zum Hauptinhalt
Sjoeke Nüsken im Trainingslager in Herzogenaurach.

© Imago/Harry Koerber

Fußballnationalspielerin Sjoeke Nüsken: Von der Wackelkandidatin zur Führungsspielerin

Sjoeke Nüskens Laufbahn in der Nationalelf war von Unsicherheit geprägt. Nun hat die Mittelfeldspielerin vom FC Chelsea den höchsten Marktwert in der Mannschaft – das zeigt auch ihre Rolle bei der EM.

Stand:

Sjoeke Nüsken wirkt dieser Tage in Herzogenaurach auffallend entspannt. Sie legt sich nach dem Training mit Teamkolleginnen an den Pool, albert mit ihnen herum und genießt ausgiebig die Teamabende, an denen Pizza bestellt wird.

Anders als in den vergangenen Jahren vor einem großen Turnier ist bei der deutschen Nationalspielerin keine übermäßige Anspannung erkennbar, sondern ein gewisses Selbstverständnis. Die Fußball-Europameisterschaft beginnt in neun Tagen, und Sjoeke Nüsken wird als Führungsspielerin im zentralen Mittelfeld vorweggehen.

Es ist das erste Mal, dass sie solch eine wichtige Rolle bei einer Endrunde einnehmen wird. Zwar bekam sie bei den Olympischen Spielen im vergangenen Sommer bereits viel Spielzeit, bei einer EM oder WM blieb ihr das aber bislang verwehrt.

45
Minuten stand Nüsken bei der letzten WM auf dem Feld.

Das setzte der jetzt 24-Jährigen vor allem vor der WM in Australien und Neuseeland vor zwei Jahren enorm zu. „Jede möchte sich zeigen, jede möchte alles geben, aber diese Ungewissheit zu haben, macht einen auch auf dem Spielfeld unsicher“, sagte Nüsken damals. „Dann spielen wir insgesamt einen unsicheren Fußball.“

Ich bin viel entspannter und mache mir nicht mehr so einen Stress im Training.

Fußballnationalspielerin Sjoeke Nüsken

Bei der WM und dem enttäuschenden Gruppenaus stand sie lediglich 45 Minuten auf dem Platz. Schlimmer noch war es bei der EM 2022 in England. Hatte Nüsken in der Vorbereitung noch einige Spielminuten gesammelt, wurde sie kurz vor dem Turnier doch noch aus dem endgültigen Kader gestrichen. „Das war natürlich keine einfache Situation. Vor allem nach der Verkündung“, sagte sie damals.

Umso mehr steigt die Vorfreude im ersten von zwei Trainingslagern in Herzogenaurach, bei dem sie die Gewissheit hat, zum Turnier in die Schweiz zu fahren. „Ich bin viel entspannter und mache mir nicht mehr so einen Stress im Training“, sagte Nüsken am Sonntag. „Klar möchte man sich trotzdem noch zeigen, aber man ist dabei, man weiß das und kann sich einfach nur auf die Vorbereitung fokussieren, das hilft auch dem Team enorm.“

Aufstieg zur Führungsspielerin bei Chelsea

Die Spielerin des FC Chelsea, die bis zum Sommer 2023 noch bei Eintracht Frankfurt in der Bundesliga unter Vertrag stand, ist an ihren Herausforderungen und Rückschlägen gewachsen. Von der einstigen Unsicherheit auf dem Platz ist kaum mehr etwas zu spüren.

Das hat viel mit ihrem Wechsel nach England zu tun. Bei Chelsea erhielt sie von Beginn an viel Verantwortung und wurde dieser auch gerecht. Mittlerweile ist sie die Spielerin mit dem höchsten Marktwert im deutschen Nationalteam (575.000 Euro). Da können selbst die beiden Shootingstars Klara Bühl (350.000 Euro) und Jule Brand (230.000 Euro) nicht mithalten.

Nüsken ist bekannt für ihre technische Versiertheit, ihre gute Physis und ein gutes Auge für ihre Mitspielerinnen. Unter der einstigen Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg kam sie oftmals im defensiven Mittelfeld zum Einsatz, unter Nachfolger Christian Wück darf sie sich auch weiter vorne ausprobieren.

Ich will auf jeden Fall eine Führungsspielerin auf dem Platz sein. Ich versuche immer, mit meiner Lautstärke auf dem Platz auch präsent zu sein.

Fußballnationalspielerin Sjoeke Nüsken über ihre Rolle bei der anstehenden EM

Durch den Ausfall von Lena Oberdorf wird sie gemeinsam mit Elisa Senß auf der Doppelsechs spielen, ist dabei aber mehr für die offensiven Aktionen zuständig. „Ich spiele supergerne mit Elisa. Sie ist der Abräumer vor der Kette und lässt mir vorne ein bisschen Freiraum, das habe ich ganz gerne“, sagt Nüsken.

Trotz ihrer eher zurückhaltenden Art neben dem Platz strahlt die 24-Jährige ein großes Selbstvertrauen aus und ist in der Lage, ihre Mitspielerinnen zu Höchstleistungen anzutreiben. „Ich will auf jeden Fall eine Führungsspielerin auf dem Platz sein. Ich versuche immer, mit meiner Lautstärke auf dem Platz auch präsent zu sein.“

In Sachen Titelambitionen gibt sich Nüsken ebenfalls recht zuversichtlich. „Wir wollen ein super Turnier zeigen und auf jeden Fall oben mitspielen. Ich denke, dass wir das schaffen können mit der Mannschaft.“

Der Grund für ihren Optimismus liegt dabei in der besonderen Teamharmonie in diesem Jahr. Denn nicht nur ihr kam die frühe Kaderbekanntgabe zugute, sondern auch ihren Mitspielerinnen. „Wir fahren alle mit einem guten Gefühl zur EM“, sagt Nüsken.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
false
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })