zum Hauptinhalt
Der Education City Complex von der Qatar Foundation in Doha.

© IMAGO/Pond5 Images

Geld für die Forschung aus dem Ausland: Nicht immer ist echte Objektivität gewünscht

Es winken traumhafte Bedingungen: Etwa Staaten aus der Golfregion bieten großzügige Förderungen oder eine hohe Vielfalt an den Unis. Forscher sollten bei manchen Angeboten aber vorsichtig sein.

Ulrike Freitag
Eine Kolumne von Ulrike Freitag

Stand:

Angesichts klammer Kassen kann man fragen, inwieweit private Forschungsfinanzierung eine Alternative darstellt. Schließlich ist dieses Modell in den USA, aber auch Großbritannien durchaus erfolgreich. Jedenfalls dann, wenn man ausschließlich auf die Zahl der dort finanzierten Lehrstühle schaut.

Zudem haben insbesondere Qatar und die Vereinigten Arabischen Emirate, aber künftig wohl auch Saudi-Arabien die Ansiedlung von Ablegern internationaler Universitäten großzügig gefördert. Dies soll der besseren Ausbildung vor Ort dienen und diese Länder international als Bildungsstätten positionieren.

Und in der Tat: Der hochmoderne Campus etwa der New York University in Abu Dhabi reflektiert im Lehrpersonal wie in der Studierendenschaft eine Vielfalt, von der deutsche Universitäten nur träumen können.

Es gibt auch öfters Angebote an westliche Forscher, monatsweise an Golfuniversitäten zu lehren und zu forschen. Im Gegenzug werden die Publikationen den arabischen Universitäten zugerechnet und verbessern deren internationales Ranking.

Dies mag in manchen Natur- und Technikwissenschaften durchaus zu einer Win-win-Situation führen, wenn zum Beispiel teure Gerätschaften hierzulande nicht verfügbar sind. Wenn sich jedoch autoritäre Staaten sich als großzügige Sponsoren etwa für regionalwissenschaftliche Forschung anbieten, ist durchaus Vorsicht geboten.

So bot dieser Autorin ein hochrangiger Vertreter eines Golfstaats an, Forschungsaufenthalte und Besuchsreisen ebenso wie Studienaufenthalte von Studierenden zu fördern. Man solle nur, so der Besucher, doch hinterher bitte „objektiv“ über die Situation vor Ort schreiben.

Als ich ihm entgegenhielt, dass Wissenschaftler meist um Objektivität bemüht seien, dass jedoch eine „Objektivität“ im Sinne des eindeutig auf Imageverbesserung ausgerichteten Vorschlags nicht garantiert werden könne, war das Gespräch sehr schnell beendet.

Immer wieder erleben Kollegen es auch, dass sie nach der Veröffentlichung kritischer Werke über bestimmte Staaten Einreiseverbote erhalten.

Wenn wir weiterhin unabhängiges Wissen über die historischen und aktuellen Entwicklungen etwa in der regional zunehmend bedeutsamen Golfregion schätzen – nicht zuletzt, um deren Eigeninteressen zu verstehen – muss sich Deutschland auch weiterhin Regionalwissenschaften „leisten“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })