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Wie weit ist Fabian Reese?: Die Hoffnung von Hertha BSC steht auf wackligem Grund
Zu Jahresbeginn waren sie bei Hertha noch optimistisch bei der Personalie Reese. Doch auch im Trainingslager hat der Offensivspieler noch reduziert trainieren müssen.
Stand:
Auf den ersten Blick ist das Trainingslager von Hertha BSC in Spanien so zu Ende gegangen, wie sich die sportlich Verantwortlichen das vermutlich vorgestellt haben dürften. Im abschließenden Testspiel war Fabian Reese zum ersten Mal nach seiner Verletzungspause wieder für den Berliner Fußball-Zweitligisten im Einsatz.
Auf den zweiten Blick war es leider nicht ganz so wie erhofft. Denn beim 2:0-Sieg der Mannschaft von Trainer Cristian Fiél am Freitag gegen den Drittligisten SV Sandhausen stand Reese nicht auf dem Platz, sondern unmittelbar daneben – um das Spiel mit einem Mitarbeiter aus der Medienabteilung bei Instagram Live cozukommentieren.
So wie Fabian Reese vor etwas mehr als einer Woche ins Trainingslager nach Cadiz gereist ist, so ist er auch am Samstag nach Berlin zurückgekehrt: als Rekonvaleszent. Er ist zwar peu à peu an die Mannschaft herangeführt worden, hat die Belastung Stück für Stück gesteigert und etliche Übungen im Kreis seiner Kollegen absolvieren können. Doch wenn es hart auf hart kam, war er weiterhin außen vor.
„Passformen und Torschüsse habe ich schon mitgemacht, Zweikämpfe noch nicht“, hat Reese gleich zu Beginn des Trainingslagers in einer Medienrunde gesagt. Daran hat sich bis zum Ende des Trainingslagers nichts geändert. Und so bleibt nun nur noch eine normale Trainingswoche in Berlin, um den Angreifer bis zum Rückrundenauftakt am kommenden Sonntag beim SC Paderborn spielfähig zu bekommen.
Ziel ist jetzt erst einmal, die Schmerzfreiheit hinzukriegen. Über den Rest mache ich mir wenig Sorgen.
Herthas Fabian Reese zu Beginn des Trainingslagers in Spanien
Zum Jahresauftakt ist Herthas Sportdirektor Benjamin Weber zu den personellen Planungen und möglichen Verpflichtungen in der laufenden Wintertransferperiode gefragt worden. „Wir wissen, dass ein paar, die zurückkommen, uns helfen werden“, antwortete er. „Wir wissen, dass wir einen guten Kader haben.“
Die meisten der anderen zuvor verletzten Spieler – Kevin Sessa, Luca Schuler, Michal Karbownik – sind tatsächlich wieder im Training und erhöhen damit den Konkurrenzkampf im Team. Der eine aber hat bisher gefehlt. Und das zeigt: Herthas Hoffnung, dass es in der Rückrunde besser werden wird und die Mannschaft vielleicht doch noch ernsthaft in den Kampf um den Aufstieg eingreifen kann, diese Hoffnung steht wohl auf wackligem Grund.
Dass ein gesunder Fabian Reese für den bisherigen Tabellenzwölften der Zweiten Liga ein deutliches Upgrade darstellen würde, steht außer Frage. Seine fußballerische Qualität und seinen positiven Einfluss auf die Leistung der gesamten Mannschaft hat er in der vergangenen Saison zur Genüge nachgewiesen. Reese war der Unterschiedsspieler. Insofern ist es nur zu verständlich, wenn die sportlichen Entscheidungsträger seine Rückkehr herbeisehnen.
Nach seiner Sprunggelenksverletzung aus dem Sommer hat Reese den Berlinern zu Saisonbeginn vier Monate gefehlt. Erst Mitte November kehrte er ins Training zurück, anschließend bestritt er drei Kurzeinsätze – und musste danach erneut pausieren, weil der operierte Fuß schmerzte.
Hat Reese zu früh wieder gespielt?
„Im Profisport wird immer mal ein bisschen was zwicken“, hat Benjamin Weber zu Jahresbeginn gesagt. Eine strukturelle Verletzung liege nicht vor, und wäre es um alles oder nichts gegangen, so Herthas Sportdirektor, dann hätte Reese gegen Hannover 96 zum Abschluss der Hinrunde durchaus spielen können.
Das Programm, das der Offensivspieler nun im Trainingslager absolviert hat, spricht eher gegen diese Darstellung. Reese selbst sagte in Spanien: „Ziel ist jetzt erst einmal, die Schmerzfreiheit hinzukriegen. Über den Rest mache ich mir wenig Sorgen.“
Die Frage, ob Herthas Linksaußen nach seiner langen Pause zu früh wieder zu viel gespielt hat, ist müßig. Dass sie trotzdem schon gestellt wurde, resultiert aus der Bedeutung, die Reese für seine Mannschaft hat.
Während Sportdirektor Weber auf den Spieler selbst und dessen Ungeduld verwiesen hat, hat Trainer Fiél den Eindruck erweckt, dass ihn die Erwartungen der Öffentlichkeit ein Stück weit getrieben hätten. Letztlich aber war es Fiél selbst, der zwar immer wieder Geduld eingefordert hat, Reese dann aber nur zehn Tage nach dem ersten Mannschaftstraining wieder hat spielen lassen.
Dass es alle Seiten nun deutlich ruhiger haben angehen lassen, ist vielleicht auch eine Antwort auf die Frage, die eigentlich müßig ist.
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