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Der deutsche Finanzminister: Christian Lindner (FDP).

© Imago/BMF/photothek.de/Juliane Sonntag

Studie von Wirtschaftsexperten: Ampel-Koalition gelingt offenbar vollständiger Abbau „kalter Progression“

Wenn Lohnerhöhungen unterm Strich zu einer Mehrbelastung durch Abgaben führen, ärgern sich die Arbeitnehmer. Einem Bericht zufolge wird dieser Effekt mit den Steuer-Plänen von Lindner kompensiert.

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Gute Nachrichten für Arbeitnehmer: Die Regierung hat die sogenannte „kalte Progression“ in der Einkommensteuer für nahezu alle Haushalte bisher vollständig ausgeglichen. Dies berichtet die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

Eine „kalte Progression“ beschreibt den Effekt, der entsteht, wenn jährliche Lohnerhöhungen zu einer steuerlichen Mehrbelastung führen.

Mit den von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) geplanten Steuersenkungen für 2025 werde eine vollständige Kompensation der „kalten Progression“ über die gesamte vierjährige Legislaturperiode erreicht, heißt es in der Studie.

Wenn SPD und Grüne die kalte Progression für die oberen Einkommensbezieher nicht abbauen wollen, sind sie in Wahrheit für Steuererhöhungen.

Reiner Holznagel, Präsident des Bundes der Steuerzahler

„Die Beseitigung der heimlichen Steuererhöhungen im Rahmen der kalten Progression ist zu begrüßen, weil damit die steuerliche Belastung zumindest konstant gehalten wird“, sagte IW-Steuerexperte Martin Beznoska der Zeitung. Allerdings müssen Bundestag und Bundesrat den Gesetzentwurf des FDP-Chefs noch absegnen.

Der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Reiner Holznagel, warnte davor, Gutverdienern die geplante Kompensation der „kalten Progression“ vorzuenthalten. „Wenn SPD und Grüne die kalte Progression für die oberen Einkommensbezieher nicht abbauen wollen, sind sie in Wahrheit für Steuererhöhungen“, sagte Holznagel und fügte hinzu: „Dann sollten sie das den Wählern aber auch offen sagen.“

Einer am Dienstag veröffentlichten anderen Studie zufolge profitieren von den aktuellen Steuersenkungsplänen Lindners Gutverdienende besonders stark.

So würden Singles ab 7500 Euro Bruttomonatsgehalt bei Umsetzung der Regierungspläne 2025 um 500 Euro entlastet, heißt es in der Analyse der Arbeitnehmerkammer Bremen, über die die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete. Drei- bis fünfmal so stark wie Normalverdiener. Ähnlich sei es bei gut verdienenden Familien mit zwei Kindern.

Bei monatlich gut 8000 Euro werden sie dem Bericht zufolge um 400 Euro im Jahr entlastet, bei höheren Einkommen seien es noch einige Hundert Euro mehr. Normalverdiener mit 2000 bis 5000 Euro erhielten dagegen nur gut 100 bis höchstens 300 Euro.

Die Arbeitnehmerkammer stützte sich dem Bericht zufolge auf Berechnungen zum Steuerfortentwicklungsgesetz, mit dem der Finanzminister unter anderem zum Ausgleich der „kalten Progression“ die Eckwerte der Einkommensteuer und zudem die Freigrenze des Solidaritätsbeitrags anheben will.

Die Studie kritisiert das Vorgehen, da Normalverdiener mit Kindern weit stärker von der hohen Inflation betroffen seien als Wohlhabendere. Nach einer Untersuchung des Instituts für Makroökonomie haben Paarfamilien mit zwei Kindern oder Alleinerziehende mit einem Kind und gut beziehungsweise knapp 3000 Euro Nettomonatseinkommen 2024 nach Inflation 260 beziehungsweise 320 Euro weniger Einkommen zur Verfügung als 2021 vor der Teuerungswelle.

Bei gut verdienenden Singles und Paarfamilien mit zwei Kindern sei die kalte Progression inklusive Sozialversicherungsbeiträge dagegen überkompensiert, sodass sie letztlich sogar mehr Kaufkraft hätten, hieß es weiter.

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