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Ärzte und Pfleger untersuchen einen Patienten auf der Covid-19 Intensivstation im SRH Waldklinikum.

© dpa/Bodo Schackow

„20-mal so viele Infektionen wie vorher": Was mit Omikron auf die Intensivstationen zukommt

Noch ist die Zahl der Corona-Infizierten auf den Intensivstationen trotz hochansteckender Omikron-Variante rückläufig. Aber das könnte sich bald ändern.

Die Omikron-Welle in Deutschland schlägt sich noch nicht auf den Intensivstationen nieder. Die Zahl der dort behandelten Corona-Infizierten ist Ende der Woche erstmals seit Mitte November wieder knapp unter die 3000er-Marke gesunken, wie aus Daten des Divi-Intensivregisters am hervorgeht. Am Wochenende lag sie sogar schon unter 2800.

Doch eine Entwarnung ist das nicht. In Italien, wo Omikron dominant ist, steigt auch die Zahl der Corona-Intensivpatienten wieder an. Ähnlich ist es in Frankreich und Spanien.

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In Deutschland ist Omikron vor allem im Norden stark verbreitet und lässt die Infektionszahlen nach oben schnellen. Im deutschen Hotspot Bremen liegt die Sieben-Tage-Inzidenz Stand Sonntag weit über 1000, in Berlin nur knapp darunter.

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Auf den Intensivstationen kommt diese Entwicklung verzögert an. Generell dauert es, bis ein Infizierter dort im schlimmsten Fall landet. Das variiert nach Variante, von gut einer Woche bis mehr als zwei, bei Omikron gibt es noch keine Gewissheit.

Mediziner gehen bei Omikron von weniger Intensivpatienten aus

Am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf sind momentan noch 50 bis 60 Prozent der Corona-Intensivpatienten mit der Delta-Variante infiziert. Stefan Kluge ist Direktor der Klinik für Intensivmedizin am UKE. Er erwartet, dass die Zahl der Omikron-Infizierten auf der Intensivstation steigen wird, aber nicht sprunghaft. „Bei Omikron sehen wir, dass die Patienten nicht so schwer erkranken. Eine Infektion führt nicht so häufig zu Beatmung und Tod“, sagt er dem Tagesspiegel.

Auch der wissenschaftliche Leiter des Divi-Intensivregisters, Christian Karagiannidis, geht von verhältnismäßig weniger Intensivpatienten aus. Während bei der Delta-Variante rund jeder Fünfte Corona-Patient (20 Prozent), der in ein Krankenhaus kam, intensivmedizinische Versorgung benötigt habe, sei es bei Omikron nur noch ungefähr jeder Zehnte, sagte er der dpa.

Trotz der weniger schweren Krankheitsverläufe sind Intensivmediziner alarmiert. Schlicht durch die schier große Anzahl an Neuinfektionen. Omikron ist leichter übertragbar – auch bei Geimpften und Genesenen. Es stecken sich mehr Menschen an. „Wenn ich durch Omikron 20-mal so viele Infektionen wie vorher habe, sind irgendwann auch die Kliniken stark belastet“, sagt der Hamburger Klinikdirektor Stefan Kluge.

Die Impfquote mache dabei den entscheidenden Unterschied. Eine dritte Impfung schütze sehr gut (85 bis 90 Prozent) vor schweren Krankheitsverläufen durch Omikron-Infektionen. Vor allem ältere Menschen, für die das Risiko immer noch hoch ist, müssten nun geimpft werden. „Die Booster-Kampagne ist in Deutschland noch nicht weit genug“, sagt Kluge. Andere Länder stünden besser da.

In Dänemark, wo die Omikron-Variante 96 Prozent aller neuen Infektionen ausmacht, ist die zwischenzeitlich steil angestiegene Kurve an Neuinfektionen wieder abgeflacht. Die Situation auf den Intensivstationen werde beobachtet, hatte Gesundheitsminister Magnus Heunicke mitgeteilt. Man habe die Lage aber im Griff.

Fast 55 Prozent aller Menschen in Dänemark haben eine Auffrischimpfung erhalten. In Deutschland liegt die Booster-Quote Stand Sonntag bei 46,6 Prozent. Vor allem zu viele ältere Menschen sind ungeimpft. Im Nachbarland Dänemark können sich besonders gefährdete Gruppen bereits die vierte Impfung holen.

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Ungeimpfte machen aktuell deutschlandweit den überwiegenden Anteil aller Covid-19-Aufnahmen auf Intensivstationen aus. Zwischen dem 14. Dezember 2021 und dem 12. Januar 2022 seien fast zwei Drittel (62 Prozent) der Covid-Patienten ungeimpft gewesen, teilten das Robert Koch-Institut (RKI) und die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) am Donnerstag mit.

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Rund 9,6 Prozent hätten einen unvollständigen Immunschutz (Genesen ohne Impfung oder Teil-Immunisierung) aufgewiesen. 28,4 Prozent der Covid-19-Aufnahmen auf Intensivstationen hatten demnach einen vollständigen Impfschutz (Grundimmunisierung oder Booster), der Anteil mit Booster-Impfung habe dabei etwa 5,8 Prozent betragen.

Hohes Alter und Vorerkrankungen begünstigen Impfdurchbrüche

Dass fast sechs Prozent trotz dreifacher Impfung auf der Intensivstation liegen, hat laut Kluge mehrere Gründe. Neben sehr hohem Alter begünstigen weitere Faktoren Impfdurchbrüche. „Die Geimpften auf der Intensivstation haben im Regelfall schwere Vorerkrankungen“, sagt er.

Betroffen seien Patienten mit beeinträchtigtem Immunsystem, weil sie zum Beispiel eine Transplantation hinter sich haben, an Krebs erkrankt sind oder Medikamente nehmen, die das Immunsystem unterdrücken. Außerdem lasse der Impfschutz mit der Zeit nach. Wenn zum Beispiel ein 80-Jähriger vor neun Monaten immunisiert wurde, sei der Schutz nicht mehr ausreichend. Auch nicht gegen Omikron. (mit dpa)

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