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So war das Berliner Sportjahr: Aus dem Hörsaal zu Olympia und viel guter lokaler Fußball
Auch im Sportjahr 2024 war in Berlin und Umgebung wieder sehr viel los. Eine ganz subjektive Rückschau.
Stand:
Kurz vor dem Jahresende blicken wir aus regionaler Sicht zurück auf das Sportjahr.
SPIEL DES JAHRES
FC Ingolstadt 04 - Turbine Potsdam 1:2, Fußball, Zweite Liga
Jennifer Cramer ist nervös, als sie im Livestream die Leistung ihres Vereins kommentiert. Turbine Potsdam läuft gerade auf dem Ingolstädter Rasen einem Rückstand hinterher, der das Verpassen des sofortigen Wiederaufstiegs in die Bundesliga bedeuten würde. Ihr Team vergibt Chance um Chance. Kapitänin Cramer würde nur zu gerne dabei mithelfen, das Spiel zu drehen, muss aber ausgerechnet im allerletzten Saisonspiel der Zweiten Liga, in dem es um alles geht, eine Gelbsperre absitzen. „Das kann doch alles nicht wahr sein“, hadert die 31-Jährige mit dem Chancenwucher.
Nach etwas über einer Stunde darf sich Cramer dann doch über den sehenswerten Ausgleichstreffer durch Viktoria Schwalm freuen. Doch klar ist in diesem Moment auch: Nur ein Sieg bringt den Aufstieg. Umso druckvoller agiert Turbine in den Schlussminuten. Und dann ist es eine Viertelstunde vor Schluss erneut Schwalm, die mit ihrem Traumtor aus rund 30 Metern in den Winkel Turbine auf Platz eins und zurück in die Bundesliga schießt.
SPIELER/IN DES JAHRES
Svenja Brunckhorst (Karriereende)
Basketballerin Svenja Brunckhorst muss vor den Olympischen Sommerspielen in Paris eine schwere Entscheidung treffen. Tritt sie im 3x3- oder im klassischen Basketball an? Eigentlich möchte sie beides, doch dieser Plan ist zu ambitioniert. Letztlich fällt die Wahl auf die 3x3-Variante, bei der Deutschlands Frauen zum allerersten Mal bei den Olympischen Spielen an den Start gehen. Und diese Entscheidung wird Svenja Brunckhorst nicht bereuen.
Nach einer herausragenden Qualifikationsphase, in dessen letztem Spiel Brunckhorst mit einem spektakulären Buzzerbeater die Olympiateilnahme möglich gemacht hatte, ging es für sie und ihr Team mit Sonja Greinacher, Marie Reichert und Elisa Mevius nun nach Paris. Auch dort ist Brunckhorst Leistungsträgerin und mitentscheidend für den historischen Finalsieg sowie den Gewinn der Goldmedaille. Das Endspiel auf dem Place de la Concorde ist zugleich ihr letztes Spiel überhaupt. Anschließend beendet die 32-Jährige ihre Karriere und wird bei Alba Berlin Managerin für den Mädchen- und Frauenbasketball: „Ich hätte mir das nicht besser erträumen können. Ein perfekter Abschluss.“
TRAINER/IN DES JAHRES
Phillip Semechin (Bundesstützpunkttrainer Berlin)
Direkt nach dem Paralympics-Gold in Tokio vor drei Jahren bekommt Elena Semechin die Diagnose Krebs – ein Tumor im Hirn. Kurz vor ihrer Operation und der anschließenden Therapie heiratet die Schwimmerin ihren Freund und Trainer Phillip Semechin. Bereits wenige Tage nach der Therapie befindet sich die gebürtige Kasachin wieder im Training in Berlin.
„Ich hätte nie gedacht damals, dass mein Trainer aus mir, einem sportlichen Wrack, eine Sportlerin macht, die dann auch einen Weltrekord schwimmen kann“, wird sie später sagen, nachdem sie die Goldmedaille über 100 Meter Brust bei den Paralympics in Paris gewonnen hat. Ihr Trainer und Ehemann unterstützte sie auf ihrem Weg nach Paris und hatte am Bronze-Gewinn von Mira Jeanne Maack ebenfalls einen großen Anteil.

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MOMENT DES JAHRES
Bronze in letzter Sekunde
Nach etwa der Hälfte des zweiten Ruder-Finals bei den Olympischen Spielen in Paris liegt der deutsche Doppelvierer um die Berliner Studentin Tabea Schendekehl deutlich abgeschlagen auf dem letzten Platz. Gleich zwei Längen Abstand sind es auf die Spitze und doch ist das deutsche Team noch nicht abzuschreiben, schließlich bleiben noch 1000 Meter. Nach weiteren 500 Metern liegen die deutschen Athletinnen gerade so auf Rang vier, deutlich hinter der Ukraine auf dem dritten Platz. Doch sie rudern immer näher heran.
150 Meter vor der Ziellinie kommt der große Moment: Das deutsche Team schiebt sich auf Rang drei vor, ärgster Konkurrent ist nun die Schweiz. „Wir haben gesehen, dass wir leicht vor der Schweiz liegen. Dann haben wir einfach irgendwann die Augen zugemacht und nur noch gezogen, gezogen, gezogen – bis zum Ende“, beschreibt Schendekehl die spannende Schlussphase des Rennens wenige Minuten nach der Zieleinfahrt. Am Ende dürfen sich die Sportlerinnen über Bronze freuen, es ist eine von zwei Medaillen für den deutschen Ruderverband in Paris.
DAS WÜNSCHE ICH MIR 2025
Aufstiege von zwei Berliner Fußballteams
Während der traditionsreichen Turbine aus Potsdam keine wirklich rosige Zukunft im Profifußball vorausgesagt wird, sieht das in Köpenick und Westend schon ganz anders aus. Die Aufsteigerinnen des 1. FC Union belegen nach einer fulminanten Hinrunde in der Zweiten Liga Platz zwei und dürfen sich berechtigte Hoffnungen auf den Aufstieg machen. Ähnlich ist die Lage bei Hertha BSC, nur eine Klasse darunter. Jetzt zwei Aufstiege und dann in ein paar ein Berliner Derby in Liga eins, das wäre schön.
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