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Ein Mann fegt auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung in Schönefeld, vor einem Eurofighter das Ausstellungsgelände.

© Wolfgang Kumm/dpa

Erster Rundgang bei der ILA 2016: Diesmal eher was für Profis

Die Internationale Luftfahrtschau ILA ist diesmal kürzer und kleiner. Und setzt stärker auf Fachleute. Das wollte die Industrie so. Trotzdem gibt es etwas zu sehen.

„Planespotter“ sind Enttäuschungen gewohnt. So dürften die Damen und Herren, die am Montag entlang einer Straße im Schönefelder Ortsteil Selchow am Maschendrahtzaun zum Rollfeld ihre Stellungen bezogen haben, ihre Fotokameras mit 300-Millimeter-Teleobjektiven ohne zu großes Murren wieder eingepackt haben. Warten ist Teil des Hobbys. Das Unwetter in Süddeutschland hatte dortigen Abflug einiger Kampfjets mit Ziel ILA Berlin Air Show vereitelt. So musste Flugprogrammleiter Wolfram Cornelius allerdings auch eigens geladenen TV-Kamerateams zerknirscht mitteilen, dass die Ankünfte verschoben sind. Das hieß: Weniger spektakuläre Bilder für die Abendnachrichten, weniger Werbung für Deutschlands größte Luft- und Raumfahrtmesse.

Niemand kann etwas fürs Wetter. Ein Zufall. Doch dieser Start in die ILA-Woche 2016 passte zu dem jahrelangen Gerangel um diese Messe. Der Veranstalter, der Bundesverband der Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), drängt bei der Messe Berlin schon seit Jahren auf ein neues Konzept. Er musste nämlich feststellen, dass die ILA eben nicht die große Verkaufsmesse ist, bei der sich viele Scheichs mit neuen Jets, Lenkwaffen und Schleudersitzen eindecken. Die fliegen ins britische Farnborough, nach Le Bourget bei Paris. Oder gleich nach Moskau oder zur Idex ins Emirat Abu Dhabi, wo es garantiert kein Gemecker von Anwohnern oder Friedensfreunden gibt.

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Gleichwohl hat die ILA ihre Existenzberechtigung – in mehrerlei Hinsicht: Industrievertreter schätzen zum Beispiel weiterhin die Nähe zur Bundesregierung, die stets diverse Vertreter auf Rundgänge schickt. Anders als bei der letzten Ausgabe vor zwei Jahren wird zwar nicht die Kanzlerin am Mittwoch die eröffnenden Grußworte sprechen, dafür Wirtschaftsminister und Vize-Kanzler Sigmar Gabriel (SPD). Der muss aus Sicht der Industrie sowieso noch vom volkswirtschaftlichen Segen deutscher Rüstungsexporte begeistert werden. Auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) wird erwartet.

Sie kommt indes weniger in der Rolle als Einkäuferin für neues Gerät, sondern als oberste Vertreterin der größten Ausstellerin auf der ILA: Die Bundeswehr hat für die Tage rund 600 Soldatinnen, Soldaten und Mitarbeiter in Zivil im Einsatz. 200 bis 300 Angehörige sorgen an anderen Orten dafür, dass Maschinen wie der Hubschrauber Tiger, der Jäger Eurofighter Typhoon oder der pannengeplagte Transporter Airbus A400M ihren Weg nach Schönefeld finden. Auch Drohnen, unbemannte Flugzeuge, hat die Bundeswehr im Programm. Sinn dieser Übung ist es vor allem auch, die Jugend für die Truppe zu begeistern. Nicht zwingend für den Einsatz an der Waffe. Auch Bodenpersonal, geschult in Avionik und Elektronik, wird dringend gesucht.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) drehte bereits am Montag seine Runde und schleppte den Pressetross vor allem zu den halb-aufgebauten Ständen jener Firmen mit, die ihre Werke längst in der Mark haben: den Triebwerksherstellern MTU mit Sitz Ludwigsfelde und Rolls-Royce im benachbarten Dahlewitz, ebenfalls am südlichen Berliner Autobahnring zum Beispiel. Vor Freude über seinen Besuch twitterte der Ausrüster Thales über den besuch von "Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe" - 14 Jahre nach dessen Rückzug. (Der Eintrag wurde später in Dr. Woidke geändert).

Soldaten der Bundeswehr transportieren einen sogenannten "Wirkkörper" vom Typ GBU 54.
Soldaten der Bundeswehr transportieren einen sogenannten "Wirkkörper" vom Typ GBU 54.

© AFP / Tobias Schwarz

Zudem besuchte der heutige Ministerpräsident den Nachbau des Gleiters von Luftfahrtpionier Otto Lilienthal, der in der Region Geschichte schreib und über dessen tödlichen Absturz 1896 noch in dieser Woche neue Erkenntnisse der Forscher vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum erwartet werden. In seinem Statement im Anschluss verkaufte Woidke die Messe als „Leistungsschau des Hochtechnologielandes Brandenburg“. Ja, auch das ist die ILA.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) betrachtet beim Presserundgang auf der Luft- und Raumfahrtmesse ILA ein Modell eines ESA Raumtransporters.
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) betrachtet beim Presserundgang auf der Luft- und Raumfahrtmesse ILA ein Modell eines ESA Raumtransporters.

© Bernd Settnik/dpa

Doch egal, wie man es dreht und wendet. Die ILA ist kleiner als bisher: Vier statt sechs Tage, nur zwei davon fürs breite Publikum. 1017 Aussteller aus 37 Ländern präsentieren ihre Produkte. 2014 waren es noch 1203 Aussteller aus 40 Ländern. Die ILA-Fläche von 250.000 Quadratmetern bleibt unverändert. Die Veranstalter entsprachen damit nach eigenen Angaben Wünschen der Aussteller und Fachbesucher. Es gibt weniger donnernde Flugshows, dafür ein sattes Konferenzprogramm, etwa zu unbemanntem Fluggerät oder 3-D-Druck. Am Donnerstag ist zudem „Startup Day“. Dort präsentieren sich 50 junge Firmen etablierten Industrieunternehmen. Womöglich wächst daraus etwas Großes, das der ILA dann neuen Schub für 2018 verleiht.

Service: Die ILA 2016 ist am kommenden Freitag und Samstag (3. und 5. Juni 2016) für das allgemeine Publikum geöffnet. Die beiden Tage davor sind Fachbesuchern vorbehalten, der Sonntag als dritter Publikumstag entfällt in diesem Jahr. Dafür gibt es erstmals einen langen Freitag, an dem die Tore des Ausstellungsgeländes im Schönefelder Ortsteil Selchow bis 20 Uhr geöffnet sind. Zu den Highlights des Flugprogramms gehört wieder die Flugstaffel „Patrouille Suisse“. Zu bestaunen gibt es auch den Langstreckenairbus A350 sowie eine zur Fußball-Europameisterschaft als „Siegerflieger“ lackierte Boeing 747-8 der Lufthansa. Die ILA ist ab zehn Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 22 Euro (ermäßigt 14 Euro, Kinder bis sechs Jahre frei).

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