
© IMAGO/Jan Huebner
Der Torhüter von Borussia Mönchengladbach: Sommer hier, Sommer da, Sommer überall
Yann Sommer, der Torhüter von Borussia Mönchengladbach, treibt den FC Bayern München zur Verzweiflung. Seine 19 Paraden sind neuer Bundesligarekord.
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Manchmal hat man den Eindruck, dass Social-Media-Abteilungen von Fußball-Bundesligisten nur dazu da sind, überschüssigen Humor zu verwursten. Fußball ist eine ernste Sache, aber nicht bei Twitter.
Das hat auch die Medienabteilung von Borussia Mönchengladbach am Sonntag bewiesen, als sie Yann Sommer, dem Torhüter des Klubs, und seinem Auftritt im Spiel gegen den FC Bayern München einen Tweet widmete. Es ging um die historischen Bestleistungen, die der Schweizer am Abend zuvor aufgestellt hatte. An dritter Stelle stand da: „12 Tweets von uns über ihn.“
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Ja, Yann Sommer, 33 Jahre alt, Schweizer Nationaltorhüter, war am Samstagabend in aller Munde. Sommer hier, Sommer da, Sommer überall. Der Torhüter und seine Rettungstaten wurden gewissermaßen zum Running Gag. Es sei denn, man war zufälligerweise Spieler, Trainer oder Fan des FC Bayern München. Denen war eher nicht zum Lachen zumute. „Das war heute kein schöner Sommertag für uns“, schrieb Thomas Müller bei Twitter.
Es hätte nicht viel gefehlt, dann wären die Borussen ihrem Ruf, der letzte verbliebene Angstgegner der Überbayern in Deutschland zu sein, mal wieder vollends gerecht geworden. Am Ende aber reichte es nur zu einem 1:1. Nur? Nun ja.
35 Torschüsse wurden am Ende für die Bayern gezählt, aber eben nur ein Tor, mit dem Leroy Sané sieben Minuten vor Ende der regulären Spielzeit die Führung der Gäste egalisierte. Alles andere vereitelte Yann Sommer. „Du kannst mal ‘ne Woche frei machen“, sagte Bayerns Trainer Julian Nagelsmann nach dem Spiel zu Gladbachs Nummer eins.
Yann Sommer hat alle übertroffen
Die Münchner Arena war schon häufiger Schauplatz herausragender Torwartleistungen. Die beiden Frankfurter Oka Nikolov und – in der vergangenen Saison – Kevin Trapp haben sich hier besonders hervortun können. Yann Sommer aber hat am Samstag alle übertroffen.
19 Paraden wurden für ihn gezählt, mehr als für jeden anderen Torhüter in der Bundesliga seit Beginn der Datenerfassung vor 30 Jahren. Damit löste Sommer den bisherigen Rekordhalter Alexander Schwolow ab, dem im Januar, ebenfalls gegen die Bayern, 14 Rettungstaten für Hertha BSC gelangen.
„Es war hart, es war richtig hart“, sagte Sommer nach dem Spiel. Ob Kopfbälle von Thomas Müller, Schüsse von Sadio Mané aus kürzester Distanz oder das direkte Duell mit dem allein auf ihn zulaufenden Sané: Gladbachs Torhüter bekam immer Hand oder Fuß an den Ball und schien irgendwann einfach unüberwindlich. „Das kennen wir ja nicht anders, dass der Yann Sommer das Spiel des Jahres gegen uns macht“, sagte Müller.
Bleibt Sommer? Oder geht er?
Falls es die Bayern beruhigt: Sommer hält auch gegen andere Teams Bälle, die scheinbar unhaltbar sind. Dass die Gladbacher in der vergangenen Saison nicht noch tiefer in den Abstiegsstrudel gerieten, war allein seinen konstant guten Leistungen zu verdanken. „Er ist mit Manuel Neuer ganz bestimmt der beste Torhüter in der Bundesliga und international ein absoluter Top-Keeper“, sagte Borussias Trainer Daniel Farke.
Seit acht Jahren steht Sommer nun schon in Gladbach unter Vertrag. In München bestritt er sein 266. Bundesligaspiel und löste damit seinen Landsmann Ciriaco Sforza als Schweizer Rekordspieler ab. Wie viele Einsätze noch hinzukommen, das war in den vergangenen Wochen und Monaten eine Frage, die viele Borussenfans ernsthaft umgetrieben hat.
Ende der Saison läuft Sommers Vertrag aus, auf eine Verlängerung haben sich beide Seiten bisher nicht verständigen können. Der Torhüter ist auch andernorts begehrt. Sein Ex-Trainer Lucien Favre wollte ihn in diesem Sommer nach Nizza holen, auch Manchester United war interessiert.
Ob das Spiel in München nicht gezeigt habe, dass das mit ihm und Borussia gut zusammenpasse, wurde Yann Sommer bei Sky gefragt. „Wenn das nicht gut zusammenpassen würde, wäre ich nicht mehr hier“, hat er gesagt und dann weitere Gespräche für die nächsten Tage angekündigt. „Dann werden wir informieren, wenn es was zu informieren gibt.“ Für die Fans von Borussia klang das eher nach einer Verheißung als nach einer Drohung.
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