
© Georgia Ward-Fear/Macquarie University
Einfach ungenießbar: Von Agakröten und Krokodilen
Invasive Agakröten vergiften australische Raubtiere wie Warane und Australien-Krokodile. Doch denen kann die gefährliche Kost vorsorglich abgewöhnt werden.

Stand:
Ob es eine Schnapsidee im Wortsinn war, ist nicht überliefert. Dass ihre Umsetzung nicht den gewünschten Erfolg hatte und dem australischen Kontinent vielmehr eine Plage bescherte, ist dagegen offenkundig. Aus Mittel- und Südamerika stammende Agakröten (Rhinella marina) wurden 1935 auf Zuckerrohrplantagen in Australien ausgesetzt, um dort Zuckerrohrkäfer zu vertilgen. Soweit die Theorie.
In der Praxis erwiesen sich Agakröten, eigentlich bei der Futtersuche nicht wählerisch, jedoch eher als Schädling als als Schädlingsbekämpfer. Anstelle der Zuckerrohrkäfer fraßen sie heimische Insekten und kleine Wirbeltiere und begannen sich zu vermehren und auszubreiten.

© Georgia Ward-Fear/Macquarie University
Heute ist die Agakröte in großen Gebieten Australiens anzutreffen, was nicht nur für dort heimische Arten gefährlich ist, die potenzielle Beute oder Nahrungskonkurrenten der invasiven Art sind, sondern auch für Räuber, die versuchen, die giftigen Agakröten zu fressen. Besonders die großen Kröten, die als erste in neuen Gebieten ankommen, produzieren mit Hautdrüsen so viel Gift, dass Warane oder Krokodile daran sterben können.

© Georgia Ward-Fear/Macquarie University
Ein Forschungsteam um Georgia Ward-Fear von der Macquarie University versucht daher, in Flüssen und Seen lebenden Australien-Krokodilen (Crocodylus johnstoni) mithilfe präparierter Köder abzugewöhnen, die giftigen Neuankömmlinge zu fressen. Bei Waranen hat das bereits geklappt. Mit Kamerafallen prüften die Forschenden, welche Tiere zu den Köderstationen kamen.
Dort wurden ihnen mit Lithiumchlorid versetzte Agakrötenkadaver angeboten. Die Dosis war nicht gefährlich, aber versetzte die Krokodile für mehrere Stunden in einen lethargischen Zustand. Sie schlossen die Augen und flüchteten nicht, wenn sich Menschen näherten. Für die Tiere war es eine spürbar unangenehme Erfahrung, denn danach ließen sie von Agakrötenködern ab – auch der lebenden Variante.
„Wir haben Massensterben von Krokodilen in drei Gewässersystemen verhindert“, berichtet Ward-Fear. In einem weiteren Gebiet konnte die Sterblichkeit vor allem der kleineren Krokodile wieder gesenkt werden, nachdem die Agakröten dort angekommen waren. Die Krokodile hatten gelernt, dass es eine Schnapsidee ist, Agakröten zu fressen.
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