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Urlauber an einem Strand auf Bali.

© dpa/Carola Frentzen

Weniger Urlaubsgeld für Frauen im Osten: Die Tarifbindung ist entscheidend

44 Prozent der Beschäftigten bekommen in diesem Sommer Urlaubsgeld, in Ostdeutschland ist es nur ein Drittel. In der Gastronomie und in der Landwirtschaft fällt die Sonderauszahlung gering aus.

Stand:

Die Beschäftigten in der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie gehen mit dem meisten Geld in Urlaub – sofern sie in einem westdeutschen Betrieb arbeiten. Sie erhalten in den kommenden Wochen eine Extrazahlung von 2820 Euro.

Dagegen bekommen die in Ostdeutschland in derselben Branche beschäftigten Kolleginnen und Kollegen nur 1766 Euro.

Auch bei der Höhe des Urlaubsgeldes klafft noch immer eine Lücke zwischen Ost und West. In Westdeutschland bekommen 46 Prozent der Beschäftigten Urlaubsgeld, in Ostdeutschland nur 33 Prozent, hat das Forschungsinstitut WSI der Böckler-Stiftung ermittelt. Hauptgrund dafür ist die unterschiedliche Tarifbindung.

2127
Euro Urlaubsgeld zahlt die Druckindustrie.

Ost und West angeglichen haben die Tarifparteien in der Druckindustrie mit einem Urlaubsgeld von 2127 Euro für alle. In der Chemieindustrie beträgt die einheitliche Sonderzahlung 1200 Euro, die Gebäudereiniger können landesweit mit 1035 Euro rechnen, und bei der Deutschen Bahn sind es unabhängig vom Arbeitsort 581 Euro.

Am unteren Ende der Urlaubsgeldempfänger stehen die Beschäftigten in der Landwirtschaft mit rund 200 Euro sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe mit 240 Euro im Westen und 195 Euro im Osten.

Je größer ein Unternehmen ist, desto eher zahlt es Urlaubsgeld

Das WSI hat für die Urlaubsgeldanalyse die Angaben von 67.000 Beschäftigten ausgewertet. Die wichtigste Voraussetzung für die Sonderzahlung ist ein Tarifvertrag: „In tarifgebundenen Betrieben der Privatwirtschaft erhalten 72 Prozent der Befragten Urlaubsgeld, verglichen mit 34 Prozent in Betrieben ohne Tarifvertrag“, schreibt das gewerkschaftliche Institut.

Je größer ein Unternehmen ist, desto eher zahlt es Urlaubsgeld, was sich auch wiederum mit der Anwendung von Tarifverträgen in großen Betrieben erklärt. „Schließlich haben Frauen mit 39 Prozent deutlich seltener Aussicht auf Urlaubsgeld als Männer mit 48 Prozent“, schreibt das WSI und erklärt den Umstand mit der „für Frauen ungünstigen Verteilung der Beschäftigtenzahlen nach Betriebsgrößen und Berufsgruppen“. Das meiste Geld zahlt die Industrie, und dort sind Frauen unterrepräsentiert.

Mehr Weihnachts- als Urlaubsgeld

In elf von 17 untersuchten Branchen mit tariflichem Urlaubsgeld erhöht sich die Sonderzahlung im Vergleich zum Vorjahr. Steigerungen gab es insbesondere dort, wo das Urlaubsgeld als Prozentsatz der Monatsentgelte festgelegt wird und Tariferhöhungen vereinbart wurden.

So wurde das Urlaubsgeld mit 8,1 Prozent für die Mitarbeitenden im Bauhauptgewerbe am stärksten angehoben als Folge einer mehrstufigen, deutlichen Erhöhung der Einkommen. Dabei verständigten sich die Tarifparteien auch auf die vollständige Angleichung der Entgelte im Osten an das westdeutsche Niveau im April 2026.

Die Bedeutung von Tarifverträgen für Einkommen und Sonderzahlung betont das WSI auch bei der jährlichen Analyse des Weihnachtsgeldes. Im vergangenen Jahr bekamen von den Beschäftigten mit Tarif 77 Prozent Weihnachtsgeld, in Betrieben ohne Tarifvertrag waren es nur 41 Prozent.

Alles in allem erhielten 52 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Weihnachtsgeld, der Anteil lag also um acht Punkte höher als der Anteil der Urlaubsgeldbezieher in diesem Sommer. Die Spannweite des Extrageldes im vergangenen November begann bei 250 Euro für Beschäftigte in der Landwirtschaft und reichte bis 4039 Euro in der chemischen Industrie.

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