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„Wollen das Ding nach Hause holen“: Fünf Gründe, weshalb den DFB-Frauen jetzt alles zuzutrauen ist
Nach dem Sieg gegen Frankreich ist für das DFB-Team alles möglich. Zwar gelten die Spanierinnen im Halbfinale als Favoritinnen – trotzdem spricht einiges dafür, dass sie auch diesen Gegner knacken.
Stand:
Durch einen riesigen Kraftakt ist den deutschen Fußballerinnen am Samstagabend der Einzug ins Halbfinale der Europameisterschaft gelungen.
Trotz zahlreicher Rückschläge, die wohl für ein gesamtes Turnier reichen würden, besiegte die Nationalelf in Unterzahl die favorisierten Französinnen im Elfmeterschießen mit 6:5 (1:1) und trifft nun am Mittwoch in Zürich auf Spanien.
In Basel wurden individuell herausragende Leistungen gezeigt, aber auch eine mannschaftliche Geschlossenheit, die von Glauben, Mut und Durchhaltevermögen zeugt. Doch es gibt noch weitere Gründe, die nun für einen Finaleinzug sprechen – auch wenn die Favoritinnenrolle erneut auf Seiten der Gegnerinnen liegt.
1. Unbändiger Glaube
Zuallererst wäre hier wohl der große Glaube zu nennen, der Deutschland durch das Viertelfinale trug. Zwar hatte das DFB-Team bereits in der Gruppenphase mehrere Herausforderungen gemeistert, wie etwa die Verletzung von Giulia Gwinn. Die Niederlage gegen Schweden und die dort fehlende Widerstandsfähigkeit dürfte an ihm trotzdem nicht spurlos vorbeigegangen sein.
Die mentale Leistung, die das Team gegen Frankreich zeigte und die laut Bundestrainer Christian Wück „deutsche Mannschaften schon immer ausgezeichnet“ hat, ist daher umso höher einzuschätzen. „Wir sind für Großes bereit, für Großes fähig“, meinte Kapitänin Janina Minge.
2. Bereitschaft, über die Grenzen hinauszugehen
Minge führte ihr Team gegen Frankreich mit großer Willenskraft und enormer defensiver Stabilität. Selbst in der 120. Minute warf sie sich noch in jeden Ball und brachte zudem den Mut auf, den ersten Elfmeter zu schießen – und zu treffen. An dieser Stelle könnte man zahlreiche Spielerinnen aufgrund ihres Kampfgeistes loben, Elisa Senß, Sjoeke Nüsken und Giovanna Hoffmann stachen allerdings besonders heraus.
Auch wenn Nüsken einen Strafstoß in der 69. Minute verschoss und aufgrund ihrer zweiten Gelben Karte im Turnier gegen Spanien fehlen wird, stand sie sinnbildlich für die Bereitschaft des deutschen Teams, über die körperlichen Grenzen hinauszugehen. Nicht nur wegen ihres Ausgleichstreffers in der 25. Minute.
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„Ich glaube, jede von uns hat gemerkt, was sie im Stande ist zu leisten. Es war bemerkenswert, sowohl körperlich als auch beim Elfmeterschießen mental diesen Mut zu haben, da anzutreten und Verantwortung zu übernehmen“, sagte Klara Bühl. „Wir können aus diesem Spiel unglaublich viel Positives mitnehmen.“
3. Torfrau Ann-Katrin Berger
Wenn sich eins bei diesem Turnier gezeigt hat, dann ist es die Wichtigkeit von Strafstößen. Von insgesamt 41 Versuchen landeten lediglich 24 im Netz bei dieser EM. Die deutschen Schützinnen bewiesen allerdings Nervenstärke und verwandelten sieben ihrer neun Strafstöße. Hinzu kam die „Elferkillerin“ Ann-Katrin Berger, wie sie von Senß bezeichnet wurde.

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Die deutsche Torfrau parierte zweimal und hatte zuvor schon mit ihrer Glanzparade in der 103. Minute nach einer verunglückten Kopfballabwehr Minges entscheidenden Anteil daran, dass sich das DFB-Team überhaupt ins Elfmeterschießen rettete. „Es war eine grandiose Leistung auch von ihr und wir wussten, dass sie uns Stabilität gibt“, sagte Trainer Wück.
4. Überragende Defensivleistung
In der Vergangenheit wurde nicht ohne Grund die Defensive des deutschen Teams, aber auch die Kaderplanung für diesen Mannschaftsteil, umfassend kritisiert. Die Tätlichkeit von Innenverteidigerin Kathrin Hendrich in der 11. Minute, die eine Rote Karte sowie einen Strafstoß nach sich zog, schien diese Kritik zu bestätigen.
Dann legte Deutschland allerdings eine herausragende Defensivleistung an den Tag, wofür gerade die beiden Außenverteidigerinnen Franziska Kett und Sophie Kleinherne, die ihre allerersten Minuten bei diesem Turnier sammelten, verantwortlich waren.
„Im Endeffekt glaube ich, ist es ganz gut, wenn man ins kalte Wasser geschmissen wird und von dem Moment an einfach da sein muss“, sagte Kleinherne, die schon nach 18 Minuten die verletzte Sarai Linder ersetzte. Kleinherne und Kett dürften sich mit ihren überragenden Zweikampfwerten in die Startelf gegen Spanien gespielt haben.

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5. Lösungsorientiertheit von Christian Wück
Dass die deutsche Mannschaft in der Abwehr derart überzeugte, lag auch an der defensiven Taktik von Bundestrainer Wück. Der 52-Jährige hatte zwar zuvor angekündigt, nicht allzu sehr von seiner offensiven Herangehensweise abrücken zu wollen, in Basel ließ er sein Team schließlich doch extrem tief stehen.
Bereits vor dem Platzverweis hatte sich eine derartige Ausrichtung offenbart, die das Tempodefizit einer Rebecca Knaak erfolgreich kaschierte.
Wücks Anpassung zeugt von einer Lösungsorientiertheit und seiner Bereitschaft, persönliche Präferenzen, wie etwa risikoreichen Offensivfußball, zugunsten des Erfolgs hintenanzustellen.
Das könnte auch gegen Spanien der Schlüssel zum Erfolg sein. „Wir wollen jetzt das Ding nach Hause holen. Wir haben gezeigt, was wir drauf haben“, sagte Nüsken.
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