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Hereinspaziert! Viktoria 89 wird ins Olympiastadion umziehen.

© imago images/Nordphoto

Aufsteiger rechnet nun fest mit Lizenz für die Dritte Liga: Spielstätte gefunden - Viktoria 89 zieht ins Olympiastadion

Die monatelange Suche von Viktoria 89 ist beendet. Eine dauerhafte Lösung soll das riesige Olympiastadion aber nicht sein.

Die Verantwortlichen des FC Viktoria 89 sind in letzter Zeit viel herumgekommen. Sie waren in Brandenburg, in Sachsen-Anhalt, aber auch in Thüringen oder Niedersachsen. Unter den nicht allzu weit von Berlin entfernten Bundesländern „gibt es wenige, die wir nicht bereist haben“, sagt Geschäftsführer Peer Jaekel. Mit im Gepäck war stets die Frage: Wo könnte Viktoria in der kommenden Saison die Heimspiele austragen, falls dies nach dem Aufstieg in die Dritte Liga nicht in Berlin möglich ist?

Nun aber ist nach monatelanger Suche klar: Viktoria kann in der Stadt bleiben. Eine Einigung mit dem Berliner Senat und der Olympiastadion GmbH ist zustande gekommen. Ende vergangener Woche erhielt der Verein die entscheidende Verfügbarkeitserklärung vom Senat für das Olympiastadion und hat rechtzeitig vor dem Ablauf der Frist am 2. Juni alle Unterlagen beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) eingereicht.

„Ich gehe stark davon aus, dass wir die Lizenz bekommen“, sagt Jaekel. Er rechnet damit bis Mitte der kommenden Woche. Zuletzt habe er „quasi eine Standleitung“ zum Senat gehabt. „Es war kräftezehrend, weil immer eine Ungewissheit da war“, sagt der 38-Jährige rückblickend. „Aber wenn jetzt alles klappt, wir die Lizenz erhalten und in Berlin spielen können, sind wir sehr zufrieden.“

Sportlich kam in der vergangenen Saison in der Fußball-Regionalliga Nordost niemand an Viktoria heran. Elf Spiele, elf Siege – so lautete die Bilanz bis zur Unterbrechung im Herbst wegen der Coronavirus-Pandemie. Fast ein halbes Jahr später folgte der Saisonabbruch und der Deutsche Meister der Jahre 1908 und 1911 wurde zum Aufsteiger erklärt.

Was fehlte, war eine Spielstätte. Das heimische Stadion Lichterfelde fiel direkt raus, da es den Anforderungen des DFB nicht genügt. Der Jahnsportpark steht auf unabsehbare Zeit nicht zur Verfügung. Notgedrungen fuhr der Verein mehrgleisig: Suchte weiter in Berlin, wurde aber beispielsweise ebenso in Erfurt vorstellig, knapp 300 Kilometer von der eigenen Geschäftsstelle entfernt.

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Ein erfolgreicher Verein, der woanders spielen muss, weil kein Stadion zu finden ist oder der deswegen eventuell gar nicht aufsteigen kann – da hätte Berlin, das sich auf seiner Webseite als Sportstadt bezeichnet, nicht gut ausgesehen. Priorität hatte daher für alle Beteiligten eine Lösung innerhalb der Stadt.

Die vom MDR genannten Kosten von 125.000 Euro pro Heimspiel im Olympiastadion – was für die Saison fast 2,5 Millionen Euro wären – wollte Geschäftsführer Jaekel nicht bestätigen. Eine ordentliche Summe wird aber auf den Verein zukommen: „Für einen Drittligisten ist das Olympiastadion keine günstige Spielstätte“, sagt Jaekel. Mithilfe der Investoren des Vereins konnte Viktoria die vom DFB geforderte Summe als Sicherheit hinterlegen.

Magdeburg, 1860 München und Kaiserslautern werden kommen

In der Dritten Liga, die eine Profiliga ist, sind viele Vereine mit großen Namen beheimatet. Sei es der frühere Europapokalsieger 1. FC Magdeburg, die einstigen Deutschen Meister 1860 München und 1. FC Kaiserslautern oder weitere ehemalige Bundesligisten. Der Schnitt von etwa 500 Fans in der Saison 2019/20 sollte im Falle der Wiederzulassung von Zuschauern deutlich nach oben gehen. Laut Jaekel peilt Viktoria einen Schnitt im „mittleren vierstelligen Bereich“ an.

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Eine dauerhafte Lösung soll das Olympiastadion mit seinen knapp 75.000 Plätzen jedoch nicht sein. Noch für diese Saison macht sich der Verein Hoffnungen, Spiele im Mommsenstadion austragen zu können. In dieser Woche soll es eine Begehung geben, in der ausgelotet wird, wie die nötigen Rahmenbedingungen für TV-Übertragungen geschaffen werden können. Doch das ist nur eines von vielen Themen. Kurzfristig war keine Umrüstung des Stadions für die Dritte Liga möglich.

Die langwierige Stadionsuche überlagerte vieles. Es gibt bisher erst einen Neuzugang, Mittelfeldspieler Lukas Pinckert vom Hamburger SV II. „Das Gerüst haben wir zusammen. Dieses werden wir sinnvoll ergänzen und uns auch in der Spitze verstärken“, kündigt Jaekel an. Bis zum ersten Mannschaftstraining in der nächsten Woche könnte es schon Verstärkungen geben, weitere dürften bis zum Saisonstart am 23. Juli und eventuell auch danach noch folgen.

Dass einiges zu tun ist, zeigte unlängst das Pokalhalbfinale gegen den BFC Dynamo, das 0:3 verloren ging. „Aktuell sind wir mit recht einfachen Mitteln wie hoher Intensität und guter Mentalität sehr leicht zu schlagen“, stellt Sportdirektor Rocco Teichmann fest. Das soll und muss sich ändern. Denn eben diese Mittel werden für Viktoria 89 in der Dritten Liga unabdingbar sein, um das Ziel Klassenerhalt zu erreichen.

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