
© Thilo Gebhardt
Squash in Berlin: Der unterschätzte Sport mit großer Wirkung für Körper und Geist
Squash ist nicht nur ein intensiver Sport, sondern auch gesundheitsfördernd. Trotz wachsender Begeisterung steht die Berliner Squash-Szene jedoch vor Herausforderungen, denn geeignete Spielstätten sind rar.
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Man mag es kaum glauben, aber auf der Titanic gab es einen Squashcourt. Er lag im Bug auf dem G-Deck und war über eine Galerie einsehbar. Der Titanic-Court ist Geschichte, aber die Begeisterung vieler Menschen für diesen dynamischen und intensiven Rückschlagsport hat das Unglück überlebt und so findet sich auch in Berlin heute eine aktive und vielfältige Szene.
Die hat es allerdings nicht so leicht, die aktuell steigende Nachfrage zu bewältigen, so Thilo Gebhardt, Sportwart des Squash Landesverbands Berlin-Brandenburg. „Die Squash-Anlagen hier in Berlin sind zu 100 Prozent privatwirtschaftlich betrieben“, erklärt er. Um eine Anlage zu bauen, brauche man geschlossene Bauten, wobei ein Court 9,75 mal 6,4 Meter misst und eine Deckenhöhe von mindestens 6 Metern nötig ist. „Man kann pro Quadratmeter gerechnet sicherlich mit anderen Sachen mehr Geld verdienen. Und das Land Berlin kann sich das nicht leisten.“
Trotzdem verfügt Berlin über mehrere Squash-Zentren, die sowohl für Freizeitspieler als auch für Wettkampfbegeisterte geeignet sind. Das Squash House Berlin in Lichtenberg bietet neun Squashcourts. Im Sportcenter Wittenau warten sechs Courts darauf, bespielt zu werden und Airport Squash & Fitness in Tegel bietet unter anderem ein Jugendtraining an. Allerdings schwebt über dieser Anlage, wie Gebhardt berichtet, ebenso das Damoklesschwert. „An dieser Stelle soll es eine Wohnungsbauverdichtung geben. Darum bekommt das Center nur Jahresverträge und investiert nicht weiter.“
Das ist schade, denn das Center ist der Ort, an dem viele trainieren, die Squash als Leistungssport betreiben. So auch der Sohn von Gebhardt, Rufus, der früh angefangen hat Squash zu spielen, dann in der deutschen Rangliste langsam aufgestiegen und mit 16 Jahren in die Nationalmannschaft gekommen ist. Aktuell steht Rufus Gebhardt in der Rangliste des Squashverbands Berlin-Brandenburg auf Platz sieben. Und da Squash ab 2028 neu in das Programm der Olympischen Spiele aufgenommen wurde, ist noch Luft nach oben.
Neben guter Ausdauer braucht es auch die richtige Strategie
Aber was ist eigentlich das Faszinierende am Squash? In erster Linie zeichnet sich Squash durch seine Schnelligkeit und Intensität aus. Es erfordert sowohl körperliche Ausdauer als auch taktisches Geschick. Die ständigen Richtungswechsel und kurzen Sprints fördern die Kondition, während präzise Schläge und strategisches Denken den Reiz des Spiels ausmachen. Darüber hinaus wirkt Squash wie ein Antiaggressionsprogramm: Im Court kann man sich abreagieren. „Dieser Gummiball und der Court mit den vielen Wänden verzeihen sehr viel. Es macht einfach Spaß, ist irre schnell und lustig am Anfang. Ich kenne kaum jemanden, der das erste Mal spielt und sich nicht dabei kaputt lacht“, sagt Thilo Gebhardt.
Viele halten den Sport allerdings für verletzungsintensiv. Gebhardt kontert das mit einer Studie, die 2016 im British Journal of Medicine veröffentlicht wurde und in der die Forschenden Squash bescheinigten, die Lebenszeit zu verlängern. Das liegt vor allem daran, dass das intensive Spiel das Herz-Kreislauf-System stärkt. In einer anderen Studie der University of Rochester fanden Forschende heraus, dass nur drei Stunden Squash pro Woche sowohl den Blutdruck als auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken.
Spiele nicht Squash, um fit zu werden, sondern werde fit, um Squash zu spielen.
Thilo Gebhardt, Sportwart des Squash Landesverbands Berlin-Brandenburg
Gebhardt betont zudem, dass die oft angeführten Knieprobleme eher eine Frage fehlender Muskelkraft sind. „Es gibt einen schönen Spruch, der heißt: Spiele nicht Squash, um fit zu werden, sondern werde fit, um Squash zu spielen. Wenn man sich muskulär auf die Belastung vorbereitet und entsprechend trainiert, reduziert das die Verletzungsgefahr“, so Gebhardt.
Wer mit dem Sport beginnen will, sollte sich Hallenschuhe mit nicht färbender Sohle zulegen. Ein passender Squashschläger und Squashbälle sind essenziell, allerdings bieten viele Anlagen Leihmöglichkeiten an. Das Tragen einer Schutzbrille ist empfehlenswert, aber keine Pflicht.
Wichtiger sei es, sich mit den Grundregeln des Spiels vertraut zu machen und darauf zu achten, dass Fair Play und Rücksichtnahme im Vordergrund stehen. Dann ist der Sport für jeden geeignet und dann sind laut Gebhardt auch dem Alter keine Grenzen gesetzt. „Berlin stellt den deutschen Serienmeister über 75.“
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