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Die Eisbären feiern gemeinsam mit Ina, der Verlobten von Tobias Eder.

© Imago/Contrast

Gemischte Gefühle trotz Titel Nummer elf: Die Eisbären feiern und kämpfen mit ihren Emotionen

Unter die Freude über ihr sportliches Meisterwerk mischt sich noch immer die Fassungslosigkeit, dass während der Saison Teamkollege Tobias Eder verstorben ist.

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Nachdem die erste Runde der Meisterfeier in der Kabine beendet war, tauchten die Eisbären mit ihrem Pokal in der Nacht zum Samstag im Obergeschoss der Friedrichshainer Arena auf. Fans, Familienangehörige, Sponsoren, alle zusammen kamen nun in den Genuss, Teil dieses großen Erfolgs zu sein.

Bei aller Euphorie und Freude über einen fast „surrealen“ Abend, der zum elften Titel führte, wie Kapitän Kai Wissmann das dritte 7:0 in Serie zusammenfasste, merkte man aber, wie schwer es allen fällt, die Emotionen zu umschreiben. Hier die Ekstase über ein Meisterwerk der Eishockeygeschichte, dort aber immer noch die Fassungslosigkeit, dass der verstorbene Teamkollege Tobias Eder nicht mehr unter ihnen ist, auch wenn er mit seiner Nummer 22 allgegenwärtig ist.

„Wir waren schon die letzten Jahre eng, aber was wir in diesem Jahr zusammen erleben mussten, das war schon sehr hart“, sagte Wissmann, der ab dem zweiten Spiel wegen einer Handverletzung nicht mehr mitwirken konnte. „Zusammen in diesem Moment gewesen zu sein, hat uns noch mehr zusammengeschweißt.“

Überfordert von der Wucht der Emotionen

Marcel Noebels, der später mit nacktem Oberkörper über die Tanzfläche schwebte, wirkte in den ersten Momenten überfordert von der Wucht der Emotionen, nachdem Eders Nummer 22 allgegenwärtig gewesen und auch sein Lieblingslied „Viva La Vida“ länger als sonst beim ersten Tor des Abends über die Lautsprecher gelaufen war.

„Ich glaube und hoffe, dass so etwas in meiner Karriere nicht mehr vorkommen wird, dass der Freund und Teamkamerad nicht mehr bei einem ist. Ich würde diesem Titel seinen Namen geben. Der Sport ist wichtig, aber es gibt noch wichtigere Dinge im Leben. Ich bin unglaublich stolz, dass die Mannschaft aus dem Loch, in dem wir waren, herausgekommen ist.“

Ich würde alle Titel eintauschen, wenn Tobi hier bei uns sein könnte.

Geschäftsführer Thomas Bothstede

Trainer Serge Aubin, der von Sportdirektor Stephane Richer als „bester Coach außerhalb der NHL“ geadelt wurde, wirkte wie immer gefasst, als auch er noch eine Runde durch die feiernde Meute drehte. Dass er mit seinem vierten Titel in fünf Jahren auf dem besten Weg ist, Don Jackson in den Schatten zu stellen, der über Jahre als Fixpunkt hinter der Bande galt, spielt für ihn offenbar keine Rolle. „Es sind die Spieler, die für das alles verantwortlich sind“, betonte er noch mal, „es ist für mich die reinste Freude, täglich mit ihnen auf dem Eis zu sein.“

Wie eng die Verbindung wirklich ist, zeigte sich, als Noebels seinen Trainer in den Arm nahm und ihm fast zärtlich ein Küsschen aufdrückte. Der in den vergangenen Jahren mehrfach zum besten Spieler gekürte Stürmer hatte sportlich keine einfache Saison, und er spielte auch nicht mehr die Rolle früherer Spielzeiten. Aber der Trainer weiß offenbar, wie er seine Entscheidungen kommuniziert. Sodass alle an einem Strang ziehen, wenn es darauf ankommt.

Ty Ronning hat seinen Vertrag verlängert

„Er hat ein unfassbares Verständnis auf der Bank, er kann immer auf den Gegner reagieren und ist dabei so schnell wie kein anderer“, sagte Wissmann. „Und trotz des Systems und aller Vorschriften, die wir haben, gibt er uns genug Freiräume, kreativ zu sein, gerade in der Offensive. Wenn du gute Spieler hast, kommt dann so was wie jetzt dabei heraus. Wir haben definitiv noch mal eine Schippe draufgelegt in den Play-offs.“

Für die Konkurrenz bleibt einzig die Hoffnung, dass die Berliner nach zwei Titeln nacheinander eine Schaffenspause einlegen. Nach den beiden DEL-Meisterschaften unter Pierre Pagé 2005 und 2006, den ersten Triumphen mit Don Jackson 2008 und 2009 sowie den Titel unter Serge Aubin 2021 und 2022 folgte jeweils eine ernüchternde Saison.

Wenn man dieses Team zuletzt beobachtet hat, kann man sich eine derartige Wiederholung aber nur schwer vorstellen. Die Eisbären verfügen auf allen Positionen über eine herausragende Mischung aus Erfahrung und Draufgängertum nachrückender Spieler. Ty Ronning, der aktuell beste Stürmer der DEL, bestätigte, dass er zwei weitere Jahre das Berliner Trikot tragen wird.

Aber das Sportliche spielte bei diesem ersten Teil der Meisterfeier eben nicht die Hauptrolle. Nicht umsonst sagte Geschäftsführer Tobias Bothstede: „Ich würde alle Titel eintauschen, wenn Tobi hier bei uns sein könnte.“

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