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Immobilienexperten fordern „Befreiungsschlag“: Regierung verfehlt Wohnungsbauziele erneut deutlich
Immer weniger neue Wohnungen werden gebaut, immer weiter steigen die Mieten. Die Immobilienweisen zeichnen in ihrem Frühjahrsgutachten ein düsteres Bild – und fordern von der Politik, endlich aufzuwachen.
Stand:
Die Wohnungskrise in Deutschland spitzt sich immer weiter zu: Die Zahl neu gebauter Wohnungen sank 2024 auf rund 260.000 Einheiten. Die von der Bundesregierung angestrebte Marke von 400.000 Wohnungen, die SPD, Grüne und FDP einst in ihrem Koalitionsvertrag festhalten, wurde erneut weit verfehlt.
Im Frühjahrsgutachten Immobilienwirtschaft 2025, die der Branchenverband Zentraler Immobilien Ausschuss (ZIA) vorgelegt hat, heißt es weiter, dass 2023 noch rund 34.000 Wohnungen mehr gebaut wurden, nämlich etwa 294.000. Für das kommende Jahr rechnen die Experten sogar nur noch mit 230.000 neu gebauten Wohnungen.
„Wir müssen jetzt durch ein Tal der Tränen durch“
Ralph Henger, Institut der deutschen Wirtschaft
Auch bei den Neugenehmigungen rechnet der ZIA für 2024 mit einem regelrechten Einbruch um minus 45 Prozent gegenüber 2021. Der geschätzte jährliche Wohnungsbedarf von 372.600 werde bei weitem nicht gedeckt. Vor allem in den Großstädten bestehe ein erhebliches Defizit: In Köln liege die Bedarfsdeckung bei nur 37 Prozent, in Stuttgart bei 43 Prozent und in Berlin bei 52 Prozent.
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„Wir müssen jetzt durch ein Tal der Tränen durch“, sagte Ralph Henger vom Institut der deutschen Wirtschaft bei der Vorstellung des Gutachtens. „Dieses Tal der Tränen liegt daran, dass wir eine riesige Lücke haben zwischen dem, was gebaut werden müsste und was eigentlich gebaut wird und auch in den nächsten Jahren auf den Markt kommt.“
„Der Wohnungsbau in Deutschland steckt in einer tiefgreifenden Krise“, sagt die Präsidentin des ZIA, Iris Schöberl, der Nachrichtenagentur Reuters. Die Schere zwischen hohem Bedarf an Wohnungen und geringer Bautätigkeit sei groß. „Die Lage der Immobilienwirtschaft lechzt nach einem politischen Reboot.“ Sie fordert von Politik, sich vom Routine-Modus zu verabschieden. „Momentan fühlen wir uns tatsächlich gefesselt durch starke Auflagen“, sagte Schöberl. Beim Wohnungsbau brauche es in diesem Frühjahr einen Befreiungsschlag.
In vielen Städten verschärfe sich der Mangel an Wohnraum weiter - „mit weitreichenden Konsequenzen für die Mieten und Immobilienpreise“, so die Experten. In begehrten Stadtlagen sei weiterhin mit steigenden Mieten zu rechnen. „Erstens ist das Mieten in Zeiten höherer Zinsen gegenüber dem Kaufen attraktiver, was die Nachfrage nach Mietwohnungen steigert“, hieß es. „Zweitens erhöhen die hohen Zinsen und Baukosten die Kosten für den Wohnungsbau, was zu weniger neuen Angeboten im Mietsegment führt.“
Unter den als „A-Städten“ klassifizierten wichtigsten deutschen Großstädten stiegen die Angebotsmieten am stärksten in Berlin mit einem Zuwachs von durchschnittlich 8,5 Prozent. Es folgen Frankfurt/Main mit einem Plus von 8 Prozent, Düsseldorf mit einem Zuwachs von 7,2 Prozent. Darauf folgen Hamburg (+5,4 Prozent), Köln (+4,5 Prozent), München (+4,3 Prozent) und Stuttgart (+3,8 Prozent).
Um die Lage zu verbessern, schlägt das Expertengremium mehrere Maßnahmen vor: beschleunigte Planungs- und Genehmigungsverfahren durch Digitalisierung, Bürokratieabbau und mehr Personal in Bauämtern, eine stärkere Aktivierung von Bauland durch Kommunen und Schritte zur Kostensenkung.
Hier sollten nach Ansicht des ZIA etwa standardisierte Bauverfahren stärker gefördert werden, die Grunderwerbsteuer gesenkt werden ebenso wie die Umsatzsteuer beim Wohnungsbau und es sollte weniger restriktive Bauvorschriften und Vorgaben geben.
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