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Wiedersehen alter Bekannter: Heiko Vogel trifft mit Greuther Fürth auf Hertha BSC
Heiko Vogel galt einmal als ziemlich heiße Aktie auf dem Trainermarkt. Doch die Erwartungen blieben unerfüllt. Jetzt soll er Greuther Fürth vor dem Abstieg aus der Zweiten Liga bewahren.
Stand:
Im Frühjahr 2021 war Heiko Vogel kurz vor dem Ziel. Dem Vernehmen nach trennte ihn nur noch ein Spiel von einer Anstellung als Trainer in der Fußball-Bundesliga.
Vogel trainierte damals die zweite Mannschaft von Borussia Mönchengladbach in der Regionalliga West, und die Profimannschaft des Klubs verlor in jenen Wochen Spiel um Spiel. Marco Rose, Chefcoach der Gladbacher, geriet immer stärker in die Kritik. Trotzdem hielt Manager Max Eberl unbeirrt an seinem Trainer fest, selbst nach einer Serie von sieben Pflichtspielniederlagen.
Dass Rose nicht auch noch das achte Spiel verlor, sondern 3:0 beim damaligen Tabellenletzten Schalke 04 gewann, rettete ihm schließlich den Job – und verhinderte wohl den Aufstieg von Heiko Vogel in die Bundesliga. Bis heute ist ihm dieser Karrieresprung nicht gelungen.
Dass Vogel nicht in der Bundesliga landet, das hätte im Frühjahr 2012 wohl kaum jemand für möglich gehalten. Damals galt er – obwohl gerade 36 Jahre alt – als das nächste große Ding auf dem Trainermarkt. „Es ist davon auszugehen, dass jetzt auch Heiko Vogel in der Bundesliga zu einem heißen Thema wird“, schrieb die „Basler Zeitung“ über ihn.
Wenn man so viele Gegentore bekommen hat, ist der Fokus klar: Dann gilt es für Stabilität und Kompaktheit zu sorgen.
Heiko Vogel über seine Aufgabe bei Greuther Fürth
Vogel gewann mit dem FC Basel das Schweizer Double und erregte vor allem in der Champions League großes Aufsehen: Als Novize auf der Trainerbank besiegte er in der Gruppenphase erst Manchester United und anschließend im Achtelfinal-Hinspiel auch den FC Bayern München – mit jungen Talenten wie Yann Sommer, Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri.
Nicht schlecht für jemanden, der es als Fußballer mit dem SV Edenkoben selbst nur bis in die Regionalliga schaffte und als Trainer nach Stationen in der Jugend des FC Bayern und als Assistent beim FC Ingolstadt plötzlich auf der größtmöglichen Bühne stand. „Ich fühle mich vom Schicksal geküsst“, erzählte er damals. Manchmal sage er zu sich: „Mensch, Vogel, es hätte beschissener laufen können.“
Der weitere Verlauf seiner Karriere aber konnte mit den anfänglichen Erwartungen nicht mithalten. Seine letzten regulären Cheftrainerposten hatte Vogel 2019 beim KFC Uerdingen in der Dritten Liga und von 2020 bis 2022 bei der Zweitvertretung von Borussia Mönchengladbach. Aufsehen erregte er dort vor allem mit einer verbalen Entgleisung.
Bei einem Regionalligaspiel sagte Vogel zu einer Linienrichterin: „Frauen haben auf dem Fußballplatz nichts zu suchen.“ Er wurde dafür gesperrt und mit einer Geldstrafe belegt. In einem Interview mit dem „Kicker“ bezeichnete er sein Verhalten später als „dumm, unsportlich und diskriminierend“.
Fürth hat die schwächste Defensive der Liga
In der vergangenen Woche hat der 50-Jährige nun einen neuen Job angetreten: bei der Spielvereinigung Greuther Fürth, die sich nach fünf Niederlagen aus den jüngsten sechs Spielen von Trainer Thomas Kleine getrennt hatte. Statt Bundesliga oder Champions League steht für Heiko Vogel nun Abstiegskampf in der Zweiten Liga an.

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„Heiko bringt sehr viel Erfahrung mit“, sagte Fürths Sportdirektor Stephan Fürstner bei der Vorstellung des neuen Trainers. Man sei überzeugt, dass er der Mannschaft Struktur vermitteln könne.
Bei seinem Einstand am vergangenen Wochenende trotzten die Fürther dem 1. FC Nürnberg im Frankenderby immerhin ein 2:2-Unentschieden ab, obwohl sie zweimal in Rückstand gerieten. „Der Einstieg hätte nicht schwieriger sein können als im Derby gegen Nürnberg“, sagt Stefan Leitl, der Trainer von Hertha BSC, der selbst in Fürth gearbeitet hat und an diesem Freitag bei Vogels Heimpremiere Gegner der Spielvereinigung ist (18.30 Uhr, Sky).

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Vogel, laut eigener Aussage „ein Fußball-Besessener“, hat sich einmal als Verfechter des dominanten Fußballs in allen Phasen des Spiels bezeichnet. In Fürth aber ist erst einmal Pragmatismus gefragt. Sein neues Team stellt mit 39 Gegentoren in nur 15 Spielen die mit Abstand schwächste Defensive der Liga. „Wenn man so viele Gegentore bekommen hat, ist der Fokus klar“, hat Vogel bei Amtsantritt gesagt. „Dann gilt es, für Stabilität und Kompaktheit zu sorgen.“
Dadurch, dass die Spielvereinigung schon eine Partie unter Vogel bestritten hat, ist sie für Hertha nicht ganz so eine Black Box, wie es vor knapp zwei Monaten der VfL Bochum war, der sein erstes Spiel unter dem neuen Trainer Uwe Rösler gegen die Berliner bestritten und mit 3:2 gewonnen hat. Trotzdem könnte die Aufgabe für Hertha unangenehm werden.
Weil ein neuer Trainer immer ein paar neue Ideen mitbringt. Weil die Spieler neue Motivation schöpfen. Und weil sie es ihrem neuen Chef beweisen wollen. So zumindest war es beim VfL Bochum. Und auch in Fürth „hat Heiko schon was ausgelöst“, findet Leitl. Bei einer Mannschaft, „die sehr verunsichert gewirkt hat in den letzten Wochen.“
Herthas Trainer kennt den neuen Fürther Kollegen schon aus der Zeit, als er beim FC Ingolstadt noch Spieler war. Vogel war damals Co-Trainer von Torsten Fink. Seitdem ist der Kontakt nicht abgebrochen, und seitdem besteht eine gegenseitige Wertschätzung.
„Ich glaube, dass Heiko der Spielvereinigung mit seiner Art guttut“, sagt Leitl. „Wir bereiten uns auf einen Gegner vor, der sehr diszipliniert Fußball spielen wird.“
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