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Die Zahl der Insolvenzen legte im Oktober so stark zu wie seit über 20 Jahren nicht.

© dpa/Martin Gerten

„Höchster Wert seit 20 Jahren“: Zahl der Insolvenzen im Oktober sprunghaft gestiegen

Die Pleitewelle in Deutschland erfasst immer mehr Firmen. Mit über 1500 Unternehmen gaben im Oktober nochmal mehr ihr Geschäft auf. In der Union hat man den Schuldigen dafür ausgemacht.

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Die konjunkturelle und strukturelle Krise der Wirtschaft zwingt seit Monaten tausende Unternehmen in Deutschland zur Geschäftsaufgabe. Im Oktober nahm die Insolvenzwelle nochmal überdurchschnittlich stark an Fahrt auf.

Mit 1530 Personen und Kapitalgesellschaften haben im vergangenen Monat noch einmal 17 Prozent mehr Unternehmen Insolvenz angemeldet als im Vormonat, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichen Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hervorgeht. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ hat zuerst darüber berichtet.

„Das ist der höchste Oktoberwert seit 20 Jahren“, schreibt IWH-Forscher Steffen Müller. Im laufenden Jahr meldete jeden Monat eine vierstellige Anzahl Firmen Insolvenz an. Nun wurde erstmals die Grenze von 1500 überschritten. Seit Juni 2023 liegt der Wert oberhalb des Vor-Corona-Niveaus. Aktuell ist er sogar um zwei Drittel höher als vor der Pandemie. Besonders betroffen sind Firmen in Bau, Handel und unternehmensnahen Dienstleistungen.

Ein medial prominentes Beispiel ist die Pleite des Münchner Flugtaxi-Pioniers Lilium. Dem Start-up war im Oktober das Geld ausgegangen, nachdem sich der Haushaltsausschuss gegen eine Bürgschaft für einen KfW-Kredit entschieden hatte.

Ursächlich für den sprunghaften Anstieg der Insolvenzen ist dem IWH zufolge zum einen die aktuell schwache konjunkturelle Lage. Nach einem Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts 2023 um 0,3 Prozent, erwartet die Bundesregierung auch im laufenden Jahr ein Minus von 0,2 Prozent. Zum anderen seien die Kosten für Firmen deutlich gestiegen, zum Beispiel im Energiebereich.

In der Union sieht dagegen insbesondere auch die Bundesregierung in der Verantwortung: durch zu viel Streit und falsche Weichenstellungen in der Wirtschaftspolitik. „Die Ampel hängt beim Beschreiben und Streiten über die aktuelle Lage fest: statt Strukturreformen lediglich ein hilfloses Herumdoktern“, sagte die wirtschaftspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Julia Klöckner (CDU).

Die ehemalige Landwirtschaftsministerin sprach sich unter anderem für mehr regulatorischen Freiraum und für Firmen aus. Für heute Nachmittag hat die Union auch zu dieser Entwicklung eine aktuelle Stunde beantragt.

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