stand er nach einer Flanke von Willian von der rechten Seite richtig. Seinen Kopfball konnte Trapp noch halbwegs abwehren, aber da Jesus seine Bewegung fortsetzte, überrannte er den deutschen Torhüter, der dabei machtlos war.

Deutschlands Leroy Sane (r) und Mario Gomez kämpfen in dieser Szene mit Brasiliens Casemiro (l) und Dani Alves um den Ball.
Deutschlands Leroy Sane (r) und Mario Gomez kämpfen in dieser Szene mit Brasiliens Casemiro (l) und Dani Alves um den Ball.

© dpa

In der zweiten Halbzeit wurde das Spiel etwas kurzweiliger, aber auch zerfahrener. Natürlich merkte man den Deutschen an, dass Spieler wie Mesut Özil, Mats Hummels oder Thomas Müller fehlten, die Löw geschont hatte, denn ungewöhnlich viele Ballverluste ereigneten sich in der eigenen Hälfte. Die Brasilianer spürten, dass an diesem Abend etwas gehen könnte.
Nach einer Stunde wechselte Löw den schlampig spielenden Sané, Goretzka und Gomez aus, für sie kamen Lars Stindl, Julian Brandt und Sandro Wagner. Später kamen auch noch Niklas Süle für Boateng und Timo Werner für Gündogan.

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Für den Spielfluss waren die vielen Wechsel nicht unbedingt förderlich, dennoch hatte Wagner noch zwei halbe Kopfballchancen. Löw wollte ganz bewusst in diesem WM-Härtetest ein paar Spieler sehen, die bisher eher selten für die Nationalelf aufliefen. Am 15. Mai wird der Bundestrainer seinen vorläufigen WM-Kader nominieren. Ein paar Aufschlüsse dürfte er in diesem Casting erhalten haben. „Das war heute keine ganz runde Leistung von uns. Die Mannschaft und jeder einzelne kann natürlich besser spielen“, sagte Bundestrainer Joachim Löw: „Es war irgendwie nicht unser Tag. Aber dafür sind diese Spiele da, damit man was probieren kann.“

Auch bei den Spielern herrschte nach dem Spiel Unzufriedenheit: „Mannschaftlich überwiegt heute klar das Negative“, sagte Mittelfeldspieler Toni Kroos: „Wir haben klar gesehen, dass wir doch nicht so gut sind wie manche vielleicht denken. Das war deutlich zu wenig von uns.“ Ilkay Gündogan sah „ein bisschen Licht, aber auch sehr viel Schatten. Wir haben viele Fehler gemacht.“ Torhüter Kevin Trapp bilanzierte: „Wir konnten unsere Chancen nicht in Tore umwandeln. Wir hätten das Spiel nicht verlieren müssen.“

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