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Saisonstart in der Zweiten Liga: Schafft Hertha BSC endlich die Rückkehr in die Bundesliga?
Am Samstag rollt in Berlin wieder der Ball. Hertha BSC kämpft erneut um den Wiederaufstieg. Unsere drei Experten geben ihre Einschätzung ab, ob es dieses Mal gelingt.
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Bei der Saisoneröffnung des Klubs in der vergangenen Woche sagte Herthas kommissarischer Präsident Fabian Drescher, sportlich sei der Klub auf einem guten Weg. „Vielleicht machen wir in zehn Monaten ja eine Aufstiegsfeier“, sagte Drescher und die Fans jubelten ihm zu.
Im Trainingslager in Österreich hatte Hertha zuvor in den beiden Testspielen gegen den englischen Klub Huddersfield Town (1:2) und die Waliser von Cardiff City (1:1) nicht gewinnen können. Wo steht die Mannschaft also vor dem Zweitliga-Auftakt gegen den SC Paderborn an diesem Samstag (13 Uhr/Sky)? Und liegt Präsident Drescher mit seiner Einschätzung richtig? Unsere drei Experten haben sich diese Frage gestellt.
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Kader und Trainer sind nicht bundesligareif
Hertha-Fans sollten die Tabelle sich jetzt ausschneiden. Da es keinen Zweitligisten mit dem Anfangsbuchstaben A gibt, stehen die Berliner in der Zweitligatabelle des „kicker“ vor dem ersten Spieltag ganz oben. Vor Braunschweig und Darmstadt. Am Ende wird es so nicht aussehen, behaupte ich mal. Auch wenn ich mir für Hertha den Aufstieg wünschte, wird es nichts werden. Kader und Trainer sind nicht bundesligareif.
Okay, Hertha hat Haris Tabakovic, der mit 22 Treffern Torschützenkönig wurde, aber sonst? Wie kommt Fabian Reese aus seiner schweren Verletzung zurück, und wird er überhaupt bleiben? Und erst Tabakovic, für den sich englische Klubs interessieren.
Die wirtschaftlichen Kalamitäten Herthas sind immer noch gravierend. Hertha braucht Einnahmen aus Spielerverkäufen, um auf dem Transfermarkt eventuell nachlegen zu können. Niemand weiß, wie zum Transferende Ende August der Kader aussehen wird. Mit tollen Verstärkungen rechne ich nicht. Vielmehr muss Hertha aufpassen, nicht der neue HSV zu werden.
Aber Hertha muss sich nicht grämen, der Klub ist in bester Gesellschaft. Neun von 16 Mannschaften, die 1963/64 bei der Bundesligagründung dabei waren, spielen jetzt zweitklassig.
Übrigens: Die Tabelle der Bundesliga führt Augsburg an, vor Union Berlin und Bochum. Das wird, tippe ich mal, nach 34 Spieltagen auch ganz anders aussehen.
Die Baustelle im Mittelfeld ist beseitigt
In der Hauptstadt deuten einige Zeichen auf den Wiederaufstieg. Mit Diego Demme, Kevin Sessa und Michael Cuisance stößt geballte Bundesligaerfahrung in den bestehenden Kader. Das Ziel: „Rückkehr in die Bundesliga“ scheint somit näher als im Vorjahr. Allen voran Cuisance bewies seine technischen Fertigkeiten bereits im Test gegen Energie Cottbus.

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Die Baustelle im Mittelfeld ist beseitigt, doch für die Lösung des größten Problems im Kader wurde keine namhafte Konkurrenz verpflichtet. Die Defensive wirkte in der vergangenen Saison regelmäßig unsicher und mit 59 Gegentreffern fing der Hauptstadtklub mehr Gegentore als Absteiger Hansa Rostock. Den einzigen Lichtblick in der Abwehr bot in der Vorbereitung das Eigengewächs Linus Gechter. Ob der 20-Jährige die starken Leistungen bestätigen kann, wird sich zeigen.
Auch muss Hertha Publikumsliebling Reese sowie Torschützenkönig Tabakovic halten, um im Aufstiegsrennen mithalten zu können. Schließlich ist die Konkurrenz in der Zweiten Liga stärker denn je.
Attraktiver als in der Bundesliga
Es mag merkwürdig klingen, aber ich kenne viele Hertha-Fans, denen der Aufstieg gar nicht mehr so wichtig ist. Die vergangene Saison hat gezeigt, wie viel Spaß die Zweite Liga machen kann. Das wird sich dieses Jahr kaum ändern. Traditionsvereine wie Köln, der HSV, Schalke oder Magdeburg warten auf die alte Dame. Das ein oder andere Fußball-Wochenende klingt im Hinblick auf die erwarteten Duelle schon jetzt attraktiver als in der Bundesliga.
Dazu kommt die unfassbare Strahlkraft des Berliner Sportclubs, der diese Saison eine Rekordsumme von 23.000 verkauften Dauerkarten verkündete. Der Verein und seine Fans lieben sich wieder. Das ist ein Verdienst des leider viel zu früh verstorbenen Präsidenten Kay Bernstein.
Am Ende dieser Spielzeit wird trotz aller Zweitliga-Euphorie der Aufstieg stehen. Der Kader ist vielversprechend. Sogar Reese und Tabakovic könnten bleiben. Wichtig wäre die Rückkehr in die Bundesliga auch aus finanzieller Sicht. Hertha ist ständig klamm und braucht dringend frische Millionen.
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