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Das deutsche Team bleibt in Paris bislang hinter den eigenen Erwartungen zurück. 

© IMAGO/Beautiful Sports

Halbzeitbilanz bei den Paralympics: „Die Breite wird in vielen Disziplinen deutlich größer“

Das deutsche Team bleibt in Paris bislang hinter den eigenen Erwartungen zurück. Der Verband erklärt sich das enttäuschende Abschneiden mit einem Leistungsschub der Konkurrenz.

Von
  • Anna von Gymnich
  • Lilli Heim

Stand:

In einer kleinen Runde am Dienstagmorgen wurde ein Blick auf die erste Hälfte der Paralympischen Spiele in Paris für das deutsche Team geworfen. Was waren die Erfolge? Was lief gut und was nicht? Aufgelockert wurde die Halbzeitbilanz mit spannenden Berichten von zwei Medaillengewinnern der Spiele von Paris.

Niko Kappel hatte am Montag Silber im Kugelstoßen gewonnen – und konnte sich einen Tag später dann auch über die nicht-goldene Medaille freuen. Der 29-Jährige bezeichnete die Spiele in Paris als die besten, die er jemals mitbekommen hat. Er lobte die Atmosphäre, Stimmung und das Publikum im Stade de France. In den nächsten Tagen plant der Silbermedaillengewinner die Atmosphäre nicht nur im Leichtathletikstadion, sondern generell in Paris so gut es geht mitzunehmen.

Diese Meinung teilte auch Maurice Wetekam. Bei seinem Paralympics-Debüt gewann der 18 Jahre alte Para-Schwimmer Bronze und brachte somit eine frische und neue Perspektive in die Runde. „Alle Menschen hier sind nett zueinander“, sagte Wetekam. Dies sei ein Grund, der die Spiele für ihn so besonders mache. Seinen Erfolg vom Samstag, die erste deutsche Medaille in Paris, lässt sich für ihn immer noch nicht vollkommen greifen. „So ein bisschen ist es langsam angekommen. Ich hätte es mir nicht besser vorstellen können.“ An diesem Donnerstag startet der junge Schwimmer über die 200 Meter Lagen und schaut dem Wettkampf mit viel Freude entgegen.

Karl Quade, seit Jahrzehnten Chef de Mission der deutschen Paralympics-Delegation, machte sich dann an eine Zwischenbilanz. Zu diesem Zeitpunkt standen die Deutschen auf Platz 23 des Medaillenspiegels mit 16 Medaillen. Das seien laut Quade weniger als einige erwartet hätten – vor allem in der Leichtathletik. Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbands, hatte eine Platzierung unter den ersten zehn Nationen vorgegeben.

„Wir haben positive Überraschungen erlebt, wir haben auch Enttäuschungen erlebt, das muss man ganz offen zugeben“, sagte der 69-jährige Quade. Als Beispiel nannte er den Para-Leichtathleten Léon Schäfer, der mit zwei vierten Plätzen eine Medaille knapp verpasst hatte.

Als positive Überraschungen hob Quade den jungen Wetekam hervor sowie das Para-Tischtennis-Doppel aus Stephanie Grebe und Juliane Wolf, das am Samstag Silber gewann. Ein klares Fazit wollte er an diesem Dienstagmorgen aber nicht ziehen, da noch einige aussichtsreiche Wettkämpfe stattfinden würden. Er betonte, dass es wichtig sei, die erbrachten Leistungen zu analysieren – positive, sowie negative. Vor allem in Anbetracht dessen, dass das Leistungsniveau bei den Spielen insgesamt immer weiter steige.

„Die Breite wird in vielen Disziplinen deutlich größer. Und damit kann es passieren, dass man dort nicht mehr gewinnt“, sagte der Chef de Mission, der das deutsche Team für eine gute Präsentation während der Staatsbesuche, wie dem des Bundespräsidenten in der vergangenen Woche, lobte. Quade, der das deutsche Team bereits 15-mal bei den Paralympics betreute, fand auch anerkennende Worte für den Austragungsort Paris: „Aus meiner Sicht ist das Dorf top, da kann man nicht viel verbessern.“ Auch die Stadien und Fans, die zu den meisten Wettkämpfen zahlreich erscheinen, hob er hervor.

Zum Thema Barrierefreiheit in Paris, das im Vorfeld und während der Spiele vielfach kritisiert wurde, fand Quade diplomatische Worte: „Wir sind in einer komplizierten Stadt, was das angeht. Damit muss man leben.“ Auch die Sportler Kappel und Wetekam hoben lieber positive Entwicklungen bei den Paralympics hervor, als die mangelnde Barrierefreiheit, vor allem im öffentlichen Nahverkehr, zu kritisieren.

Etwas griffiger äußerte sich der deutsche Delegationsleiter dagegen zu dem viel diskutierten Thema Transgender-Athleten. „Wir respektieren jetzt erst mal die Entscheidungen der internationalen Verbände, fordern aber für die Zukunft da klare Regeln“, sagte er und kritisierte die seiner Meinung nach „zu dünne“ Regel des Internationalen Paralympischen Komitees im Gegensatz zu den Regeln bei Olympischen Spielen. Mit der Italienerin Valentina Petrillo war am Montag erstmals eine offene trans Athletin bei den Paralympics gestartet.

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