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Zwei Profis am Ofen. Franziska Giffey und Henry Maske.

© Monique Wüstenhagen

Hawaii in Brandenburg: Henry Maske ist schlagfertig wie einst im Ring

Der Ex-Boxweltmeister trommelt für sein soziales Projekt am Beetzsee, auch bei Berlins Regierender Franziska Giffey.

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Der Moment muss rühren. Schließlich hat Henry Maske ein Kamerateam eines großen Privatsenders, den mit dem Spendenmarathon, im Rücken. Trotz des Menschenpulks um ihn herum schafft es der einstige Boxweltmeister, diesen Augenblick humorvoll locker zu gestalten.

Erst fragt er den 17 Jahre alten, aus der Ukraine stammenden Betreuer der Kinder aus der Ukraine, wie denn so die ehrenamtliche Arbeit im Feriencamp sei und warum es ihm so viel Spaß mache. Aufgetaut sagt der junge Mann mit Wohnsitz Berlin ganz am Ende: „Ich bin auch ein kleiner Fan von Ihnen.“ Maske ergänzt schlagfertig: „Und ein großer Fan von Vitali und Wladimir Klitschko.“ Die Traube um ihn herum lacht, auch Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey ist darunter und lächelt. Es wirkt so entspannt, wie es wirken soll.

Henry Maske war schon in seiner Karriere der Mann mit dem klugen Krafteinsatz in seinen Aktionen. Heute agiert er so sicher und überlegt wie einst im Ring. Er ist gut vorbereitet auf diesen kleinen Kampf fürs Gute. Der Mann mit der auch mit 58 Jahren immer noch sehr athletischen Figur hat sich am Mittwoch in Schale geworfen.

Weißes Hemd, blaue Hose, Schuhe in beige. Dieser öffentliche Tag, proklamiert als „Karibiktag“, ist für Maske besonders wichtig, denn es geht um sein Herzensprojekt: Seine Anlage am Beetzsee, die „Perspektiv-Fabrik“, die Feriencamps für Schüler und Jugendliche bietet.

Vor allem für die, die sich keinen Urlaub leisten können. 100 Kinder und 40 Betreuer pro Woche: Die Henry-Maske-Stiftung finanziert und da muss Maske trommeln, zwei Jahre Fast-Ebbe wegen der Pandemie haben natürlich Spuren hinterlassen. 

Giffey bleibt sogar für fast zwei Stunden und hat warme Worte für Maske

Ein wenig Rummel muss also sein und die Giffey kommt natürlich gern vorbei, sagt sie. Für 90 Minuten sogar und ganz locker, weiße Sneaker, blaue Jeggings (Leggings im Jeanslook) und blaues Hemd und dann will sie erst mal einen Kaffee. „Mit viel Milch.“ Sie sitzt an einem Tisch vor dem alten Hauptgebäude mit dem etwas verwunschenen Ostcharme („In der DDR war hier der CVJM drin“, sagt Maske). Dann kommt der Rundgang über das hübsche Gelände mit viel Grün, Bäumen und dem malerischen See. Es wird ein Rundgang mit Duzen: Giffey stammt wie Maske aus Frankfurt an der Oder, eine knappe Generation liegt zwischen beiden. Sie kennen sich erst seit zwei Jahren, aus einer Fernseh-Talkshow.

Sie sind Profis, und gehen das Programm durch. Da ist der Friseur aus Berlin-Mitte, der einem Jugendlichen die Haare frisiert. Im Hintergrund läuft Hildegard Knef. „Für mich soll’s rote Rosen regnen.“ Der Coiffeur sagt: „Viele von den Kindern hier bekommen hier ihren ersten professionellen Haarschnitt überhaupt, der mal nicht von Mama oder Oma gemacht wird. Da kommen sie verändert zurück.“

Bevor es zu heimelig wird fragt die Giffey schnell: „Und sie sind Promi-Friseur? Darf ich fragen, wem sie alles schon die Haare geschgnitten haben?“ Betriebsgeheimnis. Aber so viel kann der Mann verraten: „Die Heide Keller war damals meine erste Prominente. Und übrigens, ich liebe ihre Frisur, Frau Giffey.“ Giffey pariert: „Da gibt es verschiedene Meinungen. Aber sie ist mein Markenzeichen.“

Einst Im Ring. Weltmeister Henry Maske (r.) 1995 im Weltmeisterschaftskampf in der Dortmunder Westfalenhalle gegen Graciano Rocchigiani.

© dpa/Peter Tschauner

Und wohl auch damit das Markenzeichen keinen Schaden nehmen kann, hält sich die Regierende beim Rundgang dann auch mal zurück, wenn es sein muss. Zum Beispiel, als die Kinder mit Wasserballons werfen. Die Hüpfburg verfolgt sie aus sicherem Abstand. Aber klar, sie hat Spaß beim schönen Termin. „Ferienangebote wie diese ermöglichen die Teilhabe am Leben, die sozial benachteiligten Kindern sonst oft verwehrt bleibt“, sagt sie fürs Protokoll.

Eben noch den Urlaub unterbrochen, um an der Berliner Brandstelle in Grunewald zu eilen und nun die schöne brandenburgische Sommerluft und natürlich die Unterstützung für die gute Sache. „Ich bin ja selbst in Brandenburg aufgewachsen und ich kenne das Gefühl, hier mal raus zu sein, aus dem ganzen Stadtgewusel. Das tut allen gut.“

Wie sieht es mit politischer Unterstützung aus für das Projekt des Boxers? Maske ist schneller als Giffey: „Das Thema kommt zum Schluss als i-Tüpfelchen. Nachdem wir komplett beeindruckt haben, werden wir dann konkret werden. Das ist nun mal so, Mittel braucht es.“ Giffey gibt schon mal gute Worte: Es gehe ja darum Aufmerksamkeit zu generieren, sagt Berlins Regierende. Es gebe ja genug Menschen in Berlin, die helfen wollten. Daher sei die Werbung für Maske gut. „Vielleicht gibt es ja Leute, die dann sagen: das ist eine gute Idee.“

Frisurengespräch am Beetzsee. Maske und Giffey.

© Monique Wüstenhagen

Es ist das Herzensprojekt von Henry Maske, der im Hauptberuf weiter in der Boxszene aktiv ist. In seinem vor vier Jahren gegründeten Unternehmen „ROOQ“, in dem ein Technologiemodell zur individuellen Messbarkeit von Trainigs- und Kampfleistungen entwickelt wurde. Geschäftspartner Ralf Rüttgers war gerade drei Monate in den USA, der Eintritt des Produkts auf dem großen Markt stehe kurz bevor, hofft Maske, es gebe gute Gespräche mit einem Investor. Auch die Pandemie war für die Innovation nicht eben förderlich, da wurde schließlich wenig geboxt. „Es ist ein Prozess, der dauert. Das war klar. Aber das Produkt ist nun fertig.“

Das Thema Boxen ist eben Maskes Thema. Es gibt im Lande keinen anderen Boxer, der so beliebt ist wie er, auch noch Jahre nach der aktiven Karriere. Dem Jugendlichen ukrainischen Betreuer im Feriencamp am Beetzsee erzählt er dann noch, dass er mit dem Vitali telefoniert habe. Eine Woche nach dem Angriff der Russen auf die Ukraine. „In den Neunzigern war es wichtig, dass der Axel Schulz und ich da waren“, sagt er. Und das Boxen nach vorne gebracht haben, soll es heißen. Und der Vitali und Wladimir Klitschko hätten das dann im Schwergewicht gemacht. „Aber jetzt müssen sie für die Ukraine kämpfen und da machen sie, glaube ich, auch einen hervorragenden Job“, sagt Henry Maske.

Bevor es zu politisch und schwermütig wird, was ja in diesen Tagen schnell passieren kann, verteilt Franziska Giffey an einem Imbissstand noch Obstspieße und Pizza Hawaii (Karibiktag!) aus dem im Freien qualmenden Pizzaofen an die Kinder. Ihre Sicherheitsmenschen drängeln. Wenig später fährt ihr Tross dann in dunklen Limousinen vom Gelände, nach einem immerhin fast zwei Stunden langen Besuch. Henry Maske wirkt etwas geschafft, aber zufrieden. Der gute Zweck hat alle Mittel geheiligt. Und dann fährt er weiter, nach Köln. Beruflich.

Kontakt zur Henry-Maske-Stiftung „A place for Kids“ hier.

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