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Die CO₂-Emissionen steigen weltweit weiter: Doch es gibt erste Lichtblicke
Während die weltweiten Emissionen neue Höchstwerte erreichen, zeigen sich in China, Brasilien und der EU Fortschritte. Reichen sie aus, um die Klimaziele einzuhalten?
Stand:
Die Welt stößt weiterhin zu viel Kohlendioxid aus. Eine Trendwende bleibt aus: Auch 2025 steigen die globalen CO₂-Emissionen erneut – auf voraussichtlich 42,2 Gigatonnen nach 41,6 Gigatonnen im Jahr 2024. Damit setzt sich der Ausstoß des wichtigsten Treibhausgases, das den Klimawandel vorantreibt, ungebremst fort.
Wie schon im Vorjahr sind die fossilen CO₂-Emissionen leicht gestiegen – um rund 1,1 Prozent, wie der aktuelle Bericht des „Global Carbon Budget“ meldet. Mit 38,1 Gigatonnen CO₂ aus fossilen Brennstoffen setzt sich der Anstieg aus der Zeit vor der Corona-Pandemie fort (2024: 37,4 Gigatonnen).
Der aktuelle Zuwachs fällt mit 0,8 Prozent etwas höher aus als im Durchschnitt der vergangenen Dekade. Ein kleiner Fortschritt immerhin: Er beträgt nur etwa die Hälfte des Anstiegs von rund zwei Prozent des Jahrzehnts davor (2005 bis 2014).
Die Geschwindigkeit des Emissionsanstiegs hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zwar verlangsamt, ein wirklicher Rückgang ist jedoch noch nicht in Sicht. Ob in diesem Jahr der Höhepunkt der Emissionen erreicht wird, lässt sich noch nicht sagen.
„Das werden wir erst in fünf Jahren wissen“, sagt Judith Hauck, Mitautorin des Berichts und Forscherin am Alfred-Wegener-Institut, in einem Pressegespräch des Science Media Center (SMC). Entscheidend wäre, dass die Emissionen aus fossilen Energien sinken – ähnlich wie es bei der Landnutzung bereits zu beobachten ist.
Rückgang bei der Landnutzung
Die Emissionen aus Landnutzung – etwa durch Waldrodungen, Landumwandlungen oder die Entwässerung von Mooren – lagen 2025 bei 4,1 Gigatonnen, verglichen mit rund fünf Gigatonnen pro Jahr im Durchschnitt der letzten Dekade. „Wir sehen einen abnehmenden Trend seit den 1990er-Jahren, auch wenn dieser Wert mit großen methodischen Unsicherheiten behaftet ist“, erklärt die Mitautorin des Berichts, Julia Pongratz von der LMU München.
Bei den natürlichen Senken – Land und Ozeane, die CO₂ aufnehmen – zeigt sich in den vergangenen Jahren eine Stagnation ihrer Aufnahmekapazität. Forscher führen dies auf negative Effekte des Klimawandels zurück, etwa Dürren oder das Wetterphänomen El Niño. „Für 2025 rechnen wir wieder mit einer Erholung“, so die Prognose.
Die Land-Senken haben infolge des Klimawandels bereits rund 25 Prozent ihrer Aufnahmeleistung verloren, bei den Ozeanen sind es etwa sieben Prozent. „Die kombinierten Effekte von Klimawandel und Entwaldung haben die tropischen Wälder in Südostasien und Teilen Südamerikas bereits zu CO₂-Quellen gemacht“, sagt Pongratz.
Eine Entwicklung, die Forschende besorgt. Ein Feuer kann einen Wald innerhalb von Stunden vernichten – bis er nachgewachsen ist, vergehen 100 bis 200 Jahre.
Deutliche Unterschiede zwischen den Ländern
Bei Kohle sind die Emissionen in diesem Jahr vor allem in den USA, Indien und vielen weiteren Ländern gestiegen, während sie in der EU weiter sinken. Auch beim Erdöl nehmen die Emissionen in fast allen großen Regionen zu. Beim Gas ist das Niveau der Jahre vor der russischen Invasion in der Ukraine wieder erreicht: China und die USA verzeichnen beim Gas steigende Werte, Indien leicht sinkende.
Bei der Zunahme der fossilen CO₂-Emissionen insgesamt zeigen sich inzwischen deutliche Unterschiede zwischen den Ländern. In den USA steigen die Emissionen spürbar, in der EU bleibt die Veränderung nahezu aus, in China gibt es nur einen geringen Anstieg, und in Indien fällt die Zunahme sehr moderat aus.
„Das verläuft gegenläufig zu den Trends der Vorjahre“, erklärt Hauck. In China ist es das zweite Jahr in Folge, in dem die Zunahme der Emissionen unter dem dekadischen Mittel liegt. Sogar ein leichter Rückgang der Emissionen ist möglich, die Daten dazu aber noch unklar.
Grund für den Trend in China ist ein moderates Wachstum im Energiesektor, kombiniert mit einem außergewöhnlichen Ausbau erneuerbarer Energien. „Dadurch stagniert nun in China die Nutzung von Kohle zur Energiegewinnung“, sagt Hauck.
In den USA stiegen die fossilen Emissionen 2025 um 1,9 Prozent – deutlich stärker als im Schnitt der vergangenen zehn Jahre, in denen sie meist gesunken waren. Gründe dafür waren ein kälteres Jahr, ein höherer Energiebedarf und gestiegene Gaspreise, die den Kohleeinsatz verstärkten.
In der EU fiel der Anstieg hingegen minimal aus. Zwar sank die Kohlenutzung weiter und die Solarenergie legte zu, doch weil Wasser- und Windkraft weniger Strom produzierten, wurde mehr Gas genutzt
Bei den Emissionen aus Landnutzung sind Brasilien, Indonesien und die Demokratische Republik Kongo die größten Verursacher. In diesen Ländern liegt ein großer Anteil am weltweiten Regenwald, was ihre Emissionen besonders prägt. Zusammen machten sie in der vergangenen Dekade rund 57 Prozent der Landnutzungs-Emissionen aus.
1,5 Grad-Ziel in weiter Ferne
In der Atmosphäre, die neben den Land- und Ozeansenken rund die Hälfte der Emissionen aufnimmt, wird die globale CO₂-Konzentration von etwa 317 ppm 1960 auf voraussichtlich 425,7 ppm im Jahr 2025 steigen (parts per million / Teile pro Million).
Um das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten, dürfte die Menschheit bei den heutigen Emissionsraten nur noch rund vier Jahre CO₂ in die Atmosphäre freisetzen. „Damit ist das 1,5-Grad-Ziel nicht mehr plausibel“, sagt Pongratz.
Gleichzeitig gibt es positive Entwicklungen, die weiter vorangetrieben werden müssten. „In vielen Ländern sehen wir Fortschritte, etwa bei der Elektrifizierung des Autoverkehrs und sinkenden Entwaldungsraten. Das müssen wir beschleunigen – jedes Zehntelgrad zählt“, sagt die Wissenschaftlerin.
Hoffnungen auf technologische CO₂-Entnahmen aus der Atmosphäre, die unter anderem nötig sind, um unvermeidbare Emissionen auszugleichen, dämpft Jan Christoph Minx vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), der an dem Bericht nicht beteiligt war. „Wir stehen dabei erst ganz am Anfang.“
Solche Maßnahmen müssten nicht nur die Emissionen auf null senken, sondern künftig auch negative Emissionen erzeugen. „Momentan sehe ich kaum politischen Willen, um das zu beschleunigen – da hinken wir deutlich hinterher.“
Lichtblicke weltweit
Für die vergangenen zwei Jahrzehnte lässt sich zwar sagen, dass die Dekarbonisierung in vielen Ländern wie China, den USA und der EU voranschreitet. „Insgesamt ist das aber noch nicht genug, um den weiter steigenden Energiebedarf zu decken“, sagt Pongratz.
Immerhin sind in 35 Ländern die Emissionen signifikant gesunken – das entspricht rund einem Viertel der globalen Emissionen – während die Wirtschaft weiter wuchs. Dieser positive Trend betrifft doppelt so viele Länder wie in der vorangegangenen Dekade.
„Wir können also durchaus Fortschritte sehen, wir können die Emissionen absenken“, sagt Pongratz. Betroffen sind dabei nicht nur traditionell klimafreundliche Staaten, sondern auch Länder wie Australien, Jordanien, Südkorea, Thailand und Taiwan.

© dpa/Christoph Schmidt
Ein weiterer positiver Aspekt zeigt sich in Brasilien, wo aktuell die Weltklimakonferenz stattfindet. Seit der Amtsübernahme von Präsident Lula da Silva im Jahr 2023 haben sich die Entwaldungsraten halbiert, was die Emissionen des Landes deutlich senkt und zeigt, dass Umweltpolitik messbare Erfolge erzielen kann.
Gleichzeitig gibt es weltweit Lichtblicke: Einige Gebiete in China, Europa und Nordamerika entwickeln sich wieder zu CO₂-Senken und binden Treibhausgase etwa durch Aufforstung, wie Pongratz berichtet.
Klimaforscher Minx sieht beim Klimaschutz weiterhin große globale Herausforderungen – etwa, dass Fortschritte immer wieder durch Rückschläge zunichtegemacht werden. „Das muss dringend in eine nachhaltige Emissionsreduktion Richtung Netto-Null umgesetzt werden“, betont er.
Gleichzeitig sieht er Fortschritte, die Hoffnung geben: China hat inzwischen deutlich über 200 Gigawatt an Solaranlagen installiert. Dass das Land vom großen Emissionstreiber zum Vorreiter im Klimaschutz werden könnte, sei ein starkes Signal, so Minx. Ambitionierte Ziele Chinas könnten weltweit Wirkung entfalten und neue Allianzen inspirieren – die möglicherweise den derzeitigen Ausfall der USA beim Klimaschutz ausgleichen.
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