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Fans in der Ostkurve des Olympiastadions

© imago/Eibner/Claudius Rauch

„Wir grenzen uns stark ab von NS-Slogans“: Hertha BSC bleibt stabil – ohne moralischen Zeigefinger

Der Fußball-Zweitligist zeigt Kante gegen Rechts und betreibt quasi nebenher Aufklärungsarbeit. Das ist klug – und stärkt eigenen Fangruppen den Rücken.

Inga Hofmann
Ein Zwischenruf von Inga Hofmann

Stand:

Es kommt nicht oft vor, dass Fußball-Bundesligisten sich politisch positionieren. Häufig bleiben sie mit ihren Stellungnahmen vage oder reagieren erst auf Druck von außen. Doch wenn ein Klub mal deutliche Worte findet, dann hat das schon etwas zu sagen. Und genau so war es beim Zweiligisten Hertha BSC, der am Sonntag eine Stellungnahme veröffentlichte.

In den vergangenen Monaten habe man in den Kommentarspalten der sozialen Medien neben dem bekannten Ausruf „Ha Ho He“ verstärkt den Zusatz „Fette Beute“ gelesen. Der Verein hob hervor, dass der Ausdruck eine Geschichte im Kriegszusammenhang habe, verbunden mit Raubzügen im vergangenen Jahrhunderten. Er sei darüber hinaus Teil der rechtsextremen Phraseologie während der Zeit des Nationalsozialismus. Daher werde Hertha künftig jegliche Kommentare unter vereinseigenen Beiträge löschen, die diese Phrase enthalten.

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„Wir grenzen uns stark ab von NS-Slogans und -Gedankengut und sehen unseren Sport nicht in der Tradition von Krieg. Für unsere blau-weiße Haltung und eine Erinnerungskultur – gegen eine Verharmlosung oder Verherrlichung der NS-Zeit!“, hieß es in der Mitteilung, die der Verein auf seiner Website und in den sozialen Medien veröffentlichte.

Das Besondere: Hertha kam keineswegs mit dem moralischen Zeigefinger daher und verurteilte seine Fans pauschal. Vielmehr nutzt der Verein seine Plattform, um für das Thema zu sensibilisieren und über die Hintergründe des Slogans aufzuklären.

„Viele von euch, die den Ausdruck nutzen und verbreiten, kennen seinen Ursprung vermutlich nicht“, schrieb der Klub und bat seine Anhänger:innen darum, den Ausdruck und die damit einhergehende Gesinnung nicht zu verbreiten. „Dies ist nicht mit den Werten unseres Clubs vereinbar und hat daher keinen Platz auf unseren Kanälen. Teilt diesen Beitrag und macht andere Unwissende gerne auf die Bedeutung dieses Satzes aufmerksam.“

Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus im Januar dieses Jahres.

© Imago/Andreas Volz

Es ist klug von Hertha, nicht allen Fans eine böse Absicht zu unterstellen und zugleich klare Worte für jene zu finden, die den Slogan in vollem Bewusstsein über seine NS-Historie nutzen. Dass viele Fans sich sogar dankbar für die Aufklärung zeigten, wurde schnell in den Kommentaren deutlich. Dort schrieb ein User: „Danke für die klaren Worte und ehrlich gesagt, ich kannte die Parole und deren Hintergrund bislang nicht.“ Ein anderer kommentierte: „Aufklärung ist manchmal doch das beste Mittel gegen rechte Deppen.“

Nicht zum ersten Mal kommt Hertha indes seiner gesellschaftlichen Verantwortung bei der Aufarbeitung der NS-Zeit nach. So legte der Verein im Jahr 2013 einen Stolperstein, um an den ehemaligen jüdischen Mannschaftsarzt Dr. Hermann Horwitz zu erinnern, der 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde. Jedes Jahr im Januar beteiligt sich der Klub überdies an den Aktionswochen zur Initiative „Nie Wieder“.

Und als ein jüdischer Hertha-Fan im Tagesspiegel-Interview über die Zunahme antisemitischer Vorfälle seit dem 7. Oktober sprach, luden Geschäftsführer Thomas Herrich und der verstorbene Ex-Präsident Kay Bernstein ihn ein, um sich über das Thema auszutauschen.

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Auch viele Fans zeigten immer wieder klare Kante gegen Rechts, etwa bei einer Demonstration vor dem Reichstag Anfang Februar. „Hertha Fans gegen Nazis“ und „Hertha-Fans für bunte Stadien“, stand auf ihren Schildern. Ihnen hat der Verein mit seinem Statement den Rücken gestärkt und ihr Engagement gewürdigt. Und jenen, die das anders sehen, damit gezeigt: Ihr habt bei uns nichts zu suchen.

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