
© Imago/Nordphoto/Christian Schulze
Trauer um Tobias Eder: Die Eisbären stehen vor dem schwersten Spiel ihres Lebens
Nach dem Verlust des Teamkollegen steht die Mannschaft wieder auf dem Eis und bereitet sich zumindest gedanklich auf den ersten Auftritt ohne Eder vor. Der Sport spielt dabei keine Rolle.
Stand:
An der Friedrichshainer Arena hängt schon lange eine Gedenktafel. Sie ist Chester Bennington gewidmet, dem früheren Sänger der Band Linkin Park, die vor seinem Suizid 2017 ihr letztes Konzert in Deutschland hier gespielt hatte.
Seit dem Donnerstagabend findet sich auf der anderen Seite des Gebäudes, am Eingang Nummer neun, ein weiterer Ort des Gedenkens und Innehaltens. Er ist dem Eisbären-Profi Tobias Eder gewidmet, der in dieser Woche mit nur 26 Jahren den Kampf gegen den Krebs verloren hat.

© Benedikt Paetzholdt
Vor dem Foto Eders liegen unzählige Kerzen, Blumen und selbst gemalte Bilder mit Trauerbotschaften. Einige Fans haben über das Gitter, das an diesem Ort angebracht ist, Schals angebracht. Es ist davon auszugehen, dass in den kommenden Tagen noch das eine oder andere Utensil des Gedenkens hinzukommt.
Teamkollege Blaine Byron schreibt hochemotionalen Post
In der Arena standen die Mitspieler und Trainer zum zweiten Mal seit dem Verlust des Kollegen gemeinsam auf dem Eis. Es war natürlich ein Training, das nicht vergleichbar war mit den üblichen Einheiten. Taktische Anweisungen gab es kaum, es ging deutlich stiller zu als sonst.
„Für uns alle ist es eine sehr schwierige Zeit“, sagt ein sichtlich ergriffener Trainer Serge Aubin, der sich bereit erklärte, seine Gefühle zu schildern. „Es ist trotzdem schön, die Jungs wieder zusammen auf dem Eis zu sehen, damit sie auch mal auf andere Gedanken kommen.“
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Wie schwer es für die Kollegen sein muss, ohne ihren Freund und Mitstreiter Eishockey zu spielen und in der Kabine zu sitzen, wo der eine Platz ab jetzt immer frei sein wird, lässt sich kaum erahnen. Eders Stürmerkollege Blaine Byron ließ in einem hochemotionalen Post auf Instagram erkennen, dass für ihn diese neue Realität ohne Eder kaum zu ertragen ist.
„Mein Herz zerbricht jedes Mal, wenn ich realisiere, dass du nicht mehr bei uns bist und dass ich dich morgen nicht mehr auf dem Eis sehen werde“, schreibt der Kanadier. „Es fühlt sich nicht real an, daran zu denken, dass dir dein Leben mit so jungen Jahren weggenommen wurde. Du warst einer der besten Menschen, die ich meinem Leben kennengelernt habe.“
Wir bekommen Nachrichten aus der ganzen Welt und sind sehr berührt von dem, was derzeit passiert.
Trainer Serge Aubin über die Anteilnahme
Und es wird in diesem Post auch deutlich, dass alle im Verein daran geglaubt haben, dass Eder den Krebs besiegen und ein Comeback feiern würde. „Es wirkte so, dass das Schlimmste geschafft ist“, schildert auch Aubin seine Fassungslosigkeit.
Auch wenn natürlich jeder anders mit der Trauer und der Bewältigung dieses Verlustes umgeht, so fällt auf, wie sehr alle bei den Eisbären Kraft aus der Gemeinschaft schöpfen. Geschäftsführer Thomas Bothstede, der in früheren Funktionen bereits den Tod von Mitarbeitenden zu betrauern hatte, sagt: „So einen Zusammenhalt und ein Füreinander-da-Sein habe ich noch nie erlebt.“
Nach zwei verlegten Partien steht Sonntag das erste Spiel an
Gewaltig ist auch der Zuspruch, den die Eisbären aus der Eishockey-Community und darüber hinaus erhalten. „Wir bekommen Nachrichten aus der ganzen Welt und sind sehr berührt von dem, was derzeit passiert“, sagt Aubin. „Es ist schön in dieser Zeit, dass es Menschen gibt, die sich um dich kümmern.“
Eine gewaltige Herausforderung wartet am kommenden Sonntag auf die Eisbären. Das geplante Heimspiel am Freitagabend gegen die Düsseldorfer EG wurde wie die Partie in Ingolstadt verlegt. „Es ist alles so frisch und surreal, dass es emotional keine Chance für uns gab, ein Spiel zu bestreiten“, erklärte der Cheftrainer den Zustand. Das Spiel gegen die Nürnberg Ice Tigers am Sonntag (19.15 Uhr) wird aber stattfinden.
„Ich kann nicht sagen, wie es sich am Sonntag anfühlen wird, es wird mit Sicherheit eines der schwierigsten Spiele unseres Lebens sein“, so Aubin. „Es ist nicht vorauszusagen, was wir für Emotionen haben und wie wir in der Lage sein werden, zu spielen. Aber wir werden das gemeinsam und für Tobi durchstehen.“
Fest steht schon jetzt, dass sich das Rahmenprogramm zu den sonstigen Spielen stark verändern wird. Und dass es bei der Partie so gar keine Rolle spielt, wie viele Tore und vor allem für welches Team sie fallen werden.
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