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Bei Alba spielten Niels Giffey (rechts) und Tim Schneider lange zusammen, am Donnerstag waren sie Gegner.

© IMAGO/Contrast

Wiedersehen mit dem früheren Alba-Kapitän: Applaus, Pfiffe und ein Sieg für Niels Giffey

In seinem ersten Spiel für den großen Rivalen Bayern München besiegt Niels Giffey seine alte Liebe Alba Berlin. Die Berliner Fans empfangen den früheren Kapitän mit gemischten Gefühlen.

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Es war die vielleicht spannendste Frage vor dem Duell der beiden deutschen Rivalen in der Euroleague: Wie wird Niels Giffey empfangen? Der gebürtige Berliner spielte schon als Jugendlicher für Alba, wurde später in sieben Saisons als Profi zum Gesicht und Kapitän des Teams. Nach 398 Einsätzen, garniert mit zwei Meisterschaften und zwei Pokalsiegen, wechselte er vor einem Jahr zu Zalgiris Kaunas. Eine neue Erfahrung, eine neue Kultur, raus aus der Komfortzone. In Berlin war zu diesem Zeitpunkt eigentlich klar, dass sein Trikot mit der Nummer fünf irgendwann neben jenen von Wendell Alexis und Henrik Rödl unter der Hallendecke landen würde.

Nun kehrte der 31-Jährige zurück in seine Heimat, in seine Halle, allerdings in Bayern-Rot. „Als ich auf den Plan geguckt habe und gesehen habe, dass das erste Spiel gegen Alba ist, dachte ich nur: Wow, das ist doch wie geschrieben“, sagte Giffey. Als sein Name in der Münchner Aufstellung um 19.53 Uhr vorgelesen wurde, mischten sich Pfiffe und Applaus. „Es war schön, dass ich hier gut empfangen wurde, und die paar Pfiffe kann ich ab“, sagte Giffey nach dem Spiel. „Ich kann die Fans verstehen. Als ich kleiner war, war ich auch ein richtiger Alba-Fan.“

Anders als etwa Heiko Schaffartzik, dem nach seinem Wechsel zu den Bayern 2013 in Berlin viel Hass entgegengeschlagen war, wurde Giffey größtenteils respektvoll empfangen. Allerdings bei Weitem nicht so freundlich wie in der vergangenen Saison mit Kaunas. Auch Thomas Päch war zwiegespalten. „Man wünscht Niels immer das Beste, aber irgendwie sind da schon komische Gefühle dabei, ihn in diesem roten Trikot zu sehen“, sagte Albas Co-Trainer.

Sportlich hätte die Rückkehr in die Heimat für Giffey nicht besser laufen können. Nach nur drei Trainingseinheiten absolvierte er sein erstes Spiel für Bayern und gewann es gegen die alten Kollegen. Die Münchner setzten sich vor 8556 Zuschauern in der MB Arena mit 79:77 (26:15, 19:24, 23:19, 11:19) durch und fügten Alba die vierte Euroleague-Niederlage in Folge zu.

Nachdem sich die Personalsituation bei Alba in den vergangenen Wochen wieder leicht entspannt hatte, gab es vor dem Spiel den nächsten Rückschlag. Louis Olinde, der in dieser Saison bisher so wichtig war wie noch nie seit seinem Wechsel nach Berlin, fällt mit einer Kapselverletzung im Daumen für mehrere Wochen aus und setzte sich hinter der Bande neben Marcus Eriksson, Maodo Lo und Jonas Mattisseck.

Wie angekündigt war es in der ersten Spielminute erneut sehr still, weil Albas Fanblock gegen das Megaphon-Verbot der Euroleague protestierte. Als es nach 60 Sekunden laut wurde, führten die Münchner bereits mit 5:0. Die Berliner taten sich in der Anfangsphase extrem schwer und hatte nach vier Minuten gerade mal miserable zwei Punkte erzielt. Doch auch die Bayern kühlten nach dem guten Start schnell ab, so dass sich ein zähes und defensiv geprägtes Spiel ergab. Das kommt meist eher den Münchnern zugute und das war auch am Donnerstag so. Nach Dreiern von Giffey, Andreas Obst und Augustine Rubit führten die Gäste mit 26:12.

Das Spiel drohte Alba früh zu entgleiten, doch ein schwieriger Dreier von Jaleen Smith diente als Initialzündung. In den folgenden fünf Minuten erhöhten die Berliner das Tempo, legten einen 20:6-Lauf hin und glichen das Spiel aus. Die Schlussphase der ersten Hälfte gehörte dann wieder den Münchner und so gingen sie mit sechs Punkten Vorsprung in die Pause.

Doch das sollte sich bald ändern. Mit seiner bisher besten Offensivleistung in der Euroleague führte Malte Delow einen Berliner 13:0-Lauf an und brachte Alba erstmals in Führung. Das Spiel hatte aber schnell die nächste Wendung parat und so konterten die Münchner mit elf Punkten in Folge. Es sollte der entscheidende Zwischensprint sein.

Alba gab sich zwar nicht auf und arbeitete sich kurz vor Schluss wieder heran. Doch Smith vergab den Wurf zur möglichen Verlängerung, gegen die gute Defense von Giffey. „Das war ein schwieriger Tag“, sagte der Neu-Münchner, nachdem er seine Familie auf der Tribüne umarmt hatte. „Aber Berlin ist trotzdem Heimat, das sind Freundschaften - egal ob das Trikot rot, gelb, schwarz oder grün ist.“

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