zum Hauptinhalt
Sebastian Bönig steht bei Union am Sonntag erstmals in der ersten Reihe.

© imago/Matthias Koch

„Jetzt stehe ich halt zwei Meter weiter vorne“: Sebastian Bönig vertritt den gesperrten Steffen Baumgart

Steffen Baumgart verpasst das Duell des 1. FC Union Berlin mit dem Hamburger SV am Sonntag gesperrt. Vertreten wird er von einem, der den Klub so gut kennt wie kaum ein anderer.

Stand:

Wie alle guten Co-Trainer steht Sebastian Bönig meist im Hintergrund – und damit fühlt sich der 44 Jahre alte Fußballlehrer eigentlich sehr wohl. „Es war in der Vergangenheit oft so, dass ich einen Schritt zurück gemacht habe, dass ich die Interimsrolle nicht haben wollte“, sagt Bönig.

Allein der Fakt, dass der gebürtige Oberbayer am Freitag bei der Pressekonferenz des 1. FC Union Berlin vor den Kameras steht, zeigt, dass sich daran etwas geändert hat. Bönig vertritt Steffen Baumgart am Sonntag (19.30 Uhr, Dazn) im Heimspiel gegen den Hamburger SV.

Unions Cheftrainer hatte beim nervenaufreibenden 4:3-Sieg in Frankfurt vor einer Woche die Rote Karte gesehen. Er hatte gemeckert, gestikuliert, den Mittelfinger gezeigt und schließlich eine Papierkugel auf den Rasen gekickt. Baumgart wurde für ein Spiel gesperrt – ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub. „Es kann sich jeder vorstellen, dass mich das doppelt ärgert“, sagte der Trainer anschließend.

Steffen Baumgart sah in Frankfurt die Rote Karte.

© imago/Claus

Im vergangenen März hatte er nach seiner vierten Gelben Karte bereits einmal gesperrt gefehlt. Beim 1:1 gegen den FC Bayern München ersetzte ihn René Wagner, der mittlerweile allerdings als Assistent beim 1. FC Köln arbeitet. Die Ansprache vor dem Spiel und in der Halbzeitpause durfte Baumgart damals selbst halten.

Das ist nach einer Roten Karte nicht erlaubt. Der Trainer darf den Innenraum sowie die Kabinen ab 30 Minuten vor dem Spiel bis 30 Minuten danach nicht betreten und auch sonst keinen Kontakt zur Mannschaft aufnehmen.

Bönig nimmt die neue Verantwortung dennoch beinahe ungerührt hin. „Wir agieren am Spieltag sowieso als Trainerteam, jetzt stehe ich halt zwei Meter weiter vorne“, sagt Bönig. Kaum jemand kennt den Verein so gut wie er. 2005 kam er als Spieler von LR Ahlen, war zwischenzeitlich Kapitän und absolvierte 134 Pflichtspiele für Union.

Wir werden seine Pfiffe wahrscheinlich von der Tribüne hören.

Oliver Burke scherzt über die Sperre von Cheftrainer Steffen Baumgart

Später arbeitete er sich als Trainer aus der Jugendabteilung bis in die Profimannschaft, wo er vor allem in der Zeit unter Urs Fischer als Mann für die Standardsituationen zum Köpenicker Fußballmärchen beitrug. Nach der Trennung vom Schweizer Erfolgstrainer im November 2023 nahm sich Bönig eine viermonatige Auszeit und war anschließend als Bindeglied zu den ausgeliehenen Spielern tätig. Seit Baumgart im vergangenen Dezember als Cheftrainer übernommen hat, ist Bönig wieder als Assistent tätig.

Am Sonntag wird er erstmals hauptverantwortlich an der Seitenlinie stehen, TV-Interviews geben und die Pressekonferenz nach dem Spiel absolvieren. „Ich bin bereit und freue mich, zum ersten Mal in dieser neuen Funktion zu sein“, sagt Bönig. Die Entscheidung für ihn sei von Baumgart ausgegangen und im Trainerteam „einstimmig gefallen“.  

An der Seitenlinie dürfte sich den Spielern und Zuschauern ein deutlich anderes Bild bieten. Baumgart coacht immer mit vollem Körpereinsatz, geht in die Knie, pfeift und brüllt über den gesamten Rasen. „Wir werden seine Pfiffe wahrscheinlich von der Tribüne hören“, hat Stürmer Oliver Burke am Donnerstag scherzhaft gesagt.

Bönig ist ein deutlich ruhigerer Typ, aber das muss ja nichts Negatives sein. Zumal es mit Kevin McKenna noch einen Lautsprecher im Trainerteam gibt. Dass die Wahl als Interimschef nicht auf den Kanadier gefallen ist, war abzusehen. Als er im März das erste Mal bei Union gesperrt war, sagte Baumgart: „Wer von vornherein ausgefallen ist, ist McKenna. Weil der wahrscheinlich nach fünf Minuten bei mir oben gesessen hätte.“ Diese Gefahr dürfte bei Sebastian Bönig eher gering sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })