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Was erwartet uns im Zuhause der Zukunft?: „KI ist das neue Gehirn des Smart Homes“
Von der Spielerei zur wichtigen Alltagshilfe: In welchen Bereichen intelligente Systeme unser Wohnen komfortabler und effizienter machen könnten.
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Automatisch gedimmtes Licht morgens zum Aufwachen, Jalousien, die sich wie von Geisterhand bei zu hoher Sonneneinstrahlung schließen – auch in den eigenen vier Wänden hat die Digitalisierung in den letzten Jahren deutlich Fahrt aufgenommen. Inzwischen gibt es zahlreiche auf Künstlicher Intelligenz basierende Funktionen, die den Alltag zu Hause automatisieren sollen.
Laut einer Untersuchung des Digitalverbands Bitkom nutzten im August 2024 bereits 46 Prozent der Menschen in Deutschland mindestens eine Smart-Home-Technologie. 70 Prozent können sich die Nutzung von KI bei ihrer Heizung vorstellen, 51 Prozent würden ihre Haustechnik durch KI warten lassen. Das Potenzial von Smart Home, einem automatisierten und vernetzten Zuhause, scheint enorm.
Das bestätigt auch Christopher Strobel, Smart-Home-Experte bei CS-Consulting. Das Unternehmen begleitet Bauprozesse und berät bei Fragen der Gebäudetechnik und Digitalisierung. Laut Strobel sind die Möglichkeiten von Smart Homes längst nicht ausgeschöpft.

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Die Einführung eines einheitlichen Übertragungsstandards sorge dafür, dass auch Geräte verschiedener Hersteller endlich miteinander sprechen könnten. Der Ikea-Luftsensor lässt sich beispielsweise problemlos mit einem Heizkörperthermostat von Tado verknüpfen und über denselben Sprachassistenten bedienen – das war bislang nur mit technischen Umwegen möglich.
Außerdem, so Strobel, werde „das Smart Home immer stärker zum Energie-Hub“. Photovoltaik, Speicher und Ladeinfrastruktur für Elektroautos werden mittels neuer Technologien intelligent vernetzt, bestätigt auch Michael Petke, Professor für Elektrotechnik, der neben Wirtschaftsingenieurwesen den Studiengang „Smart Products & AI-driven Development“ an der Fachhochschule Kufstein Tirol lehrt.
„In Österreich gibt es heute schon so gut wie keine Heizung mehr, deren Stromzähler nicht auf ‘Smart Meter’ umgestellt ist“, sagt Petke. Das Ziel, bis 2024 in 95 Prozent der Haushalte die analogen Stromzähler durch Smart Meter zu ersetzen, wurde bereits erreicht. Die Visualisierung in einer App und auf der Homepage des Anbieters macht den Stromverbrauch für Nutzer nachvollziehbarer, motiviert sie zu Einsparungen und schafft so wirtschaftlichen und ökologischen Nutzen.
Bessere Möglichkeiten in der Pflege
KI-Lösungen, die Arbeiten im Haushalt automatisieren, können auch die Betreuung von Alleinstehenden und Pflegebedürftigen erleichtern. Kühlschränke zum Beispiel, die Einkaufslisten erstellen und direkt eine Bestellung auslösen, tragen erheblich zur Entlastung der Pflegenden bei. „Durch das Smart Home werden in Zukunft Menschen mit speziellen Bedürfnissen besser und mit weniger Personalaufwand versorgt werden“, meint Michael Petke.

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Weitere Beispiele für mögliche Anwendungen gibt Christopher Strobel: „Durch Sensorik für Luftqualität oder Bewegungsmelder wird selbstbestimmtes Leben im Alter leichter“. Denkbar sind zum Beispiel Licht- und Fenstersteuerungen oder Atemüberwachungen, die Pflegepersonal und Ärzte entlasten. In manchen Neubauten kommen sie bereits zum Einsatz. Indes könnten sich vor allem Ältere und Pflegebedürftige von der Technik überfordert fühlen, gibt Strobel zu Bedenken.
Zumal der Fortschritt rasant ist. Bisher funktionierten Smart-Home-Automatisierungen oft regelbasiert nach dem Wenn-dann-Prinzip. KI aber bringt nun Kontext ins Spiel, wie Strobel erklärt: „KI ist das neue Gehirn des Smart Homes. Sie versteht, ob eine Familie im Urlaub ist oder ob es sinnvoll ist, den Stromverbrauch auf Zeiten niedriger Preise zu verschieben. Dadurch wird das Zuhause persönlicher und flexibler.“
Jedes technische System birgt immer auch die Gefahr vor einem Hackerangriff.
Michael Petke, Professor für Elektrotechnik
Anstatt dass die Nutzer jedes Detail selbst einstellen müssen, trifft die KI viele Entscheidungen selbst, immer mit dem Ziel, Komfort, Energieeffizienz und Sicherheit zu steigern. „Während man früher mehrere Apps und oft sogar technische Kenntnisse brauchte, rücken wir jetzt in eine Phase, in der Smart Homes einfach funktionieren“, sagt Strobel. Natürliche Bedienung über Sprache oder durch Automatisierungen im Hintergrund ersetzen klassische Steuerungen.

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Langfristig könnte das Smart Home zu einem neuen Standard werden – ähnlich wie Internet oder WLAN. Aber Smart Homes haben auch Nachteile, räumt Michael Petke ein, vor allem in puncto Sicherheit. „Jedes verbundene System kann über einen Hackerangriff gestört, zerstört oder missbraucht werden“, warnt der Professor für Elektrotechnik. Möglich sei zum Beispiel, dass Diebe das System lahmlegen, um sich Zutritt zu verschaffen. „Jedes technische System birgt immer auch die Gefahr vor einem Hackerangriff.“
Und wie werden sich die Preise für Smart-Home-Komponenten entwickeln? Laut Strobel differenziert sich der Markt: „Basisfunktionen wie Licht- oder Heizungssteuerung sind heute schon für wenige hundert Euro realisierbar. Premiumlösungen mit komplexem Energiemanagement oder KI, die ‘mitdenken’, die Aufgaben planen, wie zum Beispiel den Kühlschrank auf seinen Inhalt checken, um dann eine Bestellung auszulösen, bleiben zunächst im hochpreisigen Segment.“
So kostet Samsungs smarter Kühlschrank RF9000, der mit Kamera und KI-gestütztem „Food Manager“ feststellt, welche Lebensmittel fehlen und Einkaufslisten erstellt, rund 3300 Euro.

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Weiter oben am Ende der Preisskala mit 7000 Euro liegt das KI-gestützte Smart Bed von Sleep Number, das kontinuierlich Schlafmuster misst, Härtegrad sowie Temperatur automatisch anpasst und Licht, Klima und Wecker reguliert.
Die Tendenz insgesamt ist jedoch klar: Einstiegspakete werden günstiger – und damit alltagstauglicher.
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