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Die Münchner bereiten sich in Katar auf den Wiederbeginn der Bundesliga vor.

© dpa / dpa/Peter Kneffel

Trainingslager in Katar: FC Bayern hofft weiter auf Transfer von Yann Sommer

Der erhoffte neue Torwart fehlt im Flieger nach Katar. Ganz nah am Team ist dafür der Boss: Für Oliver Kahn geht's um WM-Nachwehen und einen umstrittenen Sponsorenvertrag.

Oliver Kahn trat seine heikle Katar-Mission guter Dinge und ganz nah an der Mannschaft des FC Bayern an. Beim Check-in am Münchner Flughafen plauderte der Vorstandsvorsitzende des deutschen Fußball-Rekordmeisters am Freitagmorgen über seine noch frischen WM-Erlebnisse im Emirat am Persischen Golf. Brasiliens Viertelfinal-Aus im Elfmeterschießen gegen Kroatien hatte er live im Stadion erlebt. Danach wartete er an Bord des Airbus 350 von Bayern-Sponsor Qatar Airways in der Business-Class auf das Team um Trainer Julian Nagelsmann und den tags zuvor verpflichteten Neuzugang Daley Blind, der an der Seite seines niederländischen Landsmannes Ryan Gravenberch die Gangway emporstieg.

Mit geringer Verspätung hob die Chartermaschine ins - Achtung - regnerische Doha ab. In der Wüste will Nagelsmann mit dem von Ausfällen geplagten Bundesliga-Spitzenreiter bis kommenden Donnerstag die Grundlagen für eine mit Titeln gesegnete zweite Saisonhälfte legen. „Wir wollen Vollgas geben“, sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic bei „Sky“.

An Bord fehlte freilich noch der sehnsüchtig erwartete Torwart-Ersatz für Kapitän Manuel Neuer, der nach einem Ski-Beinbruch in dieser Spielzeit nicht mehr fit wird. Yann Sommer lautet die Option, auf die sich die Münchner fokussieren. Der 34-Jährige sei „schon ein Thema, klar“, bestätigte Salihamidzic. Borussia Mönchengladbach braucht aber erst einen Ersatz, bevor der Transfer der Nummer eins der Schweiz über die Bühne gehen könnte. 

„Wir prüfen unsere Möglichkeiten und Optionen. In der nächsten Zeit werden wir eine Entscheidung treffen“, kündigte Salihamidzic zur Torwart-Lösung an. Noch bleiben zwei Wochen bis zum ersten Punktspiel 2023 beim Verfolger RB Leipzig. „Manuel Neuer in der Winterpause zu ersetzen, ist natürlich ungeheuer schwierig, weil nicht gerade viele Vereine Lust haben, ihre Nummer eins abzugeben“, sagte Kahn im „Bild“-Interview (Freitag).

Beim 99-maligen niederländischen Nationalspieler Blind hatten die Bayern dagegen freie Bahn. Der WM-Teilnehmer, der seit 2019 mit einem Herzschrittmacher spielen muss, wurde kurzfristig als Ersatz für Lucas Hernández (Kreuzbandriss) geholt. Blind hatte jüngst seinen Vertrag bei Ajax Amsterdam nach Differenzen mit Trainer Alfred Schreuder aufgelöst. Er war ablösefrei auf dem Markt. Blind kann links innen und außen verteidigen. Seine Verpflichtung bis Saisonende ergibt sportlich und finanziell Sinn. Und sie ist ein Signal der Münchner Entschlossenheit, in Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League anzugreifen.

„Er hat große internationale Erfahrung und Führungsqualitäten. Ich bin sicher, dass er uns helfen wird“, sagte Salihamidzic. Blind äußerte sich gleich im besten Bayern-Duktus: „Uns steht nun der wichtigste Teil der Saison bevor, in dem es um die Titel geht - und ein Verein wie der FC Bayern kann jede Trophäe gewinnen. Der Hunger nach Titeln hier im Klub war ausschlaggebend für meine Entscheidung.“

Mazraoui und Sabitzer fehlen

In Katar und darüber hinaus fehlen wird erstmal Außenverteidiger Noussair Mazraoui. Der marokkanische Nationalspieler war während der WM positiv auf das Coronavirus getestet worden. Bei einer Anschlussuntersuchung wurde in München nach Bayern-Angaben „eine milde Entzündung des Herzbeutels“ festgestellt. Nicht mit nach Doha flog auch der an Grippe erkrankte Marcel Sabitzer, der im Kampf um die Stammplätze damit zurückfällt. 

Mögliche WM-Nachwehen beschäftigen auch Kahn. Die DFB-Spieler um Joshua Kimmich, Jamal Musiala oder Thomas Müller kehren schließlich im neuen Jahr an jenen Ort zurück, den sie vor fünf Wochen nach dem frühen deutschen WM-Aus geradezu fluchtartig verlassen hatten. Kahns Motivations-Formel geht so: Den WM-Frust sollen die im dadurch wochenlangen Urlaub ausgeruhten Leistungsträger um Kimmich in positive Bayern-Energie verwandeln.

Kahns zweites Schwerpunkt-Thema während der Auslandsreise ist die äußerst lukrative, aber in Münchner Fankreisen auch extrem umstrittene Partnerschaft mit Qatar Airways. „Wir werden die Gespräche jetzt aufnehmen“, sagte Kahn. Der Fünfjahresvertrag läuft im Sommer aus. Es geht laut Kahn nun darum, die „Interessen neu auszuloten“. Die WM in Katar ist Geschichte. Wollen Unternehmen wie Qatar Airways weiter intensiv in den Fußball investieren? Katars neue sportliche Stoßrichtung könnte Olympia lauten. 

Die Bayern-Führung würde eine neue Millionen-Offerte wohlwollend prüfen. Wie sagte doch Kahn auf der Jahreshauptversammlung vor der WM: „Wir sind im Sponsoring absolute Spitze in Europa - und das müssen wir auch sein.“ Ersatz im Luftfahrtsektor wäre schwer zu finden. (dpa)

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