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Innovationspreis-Gewinner AudioCure: Hoffnung für Hörsturz-Patienten
Ein Berliner Biotechnologieunternehmen arbeitet an medikamentösen Therapien für Ohrinfarkte. Damit sollen Hörverluste fast vollständig rückgängig gemacht werden können.
Stand:
Jährlich erleiden, so das Bundesministerium für Bildung und Forschung, etwa 150.000 Menschen in Deutschland einen Hörsturz. Von einem Moment auf den anderen hören sie zumeist auf einem Ohr nichts mehr – oder nur noch stark gedämpft.
Häufig leiden diese Menschen zusätzlich unter störenden Geräuschen, etwa unter einem Fiepen, und verspüren ein Druckgefühl im Ohr. Oft verschreiben Ärzte Kortikoide zur Behandlung des Hörsturzes, ein sogenanntes Steroid. Steroide wirken im Allgemeinen entzündungshemmend.
Bei der Behandlung des Hörsturzes aber gibt es bisher keine sicheren Hinweise darauf, dass sie die Symptome verbessern. Daher sind Steroide nicht zur Behandlung des Hörsturzes zugelassen.
Ein neuartiger Wirkstoff
Aber es gibt Hoffnung: Die vor zwölf Jahren von dem emeritierten Charité-Professor Hans Rommelspacher gegründete Berliner Firma AudioCure Pharma (elf Mitarbeiter) hat einen neuartigen Wirkstoff entwickelt, der in präklinischen Modellen in der Lage ist, den Hörverlust fast vollständig rückgängig zu machen. Die Bezeichnung des innovativen therapeutischen kleinen Moleküls: „AC102“.
Ein Hörsturz kann zu massiven Schädigungen der Sinneszellen und deren Verknüpfungen im Innenohr führen. Der neue Wirkstoff von AudioCure wirkt diesen im Labormodell auf gezielte Weise entgegen und erreicht damit eine nahezu vollständige Regeneration des Gehörs. Er dringt tief in das Innenohr ein und erreicht auch Bereiche, die für die Wahrnehmung von tiefen Frequenzen und Sprache essenziell sind.
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Reimar Schlingensiepen, geschäftsführender Direktor des Pharma-Start-ups in der Schlegelstraße in Berlin-Mitte: „Es ist unser Ziel, die große Behandlungslücke bei Hörsturz zu schließen, für den es bis heute keine zugelassenen medikamentösen Therapien gibt.“
Schlingensiepen ist sicher, dass AC102 im Falle einer Zulassung als Medikament einen bedeutenden Fortschritt in der Behandlung des Hörsturzes darstellen würde, für den es bisher keine zugelassene und nachweislich wirksame Therapie gibt: „Dies würde vielen Menschen helfen.“ Erste vorklinische Studien zeigten „vielversprechende Ergebnisse“.
Nachdem der Wirkstoff erfolgreich im Menschen auf Sicherheit und Verträglichkeit getestet wurde, wird er derzeit in einer europaweiten Phase-2-Studie auf seine Wirksamkeit bei Hörsturz-Patienten untersucht. Schlingensiepen: „Außerdem zeigt AC102 auch bei anderen Hörschädigungen wie Tinnitus im präklinischen Modell signifikante therapeutische Wirkungen.“
Darüber hinaus sind die Berliner Pharma-Entrepreneure dabei, ihre „Pipeline“ mit neuen Wirkstoffen für Erkrankungen des Nervensystems zu füllen. Der AudioCure-Geschäftsführer lobt den Standort Berlin und die Stärke seines Pharmaunternehmens, „die in der feinen Balance zwischen fundierter Wissenschaft und Innovationsgeist liegt“.
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