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Léon Schäfer bei den Paralympics 2024: „Ich hoffe, dass er sich morgen rehabilitiert“
Der deutsche Weltmeister im Para-Weitsprung enttäuscht bei seinem ersten Auftritt in Paris. Über die 100 Meter will er sich am Sonntag das Finalticket sichern.
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Mit Tränen in den Augen verlässt Léon Schäfer am Samstagabend das Stade de France. Seine Enttäuschung ist ihm ins Gesicht geschrieben. Über den Wettkampf sprechen möchte der Para-Weitspringer nicht. Wortlos geht er an allen vorbei, den Blick starr nach vorne gerichtet.
Wie bereits in Tokio reiste der 27-Jährige als einer der Favoriten zu den Paralympics nach Paris. In Tokio hatte es am Ende für die Silbermedaille gereicht. Dafür schlug er dieses Jahr bei den Weltmeisterschaften in Kobe gleich zweimal zu und wurde zweifacher Weltmeister im Weitsprung und im Sprint über die 100 Meter. Er zeigt, dass der Kampf um die paralympische Goldmedaille weiterhin offen ist.
Die wohl stärkste Konkurrenz für Schäfer ist aktuell Joel de Jong. Der Niederländer überraschte dieses Jahr mit einem Sprung von 7,67 Metern und verbesserte somit den Weltrekord von Léon Schäfer um über 40 Zentimeter. Somit startete Schäfer, welcher aufgrund von Knochenkrebs mit einer Oberschenkelamputation lebt, in diesen Wettkampf mit der zweitstärksten Weite von 7,25 Metern.
Qualifikation für das 100-Meter-Finale
Schäfer gewinnt laut eigener Aussage viele Wettkämpfe mehr mental als physisch. Bereits beim großen Heimspiel in Leverkusen diesen Sommer verdrängte de Jong Schäfer auf den zweiten Platz. In der Wettkampfstätte seines Heimvereins in Leverkusen musste sich Schäfer kurz vor den Paralympics deutlich geschlagen geben. Hat dieser Wettkampf und der verlorene Weltrekord womöglich einen Einfluss auf das Selbstvertrauen des 27-Jährigen gehabt?
Am Samstagabend wirkt es so, als wäre Schäfer nicht im Wettkampf angekommen. Sein Augenmerk, die mentale Stärke, fehlt ihm bei seinem Auftritt, was dem Leichtathleten zum Verhängnis wird. In zwei von insgesamt sechs Sprüngen findet er nicht den richtigen Absprung zum perfekten Flug. Am Ende steht eine Weite von 6,93 Metern auf der Anzeigetafel. 32 Zentimeter unter seiner Bestleistung, was für Schäfer den undankbaren vierten Platz in der Gesamtwertung bedeutet. Ein großer Rückschlag für den dreifachen Weltmeister, der weiter auf seine erste Goldmedaille bei den Paralympics wartet. Nach Abschluss des Wettkampfes lässt sich Schäfer für lange Zeit von seinen Freunden und Familie trösten.
Sein Ziel für Paris war klar. „Also in erster Linie einfach besser sein als vorher. Wenn dann Gold dabei herauskommt, ist es umso schöner“, sagte Schäfer vor den Spielen. Desto größer ist die Enttäuschung nun, da es nicht einmal zur Bronzemedaille gereicht hat.
Schäfers Frustration wird im Stadion von der ausgelassenen Freude des Niederländers überschattet. Eine weitere Verbesserung des Weltrekords auf 7,68 Meter und die Goldmedaille runden für Joel de Jong einen perfekten Abend ab. „Es hat sich unglaublich angefühlt. Meine Familie und Freunde und noch so viele Menschen mehr haben mich heute hier toll unterstützt“, sagt der frisch gekrönte Paralympics-Sieger.
Nun ist es die Priorität für Schäfer, den Kopf wieder freizubekommen. Am Sonntag geht es weiter mit der Qualifikation für das 100-Meter-Finale. Als amtierender Weltmeister und Gewinner des Leverkusener Heimspiels ist in dieser Disziplin die Medaillenhoffnung ebenfalls groß.
Bundestrainerin Marion Peters glaubt weiterhin an sein Potenzial: „Ich hoffe, dass er die Nacht die Energie in sich sammeln kann und sich morgen rehabilitiert. Er hat die Form – und ich glaube an ihn.“
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