zum Hauptinhalt
ich Himmelhoch jauchzend: Das Doppel-Duo Kazmaier/Baumann und Walter/Strecker feiert sich und seine Podest-Platzierungen nach dem Biathlon-Sprint

© dpa

Junge Debütantinnen bei den Paralympics: Linn Kazmaier und Leonie Walter holen Silber und Bronze

Gleich zwei Medaillen beim Biathlon-Sprint der sehbehinderte Frauen gehen an das deutsche Team. Eine Läuferin ist gerade mal 15 Jahre alt.

An dieser Stelle berichtete das Team der Paralympics Zeitung, ein Projekt von Tagesspiegel und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Alle Texte zu den Spielen rund um Peking finden Sie hier. Aktuelles finden Sie auf den Social Media Kanälen der Paralympics Zeitung auf Twitter, Instagram und Facebook.

„Es ist ein wunderschönes Gefühl“, sagt Leonie Walter kurz nach ihrem ersten Paralympics-Wettkampf begeistert, noch ein wenig außer Atem. Mit ihrem Begleitläufer Pirmin Strecker sicherte sie sich ihre allererste Paralympics-Medaille – ihre allererste internationale Medaille überhaupt am allerersten Wettkampftag. Das Glück des Duos verdoppelt sich, denn genauso ergeht es Linn Kazmaier und ihrem Guide Florian Baumann mit der Silbermedaille.

Leonie Walter fand im Alter von sieben Jahren zum Langlauf über ihren Heimatverein in St. Peter. Landeswettbewerbe, Deutsche Meisterschaften, Europa-Cups – Walter schlägt sich solide über die Jahre und schafft es erstmals zu der Weltmeisterschaft in Lillehammer im Januar, kurz vor der Nominierung für die Paralympics, kurz bevor die Spiele losgehen. Ihr erstes Rennen in China: Biathlon, Sprint, sechs Kilometer, gegen acht Konkurrentinnen muss sie sich behaupten. Die sehbehinderte Schülerin macht von Anfang ein gutes Rennen. Guide Strecker hilft ihr durch die Strecke, mithilfe von Zurufen kommuniziert er Übergänge, Kurven, hilft ihr auf dem Weg zum Schießstand. Nach den ersten beiden Runden müssen die Läuferinnen dort ihre Konzentration unter Beweis stellen, nach dem Kraftakt, den das Laufen erfordert, ihren Puls schnell zur Ruhe bringen. Die sehbehinderten Biathletinnen hören über Kopfhörer, wohin sie zielen – je höher der Ton, desto genauer der Schuss. Beim ersten Mal macht Walter noch einen Fehler, muss Extra-Meter laufen, „ab der zweiten Runde lief es“, erzählt sie. Von da an heißt es: Endspurt für Team Walter und Strecker – mehr oder weniger entspannt allerdings, denn die nächste Läuferin und Vierplatzierte Yue Wang aus China ist noch mehr als zwei Minuten von der Ziellinie entfernt. 

Das „Küken“ gewinnt Silber

Dort wartet schon Teamkollegin Linn Kazmaier mit ihrem Guide Florian Baumann, sie liegen auf dem Boden vor Erschöpfung und Glück, können nicht fassen, was da die letzten 20 Minuten geschah. Das „Küken“, wie Kazmaier in den letzten Wochen stets genannt wird, hat gerade Silber geholt. Die 15-Jährige ist die jüngste der insgesamt 24 Athletininnen und Athleten aus dem deutschen Team, seit acht Jahren steht sie auf Skiern und darf sich jetzt schon Paralympionikin nennen. Auch sie hat nur einen Fehlschuss zu verbüßen – nach den den 150 Strafmetern läuft sie gerade mal fünf Sekunden nach der Ukrainerin Oksana Shyshkova ins Ziel. Auch Kazmaier hat eine junge Historie an Sporterfolgen vorzuweisen, zuletzt sicherte sie sich drei Top 10-Platzierungen bei den Weltmeisterschaften im Januar. Die Oberlenningerin liebt die Abwechslung an ihrem Sport, die Grenzübergänge und „dieses Gefühl, wenn man merkt, man ist echt schnell“, wie sie im ZDF erzählt. Und das war sie – auch Begleitläufer Florian Baumann ist sichtlich zufrieden, wenn auch nicht überrascht: „Sie hat das gemacht, was sie kann – nicht mehr und nicht weniger“, sagt der 20-Jährige nach dem Rennen.

Die beiden Biathletinnen gehen unbeschwert auf die nächsten Rennen zu. Kazmaier und Walter treten nicht nur im Para-Biathlon, sondern auch im Para-Langlauf an, sind mit Abstand die jüngsten in den Disziplinen. Egal, wie es ausgeht, sie waren mehr als nur dabei. „Dieses Gefühl wird man nicht so oft haben – immer genießen, immer freuen und weitermachen“, sagt Leonie Walter entschlossen. Bevor es aber in die nächsten Wettbewerbe geht, dürfen sich die beiden noch auf den morgigen Sonntag freuen. „Wenn ich daran denke, morgen eine Medaille um den Hals hängen zu haben – ich kann es ein Stück weit nicht glauben“, sagt Linn Kazmaier.

Delia Kornelsen

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false