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Modus, Gegner, Favoriten: Das erwartet Alba Berlin in der Champions League
Nach sechs Jahren in der Euroleague beginnt für Alba am Mittwoch ein neues Kapitel. In der Champions League gehören die Berliner zu den größten Namen, doch Trainer Calles warnt.
Stand:
In den vergangenen sechs Jahren war die Euroleague das internationale Zuhause von Alba Berlin. 198 Mal trat das Team im zweitbesten Basketball-Wettbewerb der Welt hinter der NBA an und gewann 56 Spiele. Anfangs überraschte Alba mit seinem erfrischenden Stil oft positiv, in den letzten zweieinhalb Jahren waren die Berliner nicht mehr konkurrenzfähig.
An diesem Mittwoch (20 Uhr, Dyn) beginnt für den Klub ein neues Kapitel. Das Heimspiel in der Friedrichshainer Arena gegen Elan Chalon ist für Alba das erste in der seit 2016 existierenden Champions League.
Der Modus
Während die Euroleague im Ligamodus mit 34 Hauptrundenspielen und anschließenden Play-offs ausgetragen wird, setzt die Champions League auf eine Vorrunde mit acht Gruppen à vier Mannschaften. Nach sechs Gruppenspielen zieht der Erstplatzierte direkt in die Zwischenrunde ein. Platz zwei und drei müssen den Umweg über die Play-ins gehen, wo sie in einer „Best-of-three“-Serie auf ein Team aus der Nachbargruppe treffen.
„Das ist ein Wettbewerb, in dem jedes Spiel sehr viel zählt“, sagt Albas Center Norris Agbakoko, der unter Trainer Pedro Calles bereits in Oldenburg in der Champions League aktiv war.
Die Zwischenrunde wird in vier Gruppen à vier Teams ausgespielt. Die zwei bestplatzierten Mannschaften ziehen nach sechs Spielen ins Viertelfinale ein. Hier werden erneut in „Best-of-three“-Serien die Teilnehmer des Final Fours bestimmt. Wo diese Anfang Mai stattfinden, steht noch nicht fest.
Albas Gruppe
Neben Auftaktgegner Chalon aus Frankreich trifft Alba in Gruppe B auch auf BC Sabah aus Aserbaidschan und ERA Nymburk aus Tschechien. Im Vergleich zu Real Madrid, Panathinaikos Athen oder Fenerbahçe Istanbul, mit denen es die Berliner in der Euroleague regelmäßig zu tun bekommen haben, sind das keine großen Namen.
Sabah geht als großer Außenseiter ins Rennen und hat sich als erstes aserbaidschanisches Team überhaupt für die Vorrunde qualifiziert. Der größte Star steht an der Seitenlinie: Rimas Kurtinaitis. Seit 2024 trainiert die litauische Basketballlegende, die 1988 Olympiagold mit der Sowjetunion holte, Sabah und die Nationalmannschaft seines Heimatlandes in Personalunion.
Nymburk ist nur schwer einzuschätzen. In der vergangenen Saison begeisterten die Tschechen in der Champions League über weite Strecken und gewannen in den zwei Gruppenphasen zehn ihrer zwölf Spiele. Im Viertelfinale scheiterte die Mannschaft am späteren Finalisten Galatasaray Istanbul.
Sie haben nicht den größten Namen, haben in der Qualifikation aber Murcia geschlagen und in der Liga gegen Monaco gewonnen.
Pedro Calles über Auftaktgegner Chalon
Allerdings zerfiel der Kader im Sommer. Trainer Francesco Tabellini wechselte in die Euroleague zu Paris und auch die Schlüsselspieler sind nicht mehr da. Neuer Headcoach ist Oren Amiel, der zwischen 2021 und 2024 in der Bundesliga für Bamberg gearbeitet hat.
Der Auftaktgegner dürfte der größte Konkurrent sein
Albas größter Konkurrent in der Gruppe dürfte der Auftaktgegner sein. In der Saison 2012/13 trafen beide Teams bereits zweimal in der Euroleague aufeinander, mit zwei Siegen für die Berliner. Von solch erfolgreichen Zeiten ist Chalon aktuell noch weiter entfernt als Alba.
Wir müssen mit ihrem Druck umgehen.
Pedro Calles, Albas Trainer
2017 gewann der Klub noch die Meisterschaft und spielte anschließend in der Champions League. Es blieb bis zu dieser Saison der letzte internationale Auftritt des Klubs aus Zentralfrankreich, der zwischenzeitlich sogar in die zweite Liga abgestiegen war.

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Vor dem aktuellen Team von Chalon hat Alba jedoch großen Respekt. „Sie haben nicht den größten Namen, haben in der Qualifikation für die Champions League aber Murcia geschlagen und zuletzt in der Liga gegen Monaco gewonnen“, sagt Albas Trainer Calles. Die Franzosen seien eine „unkonventionelle“ Mannschaft: sehr physisch, sprunggewaltig und aggressiv. „Wir müssen mit ihrem Druck umgehen“, sagt Calles.
Favoriten und bekannte Gesichter
Die Champions League ist in ihrer kurzen Geschichte eine spanische Domäne. Bei sechs der neun Austragungen ging der Titel an ein Team aus der ACB, zuletzt zweimal in Folge an Malaga, das erneut zu den absoluten Topfavoriten zählt. Einziger deutscher Sieger war die überragende Bonner Mannschaft um Trainer Tuomas Iisalo und Spielmacher TJ Shorts in der Saison 2022/23.
Warum sollte man jetzt über Titel sprechen? Weil wir das Alba-Logo auf dem Trikot haben?
Pedro Calles warnt vor zu hohen Erwartungen
Auch wenn das Teilnehmerfeld nicht so breit besetzt ist wie in der Euroleague, ist die Qualität an der Spitze groß. Über Titelambitionen will Calles deshalb nicht sprechen. „Warum sollte man jetzt über Titel sprechen? Weil wir das Alba-Logo auf dem Trikot haben?“, sagte der Trainer. Alba sei zwar einer der größten Namen im Wettbewerb, befinde sich aber gerade in einem Neuaufbau. „Wir sind noch am Anfang und der Titel ist in weiter Ferne.“
Auch wenn in Calles’ Aussagen ein großes Stück Erwartungsmanagement mitschwingt, macht ein Blick auf die Konkurrenz deutlich, dass Alba als vorheriges Euroleague-Team nicht automatisch Topfavorit auf den Titel ist. Zumal mit Gran Canaria – mit dem von Alba verpflichteten Žiga Samar und dem früheren Ulmer Trainer Jaka Lakovic – und Joventut Badalona zwei weitere spanische Mannschaften aus dem Eurocup in die Champions League gewechselt sind.

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Badalona hat auch den wahrscheinlich größten Namen des Wettbewerbs in seinen Reihen. Ricky Rubio hat zwar nicht mehr die Extraklasse früherer Tage, als er die Basketballwelt in der NBA und der spanischen Nationalmannschaft mit seinen genialen Pässen verzauberte. Dass der 34-Jährige nach seiner Pause wegen schwerer Depressionen überhaupt wieder Basketball spielt, ist jedoch eine exzellente Nachricht.
Auch Teneriffa, in der vergangenen Saison im Halbfinale, setzt auf Erfahrung. Mit Marcelinho Huertas (42 Jahre alt) steht der brasilianische Peter Pan des Basketballs auf der Kanareninsel unter Vertrag. Auch Aaron Doornekamp (39), der 2019 mit Valencia gegen Alba den Eurocup gewann, und der Georgier Giorgi Shermadini (36) befinden sich auf den Zielgeraden ihrer Karrieren. Mit Rokas Giedraitis hat Teneriffa auch einen früheren Alba-Profi in seinen Reihen.
Zum Favoritenkreis gehören neben den spanischen Teilnehmern auch Vorjahresfinalist Galatasaray und AEK Athen. Für Pallacanestro Trieste dürfte zu den Topteams trotz namhafter Verpflichtungen wie Juan Toscano-Anderson noch etwas fehlen. Ein Duell mit Alba im weiteren Turnierverlauf hätte aber Charme, schließlich hat Israel González bei den Italienern seinen ersten Job nach mehr als sieben Jahren in Berlin gefunden.
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