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Martin Zwicker ist auch mit 38 Jahren nicht aus dem Nationalteam wegzudenken.

© Imago/Foot Bowl/Thomas Sobotzki

Neuer deutscher Rekordnationalspieler im Hockey: Martin Zwicker ist auch mit 38 Jahren nicht zu ersetzen

Ausgerechnet in seiner Heimat Berlin erreicht der Mittelfeldspieler die Marke. Dass die Nationalmannschaft zuletzt einen Aufschwung erlebt hat, liegt wesentlich an ihm. Und das soll so bleiben.

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Martin Zwicker lachte und machte sich nach innigen Umarmungen gleich auf den Weg in Richtung Tribüne, um die Zuneigung aufzusaugen. Freunde, Familie, Wegbegleiter seines schon langen Hockeylebens hatten sich bereit gemacht, um den Rekord des Berliners zu feiern. Die blau-roten Vereinsfarben des Berliner Hockey-Clubs waren dominant. Dazu wummerte „Schatzi, ich bin für Deutschland“ aus den Lautsprechern.

336 Spiele hat er mit inzwischen 38 Jahren nach dem 5:0 gegen Australien in der Pro League am Mittwochabend auf dem Ernst-Reuter-Sportfeld bestritten. Damit ist er nun alleiniger deutscher Rekordnationalspieler auf dem Feld.

Schon während dieses Spiels war die Besonderheit des Moments zu spüren. Seine Rückennummer 23 und diese historische Zahl 336 waren auf etlichen Bannern zu finden. Als der starke Auftritt des deutschen Teams mit diesem laut Zwicker „geilen Ergebnis“ beendet war, genoss der Mann, der so ungern im Mittelpunkt steht, dann auch sichtlich diesen Moment.

Zwickers Rückennummer und sein Bestwert waren allgegenwärtig.

© Benedikt Paetzholdt

„Einen besseren Rahmen für dieses Spiel konnte es nicht geben“, freute er sich, „ich bin total überwältigt.“ Zumal das deutsche Hockey-Nationalmannschaft nicht allzu oft in Berlin zu Gast ist. Als „fast märchenhaft“ bezeichnete Bundestrainer André Henning diesen Zufall.

„Als ich mein 300. Spiel gemacht hatte, schrieb mir ein Freund, dass wir irgendwann mal gescherzt haben, dass es schon gut wäre, die 100 vollzumachen“, erinnerte sich Zwicker. „Dass es so viele geworden sind, liegt daran, dass ich unglaublich viel Spaß habe, Hockey zu spielen und gerade auch in der Nationalmannschaft zu spielen.“

Platz eins bei der WM, Platz zwei bei Olympia

Gerade in den letzten Jahren hat das deutsche Team einen Aufschwung erlebt, an dem Zwicker maßgeblich beteiligt ist. Bei den Olympischen Spielen in Paris im vergangenen Jahr gewann die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes Silber nach einem emotionalen Finale gegen die Niederlande, das erst im Penaltyschießen entschieden wurde. 2023 hatte Deutschland WM-Gold in Indien den Titel geholt.

„Über die letzten Jahre ist das eine richtig tolle Truppe geworden, mit unglaublichen Charakteren“, sagt Zwicker, „das erleichtert es natürlich, die Motivation zu finden, um Woche für Woche viel zu trainieren und Opfer zu bringen.“

Bundestrainer Henning ist voll des Lobes für den Routinier, der trotz seines Alters unverzichtbar ist. „Er ist ein klassischer Centerspieler, wie das moderne Hockey ihn braucht. Die Position ist darauf ausgelegt, den Ball zu verteilen, zu sichern und einfach zu wissen, was zu tun ist“, sagt er. „Er ist er einer der besten Mittelfeldspieler, die wir weltweit in den letzten Jahren hatten.“

Vor allem habe er für Henning den Auftrag, sein Wissen und die Spielweise an die Jungen weiterzugeben. „Er ist 15, 16 Jahre älter als die, die neu reinkommen. Und die Jungs respektieren ihn krass.“

Um die Qualitäten Zwickers herauszustellen, der bereits 2013 mit seinen damaligen Kollegen den EM-Titel und drei Jahre später die olympische Bronzemedaille gewinnen konnte, erinnert sich Henning an eine Reise der Nationalmannschaft nach Indien, als die ärgsten Corona-Beschränkungen noch nicht lange aufgehoben waren.

„20 Spieler sind damals ausgefallen, einige taten alles dafür, um dort nicht dabei zu sein“, blickte Henning zurück, „aber Zwick war der Erste, der gesagt hat, dass er auf jeden Fall dabei ist – mit der Aussage ,Ich bin immer fürs Team da‘.“

Das gilt auch für die letzten beiden Spiele der Pro League gegen Spanien, die am Samstag und Sonntag (jeweils 19 Uhr) auf dem Ernst-Reuter-Sportfeld ausgetragen werden. Deutschland braucht mindestens einen Sieg, um den kommenden Gegner in der Tabelle hinter sich zu lassen.

Das wäre gleichbedeutend mit der direkten Qualifikation für die WM im kommenden Jahr in Belgien und den Niederlanden. Das zu erreichen, steht für Zwicker über allem. Weshalb er auch darauf verzichtete, auf seinen Rekord richtig anzustoßen.

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