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77 Prozent halten Lage der Wirtschaft für schlecht : Deutsche trauen vor allem der Union Lösungen zu – AfD auf Platz 2
Die Liste der Probleme für Unternehmen ist lang. Einer Umfrage zufolge sehen die Wähler die mit Abstand größte Kompetenz bei CDU/CSU. Die Grünen von Minister Habeck spielen keine Rolle.
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Deutschland kämpft mit einer handfesten Wirtschaftskrise. Experten erwarten für 2024 die meisten Firmenpleiten seit fast zehn Jahren. Und immer weniger Unternehmen stocken Personal auf. „Dafür steigt der Anteil der Betriebe, die Arbeitsplätze abbauen wollen“, sagt Klaus Wohlrabe, Wirtschaftsforscher des Münchner Ifo-Instituts der Agentur AFP zufolge.
Die Liste der Probleme für Unternehmen ist lang: hohe Energiekosten, Probleme in den Lieferketten, drohende Handelskonflikte, überbordende Bürokratie, politische Unsicherheit, Konsumzurückhaltung der Verbraucher. Zudem sind Ausnahmeregelungen ausgelaufen, mit denen der Staat versucht hatte, eine Pleitewelle während der Corona-Pandemie zu verhindern.
Die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands dürfte deshalb im Bundestagswahlkampf eine entscheidende Rolle spielen. Eine YouGov-Umfrage zeigt nun, dass jeder Dritte aktuell der Union mit ihrem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz (CDU) am ehesten zutraut, die Aufgaben im Bereich „Wirtschaft“ zu lösen. Auf Rang zwei folgt – mit deutlichem Abstand – die AfD mit Spitzenkandidatin und Co-Parteichefin Alice Weidel (zwölf Prozent). Union und AfD liegen auch in der jüngsten Sonntagsfrage des Politbarometers von ZDF und Tagesspiegel vorn.
Viele Wähler beim Thema Wirtschaft unentschlossen
Erst auf Rang drei kommt demnach die SPD von Kanzler Olaf Scholz: Nur knapp jeder Zehnte (neun Prozent) traut ihr die wirtschaftliche Kompetenz zu, die Aufgaben zu lösen. Die Grünen von Wirtschaftsminister und Kanzlerkandidat Robert Habeck (sechs Prozent), die FDP des ehemaligen Bundesfinanzministers Christian Lindner (fünf Prozent), das Bündnis Sahra Wagenknecht BSW (vier Prozent) und die Linken (zwei Prozent) spielen aus Sicht der Deutschen bei dieser Frage nahezu keine Rolle.
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Dabei ist das Wählerpotential, das die Parteien bei Wirtschaftsfragen noch von ihrer Kompetenz überzeugen können, der Erhebung zufolge groß: Rund ein Viertel nennt überhaupt keine Partei oder kann keine Angabe dazu machen (Keine Partei: 14 Prozent, Weiß nicht: 14 Prozent). Die vorgezogenen Neuwahlen finden am 23. Februar 2025 statt.
Die deutliche Mehrheit bewertet die wirtschaftliche Lage als schlecht
Wie aus der Umfrage weiter hervorgeht, bewerten 77 Prozent der Menschen die wirtschaftliche Lage in Deutschland als schlecht. Nur jeder Fünfte (19 Prozent) hält die Situation für gut. Die negative Wahrnehmung zieht sich durch alle gesellschaftlichen Gruppen – ist aber in einigen Gruppen besonders stark verbreitet.
So nehmen Ältere der Umfrage zufolge die wirtschaftliche Situation häufiger als schlecht wahr als Jüngere: In der Altersgruppe 40 bis 49 Jahre sind 78 Prozent dieser Ansicht und bei den 50- bis 59-Jährigen sogar 83 Prozent (60-69 Jahre: 81 Prozent, 70 Jahre und älter: 82 Prozent). Bei Jüngeren bewerten rund zwei von drei Deutschen die wirtschaftliche Situation als schlecht (18-30 Jahre: 65 Prozent, 30-39 Jahre: 67 Prozent).
Unterschiede gibt es in dieser Frage auch mit Blick auf den Bildungsstand und die Lebensorte. Unter den Deutschen mit mittlerem (78 Prozent) oder hohem formalem Bildungsstand (72 Prozent) ist der Anteil derer mit einem pessimistischen Blick geringer. Personen, die auf dem Land (84 Prozent) und in Vorstädten (78 Prozent) leben, bewerten die Situation eher als schlecht als Personen, die in der Stadt leben (71 Prozent).
Rückblickend denkt jeder zweite Deutsche (47 Prozent), dass es ihm unter der Ampel wirtschaftlich schlechter ging als unter der Koalition aus Union und SPD zwischen 2018 und 2021. Nur jeder Zehnte (acht Prozent) gibt an, dass es ihm besser geht. Jeder Dritte (33 Prozent) erkennt keinen Unterschied.
Besonders Personen mit niedrigem (50 Prozent) und mittlerem formalem Bildungsstand (48 Prozent) sind der Meinung, dass es die persönliche Lage in der Regierungszeit der Ampel schlechter war als unter der Regierung aus Union und SPD.
Auf die Frage, wie sich die finanzielle Situation des eigenen Haushaltes in den vergangenen zwölf Monaten verändert hat, antwortete YouGov zufolge im September 2024 rund ein Drittel (34 Prozent), ihre Situation habe sich verschlechtert – rund sechs Prozentpunkte mehr als im Dezember 2021 (28 Prozent), als Scholz zum Kanzler gewählt wurde. Rund die Hälfte (48 Prozent) sagte im September 2024, dass sich ihre Situation nicht verändert habe. Im Dezember 2021 sagten dies noch 54 Prozent der Deutschen.
Der Anteil der Deutschen, die sagen, dass sich ihre Situation verschlechtert habe, war demnach während der Zeit der Ampel auf bis zu 54 Prozent (im September 2022) angestiegen – ein Rekordwert seit Beginn der Messung im Februar 2018.
Wahlumfragen sind generell immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten.
Grundsätzlich spiegeln Umfragen nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang.
- AfD
- Alice Weidel
- Ampelkoalition
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